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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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Schwellung abgeklungen war, bin ich nach Hause gegangen.« Er hockte sich neben mich auf die Fersen und nahm meine Hand, ehe er sanft den Verband löste. » Ja, schau mal. Die Wunde ist fast schon verheilt, das Gift ist heraus.«
    »Das Gift?«, fragte ich und betrachtete die Innenseite meiner Hand, die in Aszulays Hand lag. Der Ballen war nicht mehr geschwollen, und nur noch eine kleine Wunde war in der Mitte zu sehen.
    Mit einem Mal erinnerte ich mich wieder, wie ich in der vergangenen Nacht die Lippen auf seine Hand gedrückt hatte. Es war mir peinlich, doch dann beruhigte ich mich: Gewiss hatte er doch bemerkt, dass ich im Delirium war und nicht Herr meiner selbst.
    Aszulay verband die Hand wieder. » Lass die Binde heute noch darauf, um die Wunde vor Verschmutzung zu schützen. Aber morgen wird kaum mehr was zu sehen sein.«
    » Gift?«, sagte ich nochmals. » Was für ein Gift?«
    Er stand auf und wandte den Blick ab. » Da war ein kleiner Splitter in deinem Fleisch, den ich entfernt habe. Ein Knochensplitter. Daraus wurden früher manchmal die Spitzen für Federhalter gemacht.«
    Unwillkürlich sah ich vor meinem geistigen Auge wieder Falida, die auf dem Friedhof in der Graberde wühlte. Ihre schaurige Suche nach den Ingredienzien für ihre Herrin. Ich fröstelte, als wäre der Schüttelfrost der vergangenen Nacht wieder zurückgekehrt. » Aber warum sollte ein alter Knochensplitter eine Infektion hervorrufen?«
    Er blickte mich an. » Ein alter Knochen allein nicht. Vielleicht … wurde die Spitze in eine Substanz getaucht …« Er unterbrach sich. » Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher.«
    » Und wenn du den Splitter nicht entfernt hättest? Wenn Mena nicht nach dir geschickt hätte?«
    » In zwei Tagen fahre ich mit Badou aufs Land.« Er hatte unvermittelt das Thema gewechselt und machte mir damit klar, dass er nicht länger darüber reden wollte. » Was ist mit dir? Willst du immer noch mitkommen?«
    Ich nickte. Ich wagte nicht, ihn zu fragen, ob er – so wie ich inzwischen – glaubte, dass Manon mich absichtlich verletzt hatte. Als sie hörte, dass ich mit Aszulay und ihrem Sohn aufs Land fahren würde, hatte sie beschlossen, es zu verhindern.
    Natürlich hatte Manon niemals vorgehabt, mir den Füllfederhalter zu schenken. Sie hatte mich absichtlich mit der Spitze geritzt, um mich zu vergiften. Der Gedanke ließ mich schaudern.
    Ich wollte diese Frau nie mehr wiedersehen.
    Und verdrängte den Gedanken, dass sich Badou und Falida in ihrer Obhut befanden.
    Zwei Tage später – die Wunde auf meiner Hand war tatsächlich abgeklungen – kam Aszulay mich abholen. Badou wartete draußen vor dem Tor, während Aszulay in den Innenhof trat. Ich war gerade dabei, den haik über den Kopf zu ziehen, als Aszulay meinen Namen sagte, und zwar in einem Ton, der mich innehalten ließ.
    » Ja?«
    Er wirkte merkwürdig, so als fühlte er sich nicht wohl in seiner Haut. Ich hatte ihn noch nie so erlebt.
    » Bist du sicher, dass du mitkommen willst?«
    » Aber ja. Warum fragst du?«
    » Bei Manon …« Er machte eine Pause, ehe er fortfuhr. » Als ich Badou abgeholt habe …«
    » Nein«, sagte ich, und er schwieg. Ich stellte mir das Gespräch vor, das sie geführt hatten. Gewiss hatte Aszulay Manon vorgeworfen, was sie mir angetan hatte. Sie hatten sich gestritten. Und nun wollte Aszulay mir erzählen, was Manon gesagt hatte, wollte mir vielleicht erklären, warum sie es getan hatte. Wahrscheinlich hatte sie ihn auch gefragt, ob ich mitkäme, und gehofft, er würde Nein sagen, ich sei krank. Sie wollte nicht, dass ich mit Aszulay Zeit verbrachte; natürlich war sie eifersüchtig auf mich. Und als sie herausfand, dass ich doch mitkommen würde … Meine dunkle Seite in mir ließ mich die Vorstellung genießen, wie sie wütend wurde, als sie feststellen musste, dass es ihr nicht gelungen war, mir Schaden zuzufügen. Sie sollte ruhig glauben, ich sei stärker als sie.
    » Was immer du gerade mit Manon gesprochen hast, ich will es nicht wissen«, sagte ich. » Ich will nicht mehr an Manon und die Sharia Zitoun denken. Wenigstens für zwei Tage, Aszulay. Bitte rede nicht mehr von ihr.«
    Eine Weile sah er mich an, als ränge er mit sich, dann nickte er widerstrebend. Wir traten durch das Tor hinaus zu Badou und gingen dann zu dritt durch die Medina. Aszulay hatte sich zwei große Jutesäcke auf die Schultern geladen, und ich trug meine gewebte Schultertasche. Er schlug eine mir unbekannte Richtung ein, und wir gelangten

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