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Der Duft von Tee

Der Duft von Tee

Titel: Der Duft von Tee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Tunnicliffe
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wenn ich irgendwo weit weg wäre, wo ich sie nicht länger blamieren kann.«
    »Es tut mir so leid, Gi.«
    »Ist schon in Ordnung. Ich meine, das ist alles ein furchtbares Chaos. Aber wahrscheinlich ist es besser, als wenn er hier wäre und alles nur noch schlimmer machen würde.«
    Ich würde so gerne etwas Hilfreiches sagen, doch mir fehlen die Worte. Sie räuspert sich und hebt das Kinn, und ich denke an das Mädchen aus dem Tempel. Ihr Kinn erinnert mich an sie, doch ansonsten hat sich alles an ihr verändert. Sie sieht mich mit ihren dunklen, feuchten Augen an. »Ich weiß nicht, wie lange wir noch zu Hause bleiben können«, flüstert sie.
    »Wie meinst du das?«
    »Ma will, dass ich wieder im Kasino arbeite, sie sagt, dass man im Kasino mehr Geld verdient als in einem Café und dass ich eine Versagerin bin, weil ich hier arbeite.«
    Mir wird das Herz schwer. »Oh, Gigi.«
    Die Macarons und das Lillian’s scheinen das Einzige zu sein, was das arme Mädchen aufrecht hält. Als ob sie meine Gedanken lesen könnte, blickt sie zu mir auf und nickt mir leicht zu.
    »Ich glaube, sie wird mich rausschmeißen, wenn ich nicht tue, was sie sagt.«
    Ich erinnere mich an die Frau im Krankenhaus. Die sorgfältig frisierten Haare, das Klacken der hohen Absätze, das verbitterte Gesicht.
    »Wo willst du hin?«
    Sie zuckt mit den Schultern und seufzt lang und tief. »Das weiß ich auch nicht. Am meisten mache ich mir um Pau Pau Sorgen. Sie ist immer auf meiner Seite. Das geht Ma so auf die Nerven, dass sie gedroht hat, sie ebenfalls rauszuschmeißen. Sie ist doch schon so alt; sie braucht mich, ich muss auf sie aufpassen. Sie hat sich lange genug um mich gekümmert. Ma brächte es wirklich übers Herz, das weiß ich. Ma und Pau Pau haben sich nie gut verstanden. Ma ist genau wie Großvater. Er ist vor langer Zeit gestorben, doch sie ist ihm sehr ähnlich. Sie behandelt Pau Pau wie eine Hausangestellte, sie sieht auf sie herab.«
    Ich denke über die seltsame Natur der Genetik nach. Wie das Leben gute und schlechte Menschen hervorbringt, einfach so. Verrückte Menschen und normale in derselben Familie. Ich greife nach Gigis Hand. Sie schenkt mir den erschöpften, aber dankbaren Schatten eines Lächelns, doch ihre Stimme ist schwach. »Das habe ich so nicht geplant. So früh schon Mutter zu sein.«
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich drücke ihre Hand und hoffe, dass sie mein Mitgefühl spürt. Ich möchte ihr sagen, dass alles gut wird, aber ich will sie nicht anlügen: Ich weiß nicht, ob alles gut wird.
    »Das ist zu hart für mich, Gracie«, sagt sie so leise, als könnte sie bei diesem Geständnis der Blitz treffen.
    Noch immer stecken mir die Worte in der Kehle fest, und zu meiner Bestürzung merke ich, dass mir Tränen in die Augen schießen.
    Faith wimmert im Schlaf, wacht aber nicht auf.
    »Was wirst du tun?«, frage ich sanft.
    Gigi sieht mich an. Die Tränen auf ihren Wangen sind getrocknet, doch ihre Augen sind noch immer gerötet. »Ich weiß es wirklich nicht«, antwortet sie. Einige Minuten sitzen wir so da und sehen einander an. Ich habe das Gefühl, dass der Rhythmus unseres Atems aufeinander abgestimmt ist. Dass sie einatmet, wenn ich ausatme, und umgekehrt.
    »Wir helfen dir, Gigi. Wir helfen dir, so gut wir können, okay? Du musst uns nur sagen, was wir tun sollen. Versprochen?«
    Sie nickt. »Das verspreche ich, Grace.« Sie hält inne. »Danke. Ohne dieses Café, das Lillian’s …« Sie schluckt und beendet den Satz nicht. Er hängt zwischen uns in der Luft.
    Ich nicke und flüstere, »Ich weiß.« Und ich weiß es wirklich.
    Ich sitze mit einem Glas Wein auf der Fensterbank, als Pete nach Hause kommt. Er hat seine Laptoptasche in der Hand und die Zeitung unter den Arm geklemmt. Er guckt zweimal hin, als er mich sieht.
    »Du bist aber früh zu Hause.«
    »Rilla schließt heute ab.«
    »Gut.« Er zieht seine Schuhe aus und lockert die Krawatte. Dann geht er in die Küche und kommt mit einem leeren Glas zurück.
    »Darf ich dir Gesellschaft leisten?«
    »Gern.«
    Er zwängt sich auf das Fensterbrett. Wir lehnen uns in die Ecken und legen die Füße gegeneinander. Meine Zehen sind schlank, meine Füße schmal, aber nicht klein. Hier in China habe ich Schwierigkeiten, Schuhe für mich zu finden. Ich habe mir immer zierliche Füße gewünscht. Petes Füße sind praktisch so groß wie meine, nur sehr viel breiter. Er trinkt einen großen Schluck Wein und seufzt.
    Der Blick von hier oben ist noch immer

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