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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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bist.«
    Es gelang ihm immer wieder, mich wertvoll und begehrt fühlen zu lassen. Ich lehnte den Kopf an seine Schulter.
    » Aber mit deiner Katze« – er hatte die Lippen an meinem Ohr, und sein Atem bewegte sachte meine Haare – » verhält es sich anders. Nach den Regeln der intelligenten Fortpflanzung werden die Besten ihrer Art miteinander gepaart, um sicherzustellen, dass ihre Nachkommen klug und stark werden – das heißt, durch bewusste Zucht eine bessere Spezies zu erlangen. Also ist es gut, wenn Zinnober keine Nachkommen hinterlässt und damit ihr Gebrechen nicht weitervererben kann.«
    Ich mochte es nicht, wenn er auf diese Weise über Zinnober sprach. » Aber in einem der Bücher, die du mir geliehen hast – ich weiß nicht mehr, in welchem –, habe ich etwas über das Überleben gelesen. Dass nicht die Stärksten einer Art überleben, und auch nicht die Intelligentesten, sondern jene, die sich am besten an Veränderungen anpassen können. Stimmst du dem nicht zu?«
    » Nein«, sagte er, während er mir zärtlich eine Haarsträhne von der Wange strich und meine Narbe küsste. » Aber lass uns jetzt nicht weiter davon reden«, murmelte er.
    Obwohl ich gern noch mit ihm diskutiert hätte, wollte ich auch nicht, dass er aufhörte, meine Wange zu küssen. » Also gut«, sagte ich leise, denn wie so oft, wenn ich mit ihm zusammen war, spürte ich, wie mein Körper nach ihm verlangte. Außerdem wusste ich, dass ich ihn vier oder fünf Tage lang nicht sehen würde. Ich schob Zinnober vom Schoß hinunter und drehte mich zu ihm.

ZWÖLF
    M adame? Hier ist Marrakesch, wie Sie wünschen«, sagte Aziz mit besorgtem Ton. »Sie nicht glücklich, in Marrakesch sein?«
    Ich konnte weder sprechen noch ihn anschauen. Stattdessen starrte ich geradeaus, während wir uns den Ausläufern der Stadt näherten. Dattelpalmen säumten die Straße, und hie und da waren auch ganze Plantagen zu sehen. Mustapha fuhr hochkonzentriert und entschlossen, wobei auch er, so wie die meisten anderen Fahrer, ununterbrochen und mit wütender Empörung auf die Hupe drückte – und zwar vollkommen grundlos, wie ich bemerkte.
    » Wohin fahren Sie?«, fragte ich ihn. » Mustapha? Wohin bringen Sie mich?« Obwohl ich ihm keine Adresse genannt hatte, fuhr er zielstrebig weiter. Da ich keine Ahnung hatte, wo ich in Marrakesch wohnen könnte, tröstete mich seine Entschlossenheit ein wenig. Da er und Aziz sich auch um die beiden zurückliegenden Übernachtungen gekümmert hatten, konnte ich nur hoffen, dass sie es auch in Marrakesch so handhaben würden.
    » Aziz?«, sagte ich, da Mustapha mich nicht beachtete. » Wohin fahren wir?«
    » Wir fahren in Französische Viertel, Madame, La Ville Nouvelle. In neuer Stadt viele Hotels für Ausländer.«
    Die sinkende Sonne warf immer längere rote Schatten von den Stadtmauern. Ich hatte mir kein wirkliches Bild von Marrakesch gemacht; ich wusste nur, dass ein Großteil der jahrhundertealten Gebäude innerhalb der Stadtmauern aus der satten rotbraunen Erde bestand, die Marrakesch umgab, und dass die neue Stadt – in der Etienne mit seiner Familie gewohnt hatte – von den Franzosen erbaut worden war. Dort, in der Ville Nouvelle, war Französisch Amtssprache, während in der Altstadt natürlich Arabisch gesprochen wurde.
    Es gab eine Fülle von Bäumen: Oliven-, Limonen-, Granatapfel-, Mandel- und Orangenbäume. Trotz meiner Beklommenheit entging mir nicht, wie angenehm erfrischend die breiten Boulevards, auf denen sich die kleinen Taxis zwischen Eselkarren und den eleganten weißen Pferden vor den offenen Kutschen einen Weg bahnten, dadurch wirkten. Etienne hatte mir erzählt, dass Jahrhunderte zuvor ein unterirdisches Netz aus Wasserleitungen und Zisternen erbaut worden sei. Damals wurde die Stadt als Machtzentrum der Region und Knotenpunkt der Handelsrouten, die es mit dem nördlichen Marokko und Spanien verbanden, gegründet.
    Ich betrachtete geflissentlich die Bäume und Blumen, um ja nicht die Gesichter der Menschen anzusehen, weil ich fürchtete, plötzlich Etienne darunter auszumachen. Ich wusste, wie lächerlich das war, und doch schlug mein Herz wie wild.
    Schließlich hielt Mustapha den Wagen vor einem eindrucksvollen, eleganten Hotel, das von hohen Palmen umgeben war. Hôtel de la Palmeraie war in unaufdringlichen Lettern in den Steinvorsprung über dem breiten Eingang eingraviert. Das Hotel war in anmutiger maurischer Architektur erbaut, hatte aber auch ähnlich wie das Hotel Continental in

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