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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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Tanger einen europäischen Anstrich. Ein dunkelhäutiger Mann in einem sorgfältig gebügelten roten Jackett mit goldenen Litzen und einem roten Fes mit goldener Quaste stand dienstbereit vor dem Eingang.
    Mustapha sprang aus dem Auto und öffnete den Wagenschlag. Er verbeugte sich tief und machte eine einladende Armbewegung, als hätte er urplötzlich seine vergessenen Manieren wiedergewonnen. »Hôtel de la Palmeraie, Madame«, sagte er, und während ich aus dem Wagen stieg, hievte Aziz meine Koffer hinaus und stellte sie auf den Boden. Der Mann in Rot und Gold eilte herbei und ergriff sie, wobei er sich ebenfalls vor mir verbeugte.
    » Bienvenue, Madame«, sagte er, » willkommen im Hôtel de la Palmeraie.« Dann trug er meine Koffer die Eingangsstufen hoch und in die Hotelhalle hinein.
    Ich öffnete meine Handtasche und nahm die vereinbarte Summe sowie ein paar zusätzliche Francs heraus, um sie in Mustaphas Hand zu legen. Dann fischte ich ein paar weitere Francs aus meinem Portemonnaie und reichte sie Aziz, der neben der geöffneten Beifahrertür stand. » Danke, Aziz. Ich schätze Ihre Hilfe sehr.«
    » De rien«, sagte er mit einer Verbeugung, » vielen Dank. Auf Wiedersehen, Madame.«
    Dann drehte er sich um und stieg auf den Beifahrersitz neben Mustapha. Der war mit dem Fuß bereits auf dem Gaspedal und betätigte es immer wieder ganz leicht, und das rhythmische Aufheulen des Motors machte mir jäh bewusst, dass ich abermals in einer fremden Stadt allein sein würde.
    Das Gefühl ähnelte dem bei meiner Ankunft sowohl in Marseille als auch in Tanger, mit dem Unterschied, dass ich in beiden Städten gewusst hatte, ich würde mich nur für kurze Zeit dort aufhalten, nur so lange, bis ich meine nächste Etappe bis zu meinem eigentlichen Reiseziel organisiert haben würde. Marrakesch, wo ich mich nun befand.
    » Bleiben Sie heute Nacht in Marrakesch?«, fragte ich, an Aziz gewandt, auch wenn das nichts an meiner Situation geändert hätte. Ich würde in diesem Grandhotel im französischen Viertel wohnen und sie irgendwo anders, wahrscheinlich in der Altstadt.
    » Nein, Madame. Wir fahren zurück. Morgen früh vielleicht wir sind wieder in Settat. Ich denke, von dieser Seite aus Straße nicht kaputt.«
    » Sie fahren die ganze Nacht durch?«
    » Ja, Madame«, sagte Aziz und schloss die Tür. » Auf Wiedersehen, Madame«, sagte er nochmals.
    Ich trat von dem Wagen zurück. » Na gut. Also, auf Wiedersehen, Aziz, auf Wiedersehen, Mustapha. Danke, und kommen Sie gut nach Hause.«
    » Inschallah«, murmelten beide Männer.
    Ich machte noch ein paar Schritte zurück, klopfte mir notdürftig den Staub aus den Kleidern und versuchte, mein windzerzaustes Haar mit den Haarnadeln festzustecken. Als ich wieder aufblickte, um den abfahrenden Männern nachzuwinken, war der Wagen schon am Ende der Zufahrt angekommen. Ich hob die Hand, doch im selben Moment bog der Wagen in die befahrene Avenue ab und entfernte sich aus meinem Blickfeld.
    Der Concierge – ein kleiner Mann, dessen Lächeln aufgrund eines goldenen Schneidezahns fast ein wenig hinterhältig wirkte – musterte mich, als ich mich dem Empfangsschalter näherte. Sein Blick wanderte von meinem Haar zu meinen Schuhen hinab.
    » Willkommen, Madame«, sagte er, doch seine Stimme klang nicht besonders freundlich. » Sie wollen bei uns übernachten?«
    » Ja, bitte.«
    Er blätterte im Eintragungsbuch und schob es über die breite, auf Hochglanz polierte Theke zu mir hin. » Gewiss, Madame, gewiss. Wenn Sie bitte hier unterschreiben würden«, sagte er und reichte mir mit überschwänglicher Geste einen Kugelschreiber. Er sah zu, wie ich meinen Namen eintrug, um sich dann mit leicht erhobenen Augenbrauen zu korrigieren. » Ah, Mademoiselle also, entschuldigen Sie bitte. Wie lautet Ihr Name?«
    » O’Shea. Mademoiselle O’Shea.«
    » Sind Sie mit dem Zug angereist?«
    » Nein, ich bin mit einem Wagen aus Tanger gekommen.«
    Er nickte, während sich seine Augenbrauen noch etwas mehr nach oben bogen. » Eine schwierige Reise, nehme ich an.« Sein Blick wanderte zu meinem Haar. Plötzlich wurde mir bewusst, wie schmutzig ich war. Während der vergangenen beiden Tage hatte ich die Kleider nicht gewechselt und sogar unter freiem Himmel darin geschlafen, ohne eine Waschgelegenheit zu haben. Und mein Haar musste schrecklich zerzaust sein.
    » Ja.«
    » Und wie lange wollen Sie bei uns bleiben, Mademoiselle?«
    Plötzlich fiel mein Blick auf die Seite neben meiner Unterschrift,

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