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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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etwas zu holen. Du brauchst jetzt mehr als nur Gebete und Räucherkräuter.« Sein Blick glitt von meinem Gesicht abwärts zu meinem Hals, und er streckte die Hand aus. » Oder ein Amulett.«
    Ich blickte auf das Amulett in seiner Hand: ein kreisrunder Anhänger mit einem Auge darin, der an einer Goldkette hing und Mena gehörte. Es war mir aufgefallen, als wir uns im Hamam umzogen. Sie musste es um meinen Hals gelegt haben, als ich schlief.
    Als die Dienerin mit einer Decke hereinkam und sie vor sich hinmurmelnd auf Armeslänge von sich hielt, ließ Aszulay das Amulett los und stand auf, um sie ihr abzunehmen, und deckte mich zu.
    Ich döste wieder ein, während ich mir Aszulays Gegenwart bewusst war, der sich einen Hocker herangezogen hatte und nun neben mir saß. Dann spürte ich, wie er erneut meine Hand nahm. Nur mühsam gelang es mir, die Augen wieder zu öffnen, und ich sah, wie er sich, einen Gegenstand zwischen Daumen und Zeigefinger, über meine Hand in seinem Schoß beugte. Plötzlich spürte ich einen schmerzhaften, tiefen Stich und verspürte den Impuls, die Hand zurückzuziehen, doch er hielt sie fest. Ich stöhnte, während er mit einem scharfen, heißen Gegenstand in meiner Wunde stocherte.
    Er murmelte etwas auf Arabisch, tröstende Worte, und auch wenn ich sie nicht verstand, wusste ich, dass er mich beruhigen wollte, mir zu verstehen gab, dass es gleich vorbei sei und es ihm leidtue, mir Schmerzen zuzufügen.
    Ich hielt den Atem an.
    Schließlich hob er den Kopf, und ich stöhnte nochmals auf, doch diesmal vor Erleichterung, da das schmerzhafte Pochen aufgehört hatte. » Ich habe es«, sagte er, aber ich verstand nicht, was er meinte, und es war mir auch gleich.
    Meine Hand brannte höllisch, und ich sog scharf den Atem ein und hob den Kopf, um zu sehen, woher das Brennen rührte. Aszulay träufelte eine scharf riechende Flüssigkeit über meinen Handballen, wahrscheinlich ein Desinfektionsmittel. » Es tut schrecklich weh«, sagte ich.
    » Ich weiß, aber gleich ist es vorbei.« Er wickelte eine saubere Binde um meine Hand. » Nun trink«, sagte er, indem er mir ein Glas an die Lippen hielt. Es schmeckte sirupartig, aber die Süße vermochte den bitteren Geschmack nicht zu übertünchen. » Ein Mittel, das die Schmerzen stillt und das Fieber senkt.«
    Ich trank das Glas aus und sank wieder auf das Kissen zurück. Meine Hand pochte vor Schmerz. Aszulay saß schweigend neben mir, und irgendwann, ich weiß nicht, wie viel Zeit verging, bemerkte ich, dass die Schmerzen abgeklungen waren, und eine friedvolle Schläfrigkeit legte sich auf mich. » Es tut nicht mehr weh«, murmelte ich.
    » Gut«, sagte Aszulay und streichelte mir über die Stirn.
    » Ich habe heute über deine Hände nachgedacht«, murmelte ich, » im Hamam.« Und dann schlief ich ein.
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, blinzelte ich in dem dämmrigen Licht und fragte mich einen Moment lang, warum ich nicht oben in meinem Zimmer lag.
    Dann hob ich den Arm und erblickte den ordentlichen Verband um meine Hand.
    Mena kam mit einem Glas Tee herein, und ich richtete mich mühsam auf. » Kayf al-haal?«, fragte sie, während sie mir das Glas reichte.
    Ich hielt es vorsichtig mit beiden Händen. » Es geht mir gut«, antwortete ich auf Arabisch. Das stimmte; ich hatte kein Fieber mehr, und im Handballen spürte ich nur noch ein leichtes Ziehen.
    Ich dachte daran, wie sich Aszulay über mich gebeugt hatte. » Aszulay?«, sagte ich. » Ist er noch hier?«
    » La«, erwiderte Mena.
    Eine Stunde später fühlte ich mich stark genug, in mein Zimmer hinaufzugehen, mich zu waschen, umzuziehen und die Haare zu bürsten, auch wenn ich immer noch recht zittrig auf den Beinen war. Meine Bewegungen waren wegen des Verbands an meiner Hand ein wenig unbeholfen, und auf meiner Wange prangte ein dunkelroter Bluterguss, der schmerzte, wenn ich ihn berührte.
    Kurz darauf saß ich im Innenhof, als Aszulay hereinkam. Verlegen sah ich ihn an; welche meiner Erinnerungen an den gestrigen Abend waren wirklich geschehen, und was davon hatte ich geträumt? Die Erinnerungen vermischten sich mit den Fantasien über ihn, die mich im Hamam bestürmt hatten.
    Doch er sah mich mit einem Lächeln an, und ich erwiderte es. » Es scheint dir viel besser zu gehen«, sagte er und nickte zufrieden. Erst da fiel mir auf, dass er mich die ganze Zeit schon vertraulich duzte. » Ich bin bis heute früh hiergeblieben, doch als ich sah, dass du kein Fieber mehr hast und die

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