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Der Duft

Titel: Der Duft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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benötigen, genügt ein Wort. Rufen Sie einfach diese Nummer an, das ist mein persönliches
     Sekretariat.« Er überreichte ihr eine Visitenkarte, auf der das Wappen der Vereinigten Staaten von Amerika prangte.
    Marie überlegte nicht lange. Eine solche Chance durfte nicht ungenutzt bleiben. »Vielen Dank, Sir. Das ist sehr großzügig.
     Ich hätte tatsächlich noch einen Wunsch. Es gibt da ein Flüchtlingslager im Sudan. Dort befindet sich ein kleiner Junge mit
     seiner Familie. Er heißt Peko Gomo. Ohne ihn stünden wir beide jetzt nicht hier. Sein Dorf wurde zerstört. Vielleicht wäre
     es möglich, dass Ihre Regierung die Leute in diesem Teil des Sudans noch stärker unterstützt?«
    Corline nickte. »Ich werde mit der zuständigen Abteilung sprechen. Jemand aus dem State Department wird auf Sie zukommen,
     um die Details zu erfragen.«
    »Vielen Dank, Sir.«
    Corline lächelte breit. »Nennen Sie mich Jack, bitte. Wir haben Ihnen zu danken, Marie. Wir können kaum wettmachen, was Sie
     für uns getan haben. Doch auch ich habe noch eine persönliche Bitte: Was geschehen ist, darf auf keinen Fall an die Öffentlichkeit
     gelangen! Wir haben hier die große Chance, den missglückten Anschlag zu nutzen, um alle Betroffenen noch enger aneinander
     zu schweißen. Es sieht momentan so aus, als könne die Konferenz ein noch viel größerer Erfolg werden, als wir je zu hoffen
     wagten. Aber ein falsches Wort in der Presse kann alles wieder |369| zunichtemachen. Wenn die Zeitungen über einen missglückten Terroranschlag berichten, wird das nur wieder den Hass der Völker
     schüren!«
    »Selbstverständlich.«
    »Danke! Und alles Gute für die Zukunft!« Corlines Händedruck war fest. »Auf Wiedersehen, Marie!«
    »Auf Wiedersehen, S… äh, Jack!«
     
    Zwei Tage später saß Marie in der ersten Klasse eines Airbus A320 der Saudi Arabian Airlines auf dem Weg von Riad nach London,
     wo sie in den Flieger nach Berlin umsteigen würde. »Durchbruch bei den Nahost-Friedensverhandlungen« stand über die ganze
     Breite der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die vor ihr auf dem Schoß lag. Ein langer Artikel berichtete über die »Aufbruchstimmung«
     von Riad, das »Tauwetter« in den Beziehungen zwischen dem Westen und der islamischen Welt, über einen »Geist der Toleranz
     und des gegenseitigen Respekts, der in dieser Form noch nie da gewesen ist«. Ein Signal der Hoffnung ginge von dieser Konferenz
     aus, wie es seit dem Fall der Berliner Mauer nicht mehr gespürt worden sei.
    Kein Wort war zu lesen von den sieben toten und zwölf zum Teil lebensgefährlich verletzten Sicherheitsbeamten oder von der
     Hotelmanagerin, die unter strengster Bewachung in einem Militärkrankenhaus lag und immer noch um ihr Leben kämpfte. Dass es
     kurz vor Beginn der Konferenz zum Bruch einiger Fensterscheiben im Konferenzbereich gekommen sei, wurde nur am Rande erwähnt.
     Angeblich war ein zur Vorbereitung der Veranstaltung aufgebautes Gerüst eingestürzt und hatte die Scheiben durchschlagen.
     Niemand sei dabei verletzt worden, hieß es.
    Marie legte die Zeitungen beiseite und schloss die Augen. Die Erschöpfung steckte ihr immer noch in den Knochen. Gestern war
     sie fast den ganzen Tag von Jim Cricket und |370| seinen Mitarbeitern vernommen worden. Sie wollten jedes Detail ihrer Erlebnisse wissen, wobei sie besonders viele Fragen zu
     Ondomars Lager stellten – wie viele Männer sich dort aufgehalten hätten und ob sie sich an Geländeformationen in der Nähe
     erinnern könne, sogar welche Tiere und Pflanzen sie gesehen habe. Auf Fotos musste sie die Fahrzeuge identifizieren, über
     die die Terroristen verfügten. Mit Hilfe einer neuartigen Computersoftware wurde ein Phantombild Ondomars angefertigt, das
     am Ende verblüffend naturgetreu aussah, fast wie ein Passfoto. Im Unterschied zu diesem konnte man Ondomars Kopf jedoch drehen
     und von allen Seiten betrachten.
    Auch Harrisburg hatte lange mit ihr gesprochen. Aber anders als die CIA-Mitarbeiter war er rücksichtsvoll und höflich gewesen,
     hatte sich nach ihrem Befinden erkundigt und wie sie das alptraumartige Geschehen verarbeite. Er hatte ihr erzählt, dass Jim
     Cricket dank ihrer Warnung und trotz eigener Zweifel einige Sicherheitsmaßnahmen eingeführt hatte, die eine weit größere Katastrophe
     verhindert hatten. Er hatte die Zahl der bewaffneten Männer im Hotel auf ein Minimum reduziert und die meisten Waffen eingeschlossen.
     Im Konferenzbereich hatte er nicht nur

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