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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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hatte das Gefühl, als wäre das Geld schmutzig, ja tatsächlich giftig. » Behalten Sie es für die Miete«, sagte ich, doch diesmal schüttelte er den Kopf.
    » Nun komm schon, Sidonie, du hast nicht alle Sinne beisammen. Du solltest an die Zukunft denken«, sagte er und ließ das Geld auf dem Küchentisch liegen.
    Während der nächsten beiden Tage machte ich einen großen Bogen darum herum, doch schließlich nahm ich den Umschlag und steckte ihn in die hinterste Ecke meines Schranks, erleichtert, dass ich ihn nicht länger anschauen musste und nicht mehr ständig daran erinnert wurde, woher das Geld stammte.
    Erst ein paar Monate später, nach dem großen Banken-Zusammenbruch im Oktober, erinnerte ich mich wieder des Geldes, das sicher hinter meiner Hutschachtel lag.
    Und ausgerechnet dieser Betrag und die bescheidene Summe, die ich noch auf dem Bankkonto hatte, sollten mir schließlich diese Reise ermöglichen.
    » Los, Madame!«, rief Aziz.
    Ich legte den ersten Gang ein, während der Wagen unter mir rhythmisch zum Rattern des Motors vibrierte. Im nächsten Moment spürte ich, wie die Vorderräder griffen, zunächst nur ganz leicht, und der Wagen sich ein winziges Stück vorwärtsbewegte. Ich gab etwa mehr Gas, während ich hinter mir Mustapha und Aziz, die mit aller Macht schoben, stöhnen und ächzen hörte. Und dann griffen die Räder auf dem kiesigen Sand, und der Wagen machte einen Satz nach vorn. Ich schaltete in den zweiten Gang und lenkte das Auto auf die feste Sandpiste zurück. Doch statt anzuhalten und den Leergang einzulegen, wie ich es eigentlich vorgehabt hatte, fuhr ich einfach weiter. Ich weiß nicht, warum. Es war, als würde eine unbestimmte Kraft mich dazu zwingen, die Hände auf dem Lenkrad und den Fuß auf dem Gaspedal liegen zu lassen. Ich fuhr und fuhr. Hinter mir hörte ich die panischen Rufe der beiden Männer. Ich vermied es, in den zersprungenen Rückspiegel zu sehen, wusste aber auch so, dass Mustapha und Aziz hinter mir herliefen, mit den Armen wedelten, die Münder schockiert aufgerissen. Trotzdem fuhr ich weiter, als wäre ich aus meinem Körper herausgetreten, obwohl ich den Wagen spürte, sein klappriges, lautes Rattern. Es war kein Vergleich zu dem samtigen Schnurren und dem sanften Gleiten des Silver Ghost, und doch rief es die Erinnerung an die Freiheit wach, die Leichtigkeit und die Hoffnung, all diese Empfindungen, die mich damals meinen schwerfälligen Körper vergessen ließen. Ich beschleunigte, schaltete in den dritten Gang und war nicht gewillt, auf die wiedergewonnene Freude zu verzichten. Die Schaltung und das Gaspedal gehorchten meinem Willen. Ich hatte das Gefühl, als könnte ich für immer und ewig so weiterfahren. Schließlich blickte ich in den Rückspiegel, doch nur, um mein eigenes Spiegelbild zu sehen. Ich lächelte. Wann hatte ich zuletzt unbewusst gelächelt?
    Doch der Anblick meines staubbedeckten Gesichts und des zerzausten Haars brachte mich auch wieder zur Besinnung: Was tat ich denn da? Augenblicklich schaltete ich zurück, und bei der nächsten breiteren Stelle der Sandpiste legte ich den Rückwärtsgang ein und wendete den Wagen vorsichtig. Dann fuhr ich langsam zu Mustapha und Aziz zurück, die mir entgegenkamen.
    Als ich auf ihrer Höhe war, hielt ich an und stieg aus. Die Gesichter der Männer waren von Schweiß und Staub bedeckt; Aziz’ Auge zuckte.
    »Sie haben gutes Auto genommen!«, schrie Mustapha und starrte mich mit unverhohlenem Misstrauen an. »Sie fahren folle – verrückt. Sind Sie verrückt? Wagen stehlen?«
    Ich wischte mir mit dem Handrücken über den Mund und spürte den Sand auf den Lippen. » Es tut mir leid, Mustapha. Und Aziz. Es tut mir wirklich leid.« Erst jetzt wurde mir klar, wie sehr ich ihr Vertrauen in mich zerstört hatte. » Ich wollte ihn nicht stehlen, ich wollte ihn nur … fahren.«
    » Aber warum?«, fragte Aziz, dessen Stimme ruhiger klang als Mustaphas. » Warum Sie fahren weg?«
    » Ich … ich weiß nicht«, sagte ich. » Ich liebe es zu fahren. Das ist alles, ich fahre einfach gern.« Ich sah die beiden abwechselnd an und hoffte, dass meine Stimme und mein Ausdruck ihnen vermittelten, wie zerknirscht ich wegen meines Verhaltens war. » Es tut mir wirklich leid. Es war ein Fehler, ich weiß. Aber ich … es fühlte sich so gut an.«
    Mustapha sagte etwas zu Aziz. Der nickte, drehte sich zu mir um und breitete ratlos die Arme aus. » Nun wir haben Problem, Madame. Nun mein Cousin meinen, Sie vielleicht

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