Der Duft
sie recht hat?«
»Ich weiß es nicht. Aber ich bin sicher, wir haben noch nicht alles verstanden, was im Zusammenhang mit dem Anschlag steht.
Und jetzt dieser Mordversuch – das passt eindeutig nicht zu Ondomar.«
»Haben Sie geprüft, ob die Geschichte stimmt? Ich meine, der Mordanschlag auf diesen … Kollegen von ihr?«
»Nein, aber das sollte ein Leichtes sein, nicht wahr? Wir müssen uns nur die Polizeiberichte aus Berlin schicken lassen.«
»Da ist es jetzt mitten in der Nacht.«
»Ich würde es riskieren, unter der Annahme zu handeln, dass die Geschichte stimmt.«
»Sie wissen, was Sie da sagen? Wenn diese Marie Escher sich das nur ausgedacht hat, dann …«
»Ja, dann haben wir beide ein Problem. Aber wenn es stimmt, und wir nichts tun, haben wir noch ein viel größeres Problem.«
»Da haben Sie wohl Recht, Bob. Trotzdem, selbst wenn ich wüsste, dass es stimmt, könnte ich nichts machen. Für innere Angelegenheiten
bin ich nicht zuständig.«
»Aber Sie wissen, wen Sie informieren müssen.«
»Natürlich. Doch ohne konkreten Anhaltspunkt, ohne |410| Beweise brauche ich das gar nicht erst zu versuchen. Bloß weil irgendeine Deutsche einen Verdacht hat …«
»Sie ist nicht irgendeine Deutsche. Sie hat eine Katastrophe verhindert, nur, weil sie den richtigen Verdacht hatte. Und weil
wir ihr zugehört und ihr geglaubt haben.«
»Ich weiß. Verdammt, was soll ich machen, Bob? Was wir haben, reicht einfach nicht!«
»Haben Sie sich eigentlich schon mal gefragt, wie das Pheromon in das Hotel gekommen ist?«
»Soll das ein Scherz sein? Natürlich wissen wir das. Wir haben ein Geständnis der Hotelmanagerin. Sie liegt noch im Krankenhaus,
aber sie hat uns alles erzählt. Ondomar hat ihren Mann und ihre Kinder entführt. Er hat sie inzwischen sogar tatsächlich wieder
freigelassen. Aber es war eindeutig er, der sie gezwungen hat, den Anschlag durchzuführen.«
»Ja, ich weiß. Aber wie hat sie es geschafft, das Pheromon ins Hotel zu schmuggeln, obwohl Sie die unmissverständliche Anweisung
gegeben hatten, keine Flüssigkeiten durch die Sicherheitsschleuse zu lassen?«
»Einer meiner Leute hat Mist gebaut. Er wird die Konsequenzen dafür tragen müssen, das können Sie mir glauben.«
»Ja. Aber warum hat er versagt? Wissen Sie das?«
Cricket schwieg einen Moment. »Das Video«, sagte er schließlich. »Ich habe mir das Video der Überwachungskamera an der Sicherheitsschleuse
noch nicht angesehen.« Er seufzte. »Ich hielt es bisher nicht für notwendig. Ich dachte, es sei alles klar, nachdem wir wussten,
wer den Anschlag verübt hat und warum. Ein dummer Fehler. Warten Sie, ich schicke Ihnen die Datei, dann können wir es beide
gemeinsam anschauen.«
Ein paar Minuten später sah Harrisburg auf seinem Monitor das Video der Sicherheitskamera.
|411| »Da ist sie«, sagte Cricket. Die Leiterin des Gästeservices, Nancy Singh, stand mit den anderen Hotelangestellten und CIA-Beamten
in der Schlange vor dem Metalldetektor. Einer nach dem anderen musste seine Jacken- und Hosentaschen leeren und die Handtasche
oder sonstige mitgebrachte Taschen und Beutel öffnen. Jedes noch so kleine Fläschchen mit Flüssigkeit wurde entfernt. Der
Mann an der Sicherheitsschleuse arbeitete methodisch und gründlich. Kaum zu glauben, dass er ausgerechnet bei der einen, kritischen
Parfümflasche versagt hatte.
Nancy Singh kam an die Reihe. Der Sicherheitsmann bat sie, die Handtasche zu öffnen. Er kramte darin und holte eine Spraydose
sowie das Flakon heraus. »Tut mir leid, aber das dürfen Sie nicht mit hineinnehmen!«, sagte er freundlich, aber bestimmt.
Nancy Singh verzog das Gesicht. »Hören Sie, Sir, bitte, ich kann nicht ohne dieses Parfüm dort hineingehen! Heute kommt Präsident
Zinger in unser Hotel, und ich bin die Leiterin des Gästeservices. Ich kann ihm doch nicht gegenübertreten und nach Bratfett
riechen!«
Ihre Verzweiflung wirkte überzeugend. Doch der Sicherheitsmann blieb standhaft. »Tut mir leid, wir haben unsere Anweisungen.«
»Aber das ist Allure von Chanel!«, rief die Hotelmanagerin. »Ein Geschenk meines Mannes zum Hochzeitstag! Haben Sie eine Ahnung,
was so ein Flakon kostet?«
Der Sicherheitsmann zeigte sich weiterhin unbeeindruckt. »Tut mir leid, Ma’am, ich kann nichts tun. Wir haben strikte Anweisung,
alle Flüssigkeiten in diesen Behälter zu werfen.«
Nancy Singh nahm das Flakon, sprühte den Inhalt scheinbar auf ihr Handgelenk und verrieb
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