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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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ich schon zahlreiche Männer von der Art Mustaphas und Aziz’ gesehen hatte. Doch immerhin waren sie mir ja sozusagen empfohlen worden, zumindest gab es eine Referenz, und zwar von dem Briten, mit dem Elizabeth gesprochen hatte. Ich lächelte Mustapha zu, der keine Miene verzog. »Könnte ich bitte den Wagen sehen, Mustapha?«, fragte ich und hoffte entgegen meinem Vorsatz, mir keine Illusionen zu machen, er möge in besserem Zustand sein als die, die ich bereits zu Gesicht bekommen hatte.
    » O ja, Madame, sehr gutes Auto. Sehr gut.« Während er sprach, schien seine Brust unter der roten Weste anzuschwellen. » Ich sehr gute Fahrer. Sehr gut. Fragen Sie. Jeder Ihnen sagen, Mustapha sehr gut. Auto sehr gut.«
    » Ich bin sicher, es ist … ein gutes Auto«, sagte ich und wiederholte das Wort, das Mustapha offensichtlich sehr liebte. » Aber trotzdem muss ich es vorher sehen, bitte.«
    » Welchen Preis zahlen Madame?«
    » Ich will nach Marrakesch, nicht nur nach Casablanca. Aber zuerst muss ich mir den Wagen anschauen, Mustapha.« Ich sprach sanft und lächelte dabei, da ich in dieser einen Woche in Nordafrika gelernt hatte, dass ein Araber bestimmt ein Problem damit haben würde, von einer Frau Anweisungen zu erhalten. » Dürfte ich nun Ihr Auto sehen?«
    Er wedelte mit dem Arm in Richtung Straße und deutete auf einen zitronengelben Citroën. Er war staubbedeckt, und die Reifen waren schlammverkrustet. Auch aus der Entfernung war klar zu erkennen, dass der Wagen eine Zeit lang in einem Gewässer gelegen hatte, ehe man ihn herauszog. Er war verrostet und verbeult, sein Stoffdach zerfetzt, doch im Vergleich zu den anderen, die man mir angeboten hatte, gab er Anlass zu Hoffnung.
    Ich folgte Mustapha zu dem Wagen und spähte hinein. Auch das Wageninnere war schmutzig, hie und da sah man ein paar verdorbene Speisereste. Über den Beifahrersitz war eine alte, muffig riechende, rot-schwarz gestreifte dschellaba gebreitet. Als ich mich durch das heruntergelassene Fenster in den Wagen beugte, schlug mir ein übler Geruch entgegen, noch schlimmer als der, den die dschellaba verströmte. Es war ein Dreisitzer; der dritte Sitz befand sich hinten in der Mitte. Ich erinnerte mich, einen solchen Wagen in einer der Automobilzeitschriften meines Vaters gesehen zu haben. Wie hieß das Modell mit diesem seltsamen dritten Sitz noch mal, auf dem der Passagier gezwungen war, die Füße zwischen die beiden vorderen Sitze zu strecken?, überlegte ich kurz, aber er fiel mir nicht ein.
    Neben dem Mittelsitz lag ein Stapel Ziegenhäute, an deren Unterseiten getrocknete Fleischfetzen hingen. Der Stapel wimmelte von Fliegen.
    Dann entsann ich mich wieder des Namens. Der Wagen war ein Citroën Trèfle, ein » Kleeblatt«.
    Er würde seinen Zweck erfüllen. Doch da ich weder zu euphorisch noch überängstlich erscheinen wollte, zögerte ich noch.
    Aziz trat neben mich. » Was meinen Sie, Madame? Er passt Ihnen?«, fragte er, indem er zum ersten Mal das Wort ergriff. Angesichts seiner schmächtigen Statur klang seine Stimme erstaunlich tief; sein Französisch war besser als das Mustaphas.
    » Ich habe zwei große Koffer.« Ich warf einen skeptischen Blick auf die Ziegenhäute. » Werden die Platz haben?«
    » Wir machen Platz, Madame«, sagte Aziz, ehe er sich auf Arabisch an Mustapha wandte.
    » Ist sehr gute Auto, oui, Madame?«, fragte Mustapha.
    » Ja, Mustapha. Ja. Ich hätte gern, dass Sie mich fahren. Und Sie würden mich auch bis nach Marrakesch bringen?«
    » Inschallah«, sagte Mustapha, und diese Formulierung – » So Gott will« – war mir ebenfalls bereits vertraut. Mir war nicht entgangen, dass die Nordafrikaner es bei jeder Gelegenheit sagten, angefangen vom Wetter über das Essen bis zu ihrer Gesundheit. So Gott will, dachte ich im Stillen und nickte Mustapha zu. Und dann begann das unumgängliche Feilschen um den Preis.
    Am nächsten Morgen ging es los. Aziz saß eingezwängt auf dem Hintersitz, eingerahmt von je einem meiner Koffer. Ich hatte keine Ahnung, warum Mustapha sie nicht im Kofferraum verstaute, doch bei meinem gestenreich vorgetragenen Vorschlag hatte er einfach nur den Kopf geschüttelt und sie stattdessen kurzerhand neben den Rücksitz verfrachtet. Zwar war der Wagen noch immer alles andere als sauber, doch immerhin hatte Mustapha die vergammelten Speisereste entfernt und die Ziegenhäute mit langen Lumpenstreifen auf dem Dach festgezurrt.
    Ehe wir losfuhren, gingen Mustapha und Aziz um den Wagen herum,

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