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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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musterte. Auch wenn wir uns nicht unterhalten konnten, schätzte ich ihr Lächeln, das sie nach dem ersten Tag immer öfter zeigte. Sie sagte mir, sie heiße Mena, und lachte, als sie versuchte, meinen Namen auszusprechen. Sie hatte eine hohe, liebenswürdige Stimme und ein rundes, blasses Gesicht, ein Aussehen, das marokkanische Männer besonders schätzten, wie ich wusste. Sie konnte kaum älter als zwanzig sein.
    Ich musste nur fragend auf einen Gegenstand deuten, und Mena nannte mir die arabische Bezeichnung. So lernte ich in kurzer Zeit einige neue Worte und einfache Formulierungen. Sie brannte offensichtlich darauf, sich mit mir zu unterhalten, denn trotz der ständigen Anwesenheit der anderen beiden Frauen schien sie einsam zu sein.
    Ohne Unterlass plauderte sie, während sie mir zeigte, wie man Couscous zubereitete – der befeuchtete Hartweizengrieß wurde mit Mehl bestäubt und dann über Dampf gegart. Ich sah zu, wie sie harira machte, einen Linsen- und Kichererbseneintopf mit Lammfleisch. Als ich ihr zu verstehen gab, dass ich auch gern andere Gerichte kennenlernen wollte, ließ sie sich nicht lange bitten. Sie zeigte mir, wie man das dazugehörige Fleisch und Gemüse schnitt und wie lange man es garte. Manchmal nahm sie ungeduldig meine Hand und bedeutete mir, dass ich stärker in einem Topf rühren sollte. Den missbilligenden Blicken der alten Dienerin schenkte sie keine Beachtung, doch sobald die ältere Ehefrau – Nawar – die Küche betrat, schwieg sie.
    Am vierten Tag wurde ich unruhig und hielt es nicht länger im Haus, auf dem Dach oder im Innenhof aus. Ich ließ Mena wissen, dass ich gern ausgehen wollte. Sie besprach sich mit Nawar, die ein mürrisches Gesicht machte, dann aber nach Najeeb rief, woraufhin einer der Jungen aus einem Zimmer herauskam. Sie redete kurz mit ihm, wies mit einer Kinnbewegung zu mir, und Najeeb ging zum Tor, wo er wartend stehen blieb. Ich bedeckte das Gesicht und folgte ihm in das Gassengewirr hinaus. Während er vor mir herging, blickte ich auf seine nackten Fersen, an denen sich eine dicke Hornschicht gebildet hatte. Einige Straßen und Ecken erkannte ich wieder, und auf dem Weg zu den Souks kamen wir sogar an der Sharia Zitoun vorbei. Ich sah die Nische in der Wand, in der sich die Kätzchen versteckten und in die Badou und Falida sich setzten, wenn Manon sie wieder einmal hinausschickte.
    Als wir die Souks erreichten, ließ Najeeb mich vorausgehen, offensichtlich nahm er an, dass ich Einkäufe erledigen wollte.
    Ich überquerte den Dschemma el Fna, passierte das große Tor und betrat das Französische Viertel. Auf dem Weg zum Hôtel de la Palmeraie warf ich immer wieder einen Blick über die Schulter zurück zu Najeeb. Ehe ich die Hotelhalle betrat, bedeutete ich dem Jungen, draußen zu warten, und nahm Gesichtsschleier und haik ab. Augenblicklich wich er vor mir zurück.
    Als Monsieur Henri mich hereinkommen sah, bedachte er meinen Kaftan zwar mit einem Stirnrunzeln, nickte mir aber zu. » Ach, Mademoiselle, ja. Ich habe fantastische Neuigkeiten für Sie. Beide Ihrer Bilder wurden verkauft, und die Käufer sind an weiteren Werken von Ihnen interessiert. Es handelt sich um ein junges Paar, das gerade dabei ist, sein Haus in Antibes einzurichten, und sie hätten gern mindestens vier weitere Bilder in der gleichen Anmutung.«
    Eine ungekannte Hitze durchströmte mich. Ich hatte keine Ahnung gehabt, wie es sich anfühlte, eine solche Nachricht zu erhalten – dass meine Bilder gefragt waren.
    » Mademoiselle? Sie sagten, Sie hätten weitere Bilder. Das Paar reist nächste Woche ab und hätte gern davor die Gelegenheit genützt, sich die Bilder anzusehen.«
    Ich nickte. » Ja, ja, natürlich. Ich bringe sie morgen vorbei.«
    » Gut. Nun schauen wir einmal«, murmelte er und drehte sich zu einer herausgezogenen Schublade im Schrank hinter dem Tresen um. » Ja, hier ist es. Das Hotel hat die üblichen fünfzig Prozent Kommission einbehalten. Die Einzelheiten des Verkaufs finden Sie auf der beigefügten Quittung.«
    Ich nahm den Umschlag entgegen. » Danke, Monsieur Henri, vielen Dank.«
    » Dann bis morgen.« Erneut wandte er mir den Rücken zu und machte mir somit klar, dass es nichts mehr zu besprechen gab.
    Ehe ich wieder zu Najeeb hinaustrat, bedeckte ich mich rasch, um ihn nicht wieder in Verlegenheit zu bringen. Ich konnte meine Neugier nicht länger bezähmen und riss das Kuvert auf. Zusammen mit der getippten Quittung zog ich einen Scheck hervor, der auf einen

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