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Der Duft

Titel: Der Duft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ausschließlich weibliche Sicherheitsbeamte eingesetzt, sondern sogar daran gedacht,
     Messer und Gabeln zu entfernen. Außerdem hatte er einen Spezialtrupp mit Gasmasken und Betäubungsgas ausgestattet, der viele
     der Amok laufenden Männer innerhalb kurzer Zeit außer Gefecht gesetzt hatte.
    Irgendwann während des Gesprächs mit dem einfühlsamen Armeepsychologen war Marie kurz davor gewesen, ihm von den traumatischen
     Erfahrungen ihrer Kindheit zu berichten. Es fiel ihr immer noch schwer, darüber zu sprechen – jemand Fremdem gegenüber zuzugeben,
     dass da manchmal eine Stimme in ihrem Kopf war. Die Angst davor, |371| dieses Eingeständnis könnte der Stimme größere Macht verleihen, war zu groß.
    Tatsächlich war die Stimme seit vorgestern noch lauter, eindringlicher geworden. Etwas stimmt nicht, flüsterte sie unaufhörlich
     in Maries Hinterkopf. Du hast etwas übersehen. Es ist alles falsch, ganz falsch!
    Marie seufzte. Es war wahrscheinlich ganz normal, dass man nach solch schrecklichen Erlebnissen nicht sofort zur Normalität
     zurückfinden konnte und die Aufregung einem weiterhin in den Knochen steckte. Sie legte die Zeitungen beiseite, klappte den
     kleinen Bildschirm in ihrer Sitzlehne aus und versuchte, sich von der Liebeskomödie, die gerade im Bordprogramm lief, entspannen
     zu lassen. Doch ihre Nervosität wich nicht. Im Gegenteil: Je mehr sie versuchte, die nagenden Zweifel zu verdrängen, desto
     schlimmer wurde das Gefühl, etwas Wichtiges übersehen zu haben.
    Nach einer Weile gab sie auf und klappte den Monitor wieder zurück. Noch einmal ging sie im Kopf alles durch, was sie über
     die Ereignisse der letzten Tage wusste. Nariv Ondomar hatte Andreas Borg während des Studiums kennengelernt. Er hatte ihn
     gedrängt oder gezwungen, das Pheromon zu entwickeln. Ondomar hatte wahrscheinlich von Anfang an geplant, es einzusetzen, um
     zwischen den verfeindeten Parteien im Nahen Osten noch mehr Zwietracht zu säen, und die Wirkung an den US-Soldaten in Bagdad
     getestet. Marie hatte inzwischen erfahren, dass die verletzte Frau die Leiterin des Gästeservices gewesen war und es geschafft
     hatte, trotz aller Sicherheitsvorkehrungen das Pheromon in einer Parfümflasche ins Hotel zu schmuggeln. Sie wusste nicht,
     wie Ondomar die Frau dazu gebracht hatte, aber sie zweifelte nicht daran, dass ein Terrorist über die Möglichkeit verfügte,
     Menschen zu so etwas zu zwingen.
    Alles war logisch und plausibel. Warum also gab die Stimme keine Ruhe? Warum beharrte sie darauf, dass die |372| Teile dieses Puzzles nicht zusammenpassten? Hatte Marie wirklich etwas übersehen, oder war dies der Beginn von Paranoia? Waren
     die Ereignisse der Auslöser für die Krankheit, die sie von Geburt an in sich trug?
    Sie rechnete kurz nach und stellte erschrocken fest, dass sie im selben Alter war, in dem ihre Mutter die ersten deutlichen
     Symptome gezeigt hatte. Nur ein Jahr später war sie in die Klinik eingeliefert worden und hatte sich kurz darauf das Leben
     genommen. Marie beschloss, in Berlin einen Psychiater aufzusuchen, bevor es zu spät war. Die Medizin war heute sicher weiter
     als vor fast dreißig Jahren. Bestimmt gab es inzwischen Medikamente, die den Ausbruch der Krankheit wirksam unterdrücken konnten.
     Bis dahin würde sie die Stimme ignorieren, so gut sie konnte.
    In Frankfurt wäre sie beinahe niedergekniet und hätte nach dem Vorbild des Papstes den Boden geküsst, so erleichtert war sie,
     wieder in Deutschland zu sein. Nach kurzem Aufenthalt flog sie weiter nach Berlin, wo sie von ihrem Vater und Irene in Empfang
     genommen wurde. Er drückte sie an sich, und sie war wieder das kleine Kind, das er aus dem dunklen Gefängnis des Wandschranks
     befreit hatte. Sie hielt ihre Tränen nicht zurück.
    Zögernd ließ er sie los. »Was machst du nur für Sachen«, sagte er mit tadelnder Stimme, um gleich darauf zu verkünden, wie
     stolz er auf sie sei. Doch Marie hörte nicht zu. Sie starrte auf einen Mann mit einem Plastikschild, auf dem der Name einer
     großen Versicherung stand – offensichtlich ein Fahrer, der einen Geschäftsreisenden abholen sollte. Der Mann trug eine dunkle
     Uniform – und Handschuhe.
    »Was ist denn? Was hast du?«, fragte ihr Vater.
    »Lass das Mädchen doch erst mal zur Ruhe kommen!«, warf Irene ein. »Sie hat eine harte Zeit hinter sich und braucht vielleicht
     ein bisschen, bevor sie darüber sprechen kann.«
    |373| Die Stimme tobte in Maries Kopf. »Es ist

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