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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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Betrag ausgestellt war, mit dessen Höhe ich nicht gerechnet hätte. Ich starrte ihn ungläubig an und dachte zunächst, ich hätte mich verlesen. Aber ich irrte mich nicht. Die Summe, die meine zwei Bilder erzielt hatten, erfüllte mich mit einer ungekannten Euphorie.
    Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich einen Lohn erhalten.
    Nachdem ich den Scheck wieder in den Umschlag gesteckt hatte, ging Najeeb vor mir her in Richtung der Medina, doch ich rief seinen Namen und bedeutete ihm, mir zu folgen. Ich betrat eine Bank, trat zum Schalter und sagte dem Bankangestellten, ich wolle ein Konto eröffnen.
    Dieser sah mich an. » Können Sie sich ausweisen, Mademoiselle?«
    » Nein, aber ich komme morgen mit meinem Ausweis zurück«, sagte ich und ließ mich dann bereitwillig von Najeeb in die Sharia Soura zurückführen.
    Am nächsten Morgen äußerte ich abermals den Wunsch, das Haus zu verlassen, und Nawar sah mich mit dem gleichen mürrischen Blick an, rief aber erneut nach Najeeb.
    Zuerst begab ich mich ins Hôtel de la Palmeraie und hinterließ bei Monsieur Henri die vier Bilder, die ich fertiggestellt hatte.
    Anschließend suchte ich wieder die Bank auf und eröffnete ein Konto, um dann eine kleine Summe abzuheben. Als Nächstes ging ich in das Geschäft für Künstlerbedarf, um Papier und Farben zu kaufen. Aus einer Laune heraus erstand ich auch eine Schachtel mit Ölfarben in Tuben, ein paar Leinwände und verschiedene Pinsel. Ich überlegte, wie viel mehr Tiefe ich erreichen könnte, wenn ich mit Ölfarben malte. Es würde für mich eine vollkommen neue Technik sein, und ich konnte es nicht erwarten, sie auszuprobieren.
    Auf dem Rückweg spazierte ich durch die einzelnen Souks mit ihren verschiedenen Farben und Geräuschen, je nach ihrem Warenangebot. Hier und dort blieb ich stehen und befühlte einen Stoff oder eine Holzschnitzerei oder einen Silbergegenstand. Die ganze Zeit über stand Najeeb hinter mir und trug bereitwillig meine Einkäufe. Ich schenkte ihm eine große Tüte mit Cashewnüssen.
    Zu Hause wollte ich sofort mit dem Malen beginnen. In meinem Zimmer war zu dieser Tageszeit zu wenig Licht, also schaffte ich die Staffelei in den Innenhof, spannte eine Leinwand ein und drückte Ölfarben aus den Tuben auf die Palette.
    Kurz darauf kam Mena aus dem Haus und zog sich einen Hocker heran. Während sie zusah, wie der Innenhof langsam unter meinen Pinselstrichen erstand, überzogen sich ihre sonst so blassen Wangen mit einer sanften Röte.
    Ich drehte mich zu ihr, zeigte auf ihr Gesicht und wandte mich dann wieder der Leinwand zu. Als ich sie zu malen begann, rief sie erschrocken: » La, la!« Nein.
    »Was ist denn los?«, fragte ich, und sie bemühte sich, mir mithilfe von Gesten den Grund ihrer Aufregung zu erklären. Ich verstand inzwischen genug Arabisch, um zu begreifen, dass ich sie nicht malen durfte, um ihre Seele nicht auf der Leinwand einzufangen.
    Ich nickte und fragte sie in einfachen Worten, ob ich denn einen Mann abbilden könne.
    Sie überlegte einen Moment und nickte dann. Gegen einen Mann war nichts einzuwenden. Die Seele eines Mannes war stark genug, um sich nicht einfangen zu lassen, meinte ich ihren Worten und Gesten zu entnehmen. Doch eine Frau oder ein Kind durfte ich keinesfalls malen.
    Wir saßen in einvernehmlichem Schweigen da, und Mena sah mir bei der Arbeit zu, als Nawar in den Innenhof kam. Sie blieb stehen und sah sich das Bild an. Sie presste die Lippen zusammen, schüttelte den Kopf und redete in einem Wortschwall auf Mena ein, ehe sie mit wehendem Kaftan wieder ins Haus rauschte.
    Ich sah ihr nach und warf dann Mena einen fragenden Blick zu. Sie schüttelte enttäuscht den Kopf und sagte mir, Nawar hätte mir verboten, im Innenhof zu malen, da sie fürchtete, ich würde mit meinen Bildern böse Geister anlocken.
    Am nächsten Tag war ich mit Mena und Nawar auf dem Dach, als die alte Dienerin etwas aus dem Innenhof hochrief. Mena beugte sich über den Rand des Daches und sprach mit ihr. Dann sah sie mich an.
    » Aszulay ist hier«, sagte sie auf Arabisch.
    Ich sprang auf, vielleicht ein wenig zu schnell, und lief in Richtung Treppe.
    » Sidonie!«, rief Mena mir nach, und als ich mich zu ihr umdrehte, legte sie die Hand auf Nase und Mund, um mich zu erinnern, dass ich mich bedecken sollte.
    Ich nickte, es war mir zu umständlich, ihr zu erklären, warum das nicht nötig sei, und stieg die Treppe hinab.
    Aszulay stand mit Badou an der Hand im Innenhof.
    » Hallo!«, sagte ich

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