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Der Duft

Titel: Der Duft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ihn. Sie hielt es dem Sicherheitsmann
     hin. »Bitte, Sir, riechen Sie mal! Eindeutig Parfüm, oder? Ich meine, ich verstehe ja Ihre |412| Anweisungen, aber Sie können mir doch keine Hundertdollarflasche Parfüm wegnehmen, weil Sie glauben, da könnte Sprengstoff
     drin sein, oder?«
    »Verdammt raffiniert!«, sagte Cricket.
    Der Sicherheitsmann beugte sich herab und roch an ihrem Handgelenk. Er zuckte mit den Schultern. »Es tut mir leid. Ich kann
     nichts machen. Sonst bekomme ich Ärger.«
    »Was ist denn los?«, sagte jemand, der aus dem Hotel hinzugekommen war. Er stand außerhalb des Kamerablickfelds, so dass Harrisburg
     nur seine dunkle Anzughose sehen konnte, aber die Stimme war unverkennbar. Es verschlug Harrisburg den Atem.
    Es war Jack Corline.

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    |413| 53.
    Marie verbrachte bereits den fünften Tag an Rafaels Bett. Diesmal wartete kein Polizeibeamter vor der Intensivstation auf
     sie. Kommissar Schneider hatte angerufen und mitgeteilt, es bestehe aus Sicht der Polizei kein Anhaltspunkt mehr für eine
     akute Gefährdung. Ihr Vater hatte protestiert, aber Marie wusste, dass der Kommissar recht hatte. Es war vorbei.
    Gestern war es in den Nachrichten gekommen: Jack Corline, der Sicherheitsberater des Präsidenten, war tot in einem Hotelzimmer
     in der Nähe von Washington aufgefunden worden, vergiftet durch eine Überdosis Beruhigungsmittel. Alle Umstände deuteten auf
     Selbstmord hin. Ein Abschiedsbrief war jedoch nicht gefunden worden.
    Die Spekulationen in den Medien über die Ursachen waren natürlich ins Kraut geschossen: Drogensucht, hohe Spielschulden oder
     eine psychische Krankheit wurden vermutet. Im Internet kursierten diverse Verschwörungstheorien. Danach war Corline natürlich
     ermordet worden – wahlweise von der russischen oder chinesischen Mafia, den Freimaurern, einem milliardenschweren Waffenhändler,
     Al Qaida oder einer Geheimorganisation religiöser Fanatiker namens »Die Wahren Pilger«, die sich die Verteidigung Amerikas
     gegen die Heiden auf die Fahnen geschrieben hatte. Eine Verbindung zu der erst kürzlich stattgefundenen Friedenskonferenz
     in Riad zog niemand.
    Die Nachricht war für Marie ein Schock gewesen, und sie hatte sich augenblicklich schuldig gefühlt. Sie wusste nicht genau,
     warum und wie, aber ihr war klar, dass ihre Anrufe bei Corline und Bob Harrisburg die Ereignisse ausgelöst |414| hatten, die zu Corlines Tod führten. Der Anschlag auf Rafael und sie war kurz nach ihrem Anruf bei ihm erfolgt. Das hatte
     sie auf den Gedanken gebracht, er könne hinter dem Anschlag stecken. Wie er vom Geheimnis des Pheromons erfahren und warum
     er es eingesetzt hatte, wusste sie nicht. Der Mordanschlag zeigte jedoch, dass er Teil einer Verschwörung sein musste, die
     weitreichende Verbindungen hatte. Marie konnte nur erahnen, wie viel Staub jetzt in den Führungsetagen der US-Geheimdienste
     und des Pentagon aufgewirbelt wurde.
    Über die Motive des Einsatzes konnte sie nur spekulieren. Wahrscheinlich hatte Corline dasselbe vorgehabt wie Ondomar: Unfrieden
     und Hass säen. Vermutlich gab es in den amerikanischen Sicherheitsbehörden und im Militär Leute, die am liebsten einen weiteren
     Nahostkrieg vom Zaun brechen würden, um die Region endgültig unter ihre Kontrolle zu bringen. Ein Blutbad bei der Sicherheitskonferenz,
     bei dem vielleicht auch der Präsident verletzt oder getötet worden wäre, hätte ihnen einen willkommenen Anlass geliefert.
    Es war ein seltsamer, beunruhigender Gedanke, dass die beiden Erzfeinde – die Ultrarechten in den USA und die islamischen
     Extremisten – dieselben Ziele verfolgten. Doch es gab in der Geschichte genügend Beispiele dafür, dass verfeindete extremistische
     Gruppen gemeinsam versuchten, Demokratien zu Fall zu bringen, die gemäßigten Kräfte in zwei Lager zu spalten und Krieg und
     Chaos herbeizuführen. Diesmal allerdings schien es, als hätten die Vernünftigen auf beiden Seiten noch einmal die Oberhand
     behalten.
    All das half Rafael jedoch wenig. Sein Zustand war weiterhin stabil, aber er hatte sich auch nicht gebessert. Immer noch befand
     er sich an der Schwelle zum Tod. Und mit jedem Tag, den das Koma anhielt, würde es für ihn schwieriger werden, von dort zurückzukehren.
    |415| Sie beugte sich vor und strich sanft über seine Stirn. Die Ärztin hatte ihr versichert, dass Berührungen ihm nicht schadeten.
     Im Gegenteil: Gelegentliche Berührungsempfindungen würden seinem Geist vielleicht helfen, aus

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