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Der Duft von Tee

Der Duft von Tee

Titel: Der Duft von Tee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Tunnicliffe
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Haar hinunter, beobachte, wie er meine Brüste küsst. Er ist vorsichtig, sanft. Meine Gefühle überschlagen sich, jede weitere Empfindung bringt neue Tränen mit sich. Pete tröstet mich, während er mich weiter auszieht, versucht aber nicht, meine Tränen zurückzuhalten.
    Als er auch ausgezogen und nackt ist, zieht er mich zurück in seine feste Umarmung und küsst die salzigen Tropfen von meinen Wangen. Er streicht mir das Haar aus der Stirn und umschließt mein Gesicht mit den Händen. Seine Handflächen bedecken meine Ohren, es klingt wie das Meer. Das Rauschen des Bluts in meinen Adern, der Schlag meines Herzens. Ich schweige, damit ich es hören kann. Die Tränen versiegen.
    Als er in mich eindringt, geschieht es sanft und geschmeidig. Zunächst bewegt er sich langsam, bis ich ihn immer tiefer in mich hineinziehe, immer heftiger. Nur unser Atem ist in der Stille zu hören. Ich küsse seinen Hals und seine Lider und jeden Teil von ihm, der in die Nähe meiner Lippen kommt. Er füllt mich aus, mein Herz, diese dunkle, klaffende Leere, die so viele Schmerzen erdulden musste, ohne beachtet zu werden. Als es vorbei ist, gibt er kaum einen Laut von sich, doch ich schreie auf. Er fällt auf mich, sein Ohr an meiner Lippe. Wir hören auf zu zittern und liegen weiter beisammen, Körper an Körper, Haut an Haut.
    Noch bevor Rilla mich rufen kann, weiß ich, dass Gigi da ist. Vielleicht ist es eine Art Mutterinstinkt, ein Gefühl tief in meinem Bauch. Obwohl das Blech immer wieder im Ofen gedreht werden muss, damit die Macarons gleichmäßig backen, richte ich mich auf und halte inne. Vor ein paar Tagen habe ich sie noch in einem Krankenbett liegen sehen.
    »Grace?« Rillas Stimme klingt hell und vorsichtig.
    »Ich komme.« Ich wische mir die Hände an der Schürze ab. »Kannst du bitte das Blech umdrehen?«
    Gigi sitzt an einem Tisch vorne im Café und sieht aus dem Fenster. Sie hält die Hände im Schoß gefaltet. Faith liegt still im Kinderwagen neben ihr. Ich huste, als ich mich nähere, und sie blickt schnell auf. Ihre Haut sieht wie wund gescheuert aus, anders als bei der alten Gigi, die Make-up aufgelegt hat wie eine Post-Punk-Geishaprinzessin.
    »Hallo.«
    »Hallo«, murmelt sie.
    Sie hält meinem Blick stand, als ich mich setze.
    Rilla bringt uns eine Kanne Tee und lächelt in den Kinderwagen. Dann steckt sie die Hand hinein, um Faiths weiche Wange zu streicheln. Ich möchte auch einen Blick auf sie werfen, doch ich spüre, dass Gigi mich ansieht. Es ist wichtig für sie, dass ich mich auf sie konzentriere.
    »Sie schläft«, sagt Rilla leise.
    Gigi nickt und verzieht das Gesicht in einer Mischung aus Stirnrunzeln und gezwungenem Lächeln. Rilla lässt uns allein, und wir nippen beide an unserem Tee.
    »Geht’s dir gut?«, frage ich sie.
    »Ja.« Sie klingt betreten, dann schweigen wir. Sie seufzt leise, als sie von ihrem Tee trinkt, die Hände um die Tasse gelegt.
    »Danke, Grace. Dass du dich um Faith gekümmert hast.«
    Ich lege ihr leicht die Hand auf den Arm. Sie dreht sich zum Fenster um. »Ich weiß das wirklich zu schätzen«, sagt sie ernst, sieht mich jedoch nicht an. Eine große, klare Träne läuft ihr Gesicht hinunter. Sie rinnt so langsam über ihre Wange, dass ich ihre Reise zum Kinn hin beobachten kann. Sie beißt sich kräftig auf die Unterlippe und blinzelt schnell. Weitere Tränen folgen, und ich reiche ihr eine Serviette. Sie ignoriert sie und starrt entschlossen aus dem Fenster.
    »Frank ist fort.« Ihre Stimme beginnt zu wanken.
    »Oh, Gigi.«
    Sie schüttelt langsam den Kopf. »Ich dachte mir schon, dass er ein schrecklicher Vater sein würde. Das ist mir jetzt klar. Nicht dass ich eine so viel bessere Mutter wäre … die Pillen waren seine Idee. Ein bisschen Spaß, hat er gesagt. Ich wollte einfach, dass alles wieder wie früher ist, vor alldem … Es war blöd von mir, das Zeug zu nehmen. Jetzt … jetzt ist er weg.«
    Ich nicke, unsicher, was ich sagen soll.
    »Er ist irgendwohin zurück aufs Festland. Hier hat er zu viel … Schande über sich gebracht. Ein uneheliches Kind, ich im Krankenhaus, das macht einen schlechten Eindruck.« Sie hält inne. »Irgendwie kann ich ihn ja verstehen.« Ihre Stimme ist sehr leise. Von der Trotzigkeit und dem Mut, die so typisch für sie sind, ist nichts mehr übrig. Sie wischt sich mit der Handfläche die Tränen vom Kinn.
    »Wahrscheinlich steckt seine Familie dahinter. Ma würde das Gleiche von mir verlangen, wenn sie könnte. Sie wäre froh,

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