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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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und betrachtete es eingehender. Mit einem Mal stellte ich fest, dass es so öde, wie ich gedacht hatte, nicht war, und ich begann Dinge zu sehen, wo ich zuvor das reine Nichts vermutet hatte.
    Ein paar wenige Male begegneten uns andere Automobile, allesamt Blechkisten wie das unsrige, und dann musste einer ausweichen und sich ein wenig von der Piste entfernen, um den anderen passieren zu lassen. Die anderen Autos wurden ebenfalls von Arabern gefahren; jedes Mal winkten und riefen Mustapha und Aziz dem jeweiligen Fahrer etwas zu, der ihnen ebenso überschwänglich antwortete. Ich wusste nicht, ob die Männer einander kannten oder ob diese Art der Begrüßung auch unter Fremden Brauch war auf den Karawanenpisten Marokkos.
    Wieder einmal sah ich in der Ferne eine weiße Erhebung. Von Aziz wusste ich, dass es sich um ein Heiligengrab handelte, einen jener Schreine, zu dem er mich mitzunehmen angeboten hatte, um für mich zu beten, damit ich einen Ehemann bekam. Diese gelegentlich auftauchenden Gräber unterbrachen die Monotonie der Landschaft, die nun aus roter Erde und Steinen geformt wurde, eine öde Weite, die sich, so weit das Auge reichte, in alle Richtungen erstreckte.
    Plötzlich ging es steil bergab, und ich konnte die weiße Erhebung direkt vor uns nur noch teilweise erkennen; der Wagen krachte in ein Loch und hüpfte zur Seite. Mustapha schrie auf und riss das Lenkrad herum, doch das Auto schlitterte von der Sandpiste in eine tiefe Sandfurche hinein.
    Der Motor dröhnte, während Mustapha versuchte, den Wagen aus dem Sand zu befreien. Dann stiegen die beiden Männer aus, gingen um das Auto herum und diskutierten aufgeregt auf Arabisch. Mustapha bedeutete mir, ebenfalls auszusteigen, und setzte sich wieder hinters Lenkrad. Während Aziz am Heck schob, versuchte Mustapha anzufahren, doch vergeblich. Aziz schrie etwas nach vorn, woraufhin Mustapha den Motor ausschaltete. Sie hoben meine Koffer aus dem Wagen und versuchten es erneut. Wieder drehten sich die Reifen und gruben sich nur noch tiefer in den Sand. Ich ging ebenfalls zum Wagenheck und half Aziz beim Schieben. Der Motor dröhnte, und die Reifen spuckten mir Sand in Augen und Ohren. Sogar auf der Zunge schmeckte ich ihn. Ich schloss die Augen und drehte das Gesicht zur Seite. Noch immer bewegte sich der Wagen nicht von der Stelle. Mustapha, der den Motor laufen ließ, kam nach hinten, um, die Hände in die Hüften gestemmt, die Lage in Augenschein zu nehmen. Dann streckte er die Hand in den Wagen, zog die fadenscheinige dschellaba heraus und riss sie kurzerhand in zwei Hälften. Er schob je eine Stoffbahn vor jedes Vorderrad, sagte etwas zu Aziz, und die beiden tauschten die Plätze.
    Wieder das gleiche Spiel. Auch die zusätzliche Reibung, die die Stofffetzen boten, half nicht. Aziz stellte den Motor ab und trat wieder zu uns. » Wir müssen mehr schieben«, sagte er.
    Ich befeuchtete die Lippen. » Ich werde fahren, und Sie beide schieben«, sagte ich.
    Sie starrten mich an.
    » In Ordnung?«
    Mustapha schüttelte den Kopf und sprach einen langen, wütenden Satz zu Aziz.
    » Mein Cousin hat Angst vor eine Frau, die Auto fahren«, erklärte der. » Sie wird die baraka wegnehmen.«
    » Ich kann fahren«, sagte ich. » In Amerika habe ich auch einen Wagen gefahren.«
    Aziz sagte in einem sehr bestimmten Ton etwas zu Mustapha. Schließlich hob dieser missmutig die Hände und ging vor sich hermurmelnd weg. Mehrmals umkreiste er den Wagen, wobei seine Bögen immer enger wurden, bis er schließlich wieder neben uns stehen blieb und mich anstarrte.
    » Gut, Sie fahren«, sagte er. Ich setzte mich hinters Lenkrad. Ich drehte den Schlüssel, legte einen Fuß aufs Gaspedal, den anderen auf die Kupplung und die Hand an den Schalthebel. Einen Moment lang schloss ich die Augen und genoss die unerwartete Freude, die es mir bereitete, einfach nur die Hände auf dem Lenkrad zu haben und das Rattern unter mir zu spüren. Ich dachte an den Silver Ghost. Trotz des tragischen Ausgangs des Unfalls hatte der Wagen ihn einigermaßen unbeschadet überstanden. Nachdem die Windschutzscheibe erneuert und die Kratzer und Beulen ausgebessert worden waren, hatte ich Mr Barlow gebeten, ihn für mich zu verkaufen. Ich wollte ihn nie wiedersehen.
    Der Verkauf brachte mir eine unerwartet hohe Summe ein. Als Mr Barlow mir den dicken Umschlag mit den Banknoten reichte, schüttelte ich den Kopf. » Ich will es nicht«, sagte ich und sah das Kuvert an, als beinhaltete es etwas Giftiges. Ich

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