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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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Lastwagen? Sie besitzen ein Fahrzeug?«
    Er nickte. Wieder war ich überrascht. In meiner Vorstellung ging er wie der erste Blaue Mann, dem ich begegnet war, zu Fuß auf einer Karawanenpiste. Oder saß höchstens auf dem Rücken eines Kamels.
    » Finden Sie das merkwürdig?«
    Ich lächelte. » Nein, nicht wirklich.«
    » Also, kommen Sie mit?«
    » Ja, ich komme mit. Es sei denn …« Ich brach ab. Es sei denn, Etienne würde inzwischen zurückkommen.
    » Es sei denn …?«, fragte er.
    » Ach, nichts.«
    » Dann also bis in sieben Tagen. Ich hole Sie nach dem Frühstück ab«, sagte er.
    » Bringst du uns morgen wieder etwas zu essen, Onkel Aszulay?«, fragte Badou und sah zu ihm hoch.
    Aszulay legte ihm die Hand auf den Kopf. » Morgen muss ich lange arbeiten. Aber ich habe euch Essen dagelassen. Falida wird es für euch aufwärmen.«
    » Wird Maman bald wieder zurückkommen?«, fragte Badou.
    Aszulay nickte. » Ja, bald.«
    Ich sah zuerst den Jungen an, dann Aszulay. » Ich könnte morgen nach Badou und Falida schauen.«
    » Ja, bitte komm uns besuchen«, sagte Badou begeistert.
    » Wenn Sie mögen«, sagte Aszulay.
    » Also, dann bis morgen, Badou«, sagte ich, und der Junge nickte.
    Aszulay nahm Badou an der Hand, und ich trat durch das Tor.

DREISSIG
    A m nächsten Morgen ließ ich mich von Najeeb in die Sharia Zitoun begleiten. Ich trug einen Korb mit Brot und einem Topf kefta – Lammhackfleisch –, das ich selbst zubereitet hatte. Kurz vor elf betätigte ich den Türklopfer am Tor.
    Najeeb lehnte sich draußen an die Mauer, und ich wusste, er würde auf mich warten, gleich wie lange es dauerte.
    Ich musste nochmals klopfen, ehe Falida zaghaft von drinnen rief, wer da sei. Als ich mich zu erkennen gab, zog sie zögernd das Tor auf.
    » Meine Herrin ist nicht hier«, sagte sie.
    » Ich weiß. Aber ich wollte euch etwas zu essen vorbeibringen und nach Badou schauen.«
    Sie nickte und ließ mich in den Innenhof herein.
    Badou kam die Treppe herunter; wieder hatte er gekämmtes Haar und ein frisch gewaschenes Gesicht. » Sidonie!«, sagte er und blickte neugierig zum Topf. » Schau!« Er öffnete den Mund und bewegte mit der Zungenspitze einen Schneidezahn. » Mein Zahn ist so komisch.«
    Ich lächelte und besah mir den Zahn. »Er wird bald herausfallen, doch dafür wird ein neuer wachsen.«
    » Tut das weh?«
    » Nein, oder höchstens ein kleines bisschen.«
    » Gut«, sagte er voller Vertrauen und warf wieder einen Blick auf den Topf.
    » Magst du kefta?«, fragte ich, worauf er begeistert nickte und dann vor mir her ins Haus rannte. Ich folgte ihm in die Küche, und Falida kam hinter mir her. Die Küche war sauber und aufgeräumt. » Du kümmerst dich so gut um alles, Falida«, sagte ich, und sie machte erstaunt den Mund auf. Dann lächelte sie, und dieses Lächeln verlieh ihrem Gesicht einen ganz anderen Ausdruck. Obwohl sie schrecklich dünn war und dunkle Ringe unter den Augen hatte, konnte man das hübsche Mädchen erahnen, das sie einmal werden würde.
    » Falida badet mich jeden Tag, wenn Maman nicht da ist«, verkündete Badou.
    » Ja, das habe ich gesehen.« Ich sah lächelnd zu Falida, die verlegen den Kopf senkte.
    Ich verteilte das Essen auf drei Teller, und jeder trug seinen Teller in den Innenhof hinaus. Dort setzte ich mich auf das Sofa, während Badou es vorzog, auf dem Boden zu sitzen und den Teller auf den niedrigen Tisch vor sich zu stellen. Falida verharrte indessen im Hauseingang. » Komm her, Falida, und iss mit uns«, forderte ich sie auf.
    Sie schüttelte den Kopf. » Das darf ich nicht.«
    Ich sah sie an. » Doch, heute darfst du es.« Sie kam schüchtern herüber und nahm neben Badou auf dem Boden Platz.
    Bei meiner Rückkehr in die Sharia Soura traf ich Mena im Innenhof an. Am Abend zuvor hatte sie kaum mit mir geredet, nachdem ich mit Badou und Aszulay den Majorelle-Garten besucht hatte, und ich fragte mich, ob sie vielleicht krank war.
    Am Morgen hatte ich sie nicht gesehen, und als ich nun hereinkam, hob sie wortlos ein Paar babouches ihres Mannes vom Boden neben dem Eingang hoch und hielt sie gegen die Brust. Sie wies darauf, dann deutete sie auf mich. Zuerst verstand ich nicht, doch als sie die babouches wieder an die Brust drückte und dann auf mich zeigte, indem sie » rajul« – Ehemann – sagte, begriff ich, was sie meinte.
    Sie wollte wissen, wo mein Mann war.
    Mit einer ausladenden Geste zum Tor hin bemühte ich mich, ihr zu erklären, dass der Mann, den ich heiraten

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