Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
Vom Netzwerk:
jedoch nichts so Befremdliches an mir, um als Gesprächsstoff für das abfällige Geschwätz anderer zu dienen.
    Wie gern wäre ich auf mein Zimmer gegangen. Ich spähte über die Banklehne hinweg zu ihrem Tisch hinüber und bemerkte, wie Elizabeth aufstand und ihre Handtasche ergriff. Schnell drehte ich mich wieder um und wartete, dass sie ging. Bestimmt würden auch die anderen ihr bald folgen, sodass ich glücklich entkommen konnte.
    Doch in diesem Moment spazierte Elizabeth um die Bank herum und hielt inne, als sie mich erblickte.
    » Ach, hallo, Sidonie«, sagte sie, und ich errötete. » Was machen Sie denn so allein hier? Ich bin auf dem Weg zur Toilette. Gerade haben wir über Sie geredet.«
    » Ach ja?«, sagte ich, unfähig, ihr ins Gesicht zu blicken.
    » Gehen Sie doch hinüber zu unserem Tisch und leisten Sie uns Gesellschaft. Ich bin gleich wieder zurück.«
    » Nein, danke, aber ich … ich muss auf mein Zimmer zurück.« Damit stand ich auf.
    Sie zuckte die Schultern. » Wie Sie wollen. Haben Sie übrigens einen Wagen und Fahrer auftreiben können?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    » Ich habe mich heute im Red Palm Café mit einem Briten unterhalten. Er erzählte mir, dass er gerade erst aus Casablanca mit einem Wagen gekommen ist und dass der Fahrer morgen in Richtung Süden zurückfahren will.« Sie öffnete die Handtasche und suchte etwas, bis sie schließlich einen zerknitterten Zettel herauszog und mir reichte. » Hier ist der Name des Fahrers. Bitten Sie doch einen der Laufburschen, ihn ausfindig zu machen; er wohnt irgendwo in der Medina. Und wenn er sich bei Ihnen meldet, dann mieten Sie ihn doch gleich für die ganze Strecke nach Marrakesch. Soweit ich gehört habe, könnte es sein, dass Sie sonst in Rabat tagelang auf einen Zug warten müssen. Die Afrikaner haben nicht gerade einen ausgeprägten Sinn für Pünktlichkeit.«
    Nun wusste ich nicht, wie ich reagieren sollte. Trotz ihrer Unverfrorenheit und ihres mangelnden Feingefühls hatte Elizabeth Pandy mich soeben mit der Information versorgt, auf die ich seit Tagen sehnsüchtig wartete. Ich nahm den Zettel und faltete ihn auseinander. Mustapha. Groß. Rote Weste, gelber Citroën, war daraufgekritzelt.
    » Danke, Elizabeth«, sagte ich zaghaft.
    » Wir müssen doch zusammenhalten, nicht wahr?«, sagte sie und hob grüßend die Hand.
    Ich lächelte und nickte ihr zu, dann verließ ich die Lounge. Auf meinem Weg zur Lobby blieb ich stehen, um mit Omar zu sprechen. Endlich geschah etwas.
    Am nächsten Morgen meldete sich Mustapha auf der Hotelveranda bei mir. Erleichtert nahm ich zur Kenntnis, dass er Französisch sprach, zumindest bruchstückhaft. Wie auf dem Zettel beschrieben, war er groß und trug eine ausgesprochen schmutzige, ehemals rote Weste über einem nicht minder dreckigen langen Gewand, das einmal weiß gewesen war. An den Säumen war es ausgefranst, und es reichte ihm bis zu den Zehen, die aus seinen gewebten Sandalen ragten. Neben ihm stand ein sehr kleiner Mann, der die Kapuze seiner dschellaba, des Kapuzenmantels, den die Männer hierzulande trugen, heruntergeschlagen hatte und auf dessen Kopf eine weiße, runde Kappe saß. Mit dem ihm verbliebenen braunen Auge starrte er mich an, während auf der anderen Seite nur eine verstörend leere Augenhöhle war.
    Mustapha gestikulierte zu zwei weiteren Männern, die am Fuß der Treppe warteten. Beide hatten die Kapuzen ihrer dschellabas über den Kopf gezogen, sodass ich ihre Gesichter nur erahnen konnte.
    Er sprach mit Omar, der einen Moment lang finster dreinblickte, ehe sich seine Miene erhellte.
    » Ach ja. Er hat Freunde mitgebracht, um für seine Reinheit sprechen.«
    » Für seine Reinheit sprechen?«
    » Ja. Er eine reine Mann.«
    Da dämmerte mir, dass Mustapha diese Männer dabeihatte, um seinen guten Leumund zu bezeugen. Ich sah sie verstohlen an, doch die Männer hatten mir den Rücken zugekehrt.
    » Sie nicht mit Frauen reden«, sagte Omar und ging die Stufen hinab. Während er mit ihnen sprach, klopfte Mustapha dem kleineren Mann auf die Schulter, und eine Staubwolke stieg von seiner dschellaba auf.
    » Mein Cousin, Madame«, erklärte er. » Aziz. Er immer mit mir kommen.«
    Ich nickte den beiden zu. Es hatte keinen Sinn, Mustapha zu korrigieren, dass er mich nicht mit Madame ansprechen solle, da ich unverheiratet war. Alle arabischen Männer benutzten diese Anrede für nichtafrikanische Frauen.
    Ich hatte mir vorgenommen, mir nicht allzu große Hoffnungen zu machen, da

Weitere Kostenlose Bücher