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Der Duft

Titel: Der Duft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Schulkinder für seine Ziele opfern würde. Er hat mir erzählt, er hätte seine kleine
     Schwester durch eine Streubombe der Russen verloren, und dieses Erlebnis ist vielleicht der Grund, weshalb er Terrorist geworden
     ist. Wenn die Geschichte stimmt, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass er kleine Kinder töten lassen würde.«
    |400| »Nein, so wie Sie ihn beschrieben haben, glaube ich das auch nicht. Aber es gibt genug Leute, die ein Interesse daran haben,
     den Zorn der Massen im Irak auf die Amerikaner anzuheizen. Vielleicht hat Ondomar das Zeug an die Iraner verkauft, oder an
     Syrien. Vielleicht arbeitet er mit Al Qaida zusammen. Es gibt Dutzende Möglichkeiten.«

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    |401| 50.
    Der Pilger ging nervös in seinem luxuriösen Büro auf und ab. Es gelang ihm nicht, die innere Ruhe zu finden, die ihm schon
     so oft in schwierigen Situationen geholfen hatte. Die Dinge gerieten außer Kontrolle. Der Mann in Berlin hatte versagt, und
     nun wussten die deutschen Behörden höchstwahrscheinlich alles, was sie wissen mussten. Es würde nicht leicht sein, die Kette
     der Ereignisse bis zu ihm zurückzuverfolgen. Doch es war auch nicht unmöglich. Er musste Vorkehrungen treffen.
    Sein Blick glitt zur Amerikanischen Flagge, die die Stirnwand seines Büros schmückte. Es ging ihm nicht um seine eigene Sicherheit,
     seinen persönlichen Status, seine Macht. Er war nur ein Diener einer viel größeren Sache, Erfüller des geheimen Auftrags,
     den der Bund der Wahren Pilger seit mehr als 300 Jahren zuverlässig befolgte. Es ging um nicht weniger als um die Freiheit
     Amerikas – und um den Erhalt des wahren Glaubens. In einer Welt, in der die Ideale der Pilgerväter längst verraten worden
     waren, die durchdrungen war von Habgier, Korruption und Unmoral, kämpfte der Bund einen fast verlorenen Kampf gegen das Böse.
     Die Menschen in Amerika hatten vergessen, wem sie ihren Reichtum und ihre Freiheit verdankten. Sie verdienten es nicht, dass
     er und seine Glaubensbrüder die Amerikanischen Werte für sie verteidigten. Doch der Bund würde niemals aufgeben – niemals
     das Land, für das die Vorväter so viele Opfer gebracht hatten, kampflos in die Hände Satans fallen lassen. Der Pilger selbst
     würde ohne Zögern sein Leben dafür hergeben, wie er es vor langer Zeit geschworen hatte.
    |402| Zweifel überfielen ihn wie ein Schwarm bösartiger Insekten, die mit ihren Stacheln sein Bewusstsein vergifteten. Zweifel,
     ob er das Richtige getan, ob er dem Bund ehrenhaft gedient hatte, ob er wirklich im Licht des Allmächtigen gewandelt war.
     Hatte er nicht wiederholt Seine Gebote verletzt? Hatte er nicht mehrfach Unschuldige getötet? Kinder sogar, wenn sie auch
     nie das Licht und den Segen Gottes empfangen hatten und daher auch nicht auserwählt sein konnten?
    Doch er wusste, diese Opfer waren notwendig gewesen, um Seinen Willen zu erfüllen. Die Zweifel waren in Wahrheit Worte der
     Finsternis, geflüstert vom Herrscher der Unterwelt, dem Antichristen, um ihn vom rechten Weg abzubringen. Und wie immer gelang
     es ihm mühelos, sie beiseite zu wischen, indem er sich die alten Worte ins Gedächtnis rief: »Nur wenige wird Er erretten aus
     der totalen Verdammnis. Die aber, welche Er erwählet hat, sind erlöst von der Sünde und können nicht fehlen. Denn für sie
     gab Er das Leben Seines Sohnes. Nur ihnen wird Seine unwiderstehliche Gnade zuteil, und sie werden heilig sein in alle Ewigkeit.«
    Plötzlich wurde ihm klar, was er zu tun hatte. Er zuckte zurück vor dem Gedanken. Doch er konnte sich der Wahrheit nicht verschließen,
     die sich vor ihm auftat wie das strahlende Licht der Sonne, die durch dunkle Wolken bricht. Er senkte den Kopf und blinzelte
     die Tränen beiseite. Jetzt war nicht die Zeit des Zögerns.
    Er traf eine Entscheidung. Eine schreckliche Entscheidung. Doch es war ein notwendiges Opfer. Gott würde ihn dafür belohnen,
     denn Gott hatte ihn erwählt.
    Nun endlich überkam ihn die Ruhe, die er brauchte, um alles vorzubereiten.

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    |403| 51.
    Rafaels Haut war wächsern. Seine Hand fühlte sich schlaff und irgendwie zu weich an, fast wie ein leerer Handschuh. Die Schläuche
     in Mund und Nase vermittelten Marie den Eindruck, keinen Menschen vor sich zu haben, sondern ein künstliches Wesen, zusammengeflickt
     von einem geisteskranken Erfinder. Das regelmäßige Zischen der künstlichen Lunge, das monotone Piepen der Apparate, die seine
     Lebensfunktionen überwachten, und der kalte

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