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Der Duft

Titel: Der Duft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Und er war ganz anders als sie. Vielleicht konnten sie sich ja irgendwie
     ergänzen und doch noch ein gutes Team werden.
     
    Eigentlich hatten sie erwartet, am nächsten Morgen von Dr. Borg oder einem seiner Mitarbeiter abgeholt zu werden, doch niemand
     erschien. Marie rief im Feldlabor an, erfuhr jedoch nur, Dr. Borg habe keine Zeit, und auch sonst |135| sei niemand verfügbar. Also ließ sie ein Taxi aus Kisoro kommen.
    Sie war überrascht und ein wenig erschrocken, als ein uralter eierschalenfarbener Mercedes Diesel mit einem gelben Taxischild
     auf dem Dach vor dem Hotel hielt, eine kleine schwarze Rauchwolke hinter sich herziehend. Fast jeder hier fuhr einen Land
     Rover oder ein anderes geländegängiges Fahrzeug, was angesichts des Zustands der Straßen nur vernünftig war. Doch der Taxifahrer
     schien überzeugt davon, ein richtiges Taxi habe hellbeige zu sein und müsse einen Dieselmotor sowie einen Stern auf der Kühlerhaube
     haben. Er trug sogar eine lederne Schirmmütze.
    »Sie haben bestellt Taxi?«, fragte er auf Deutsch.
    »Ja«, sagte Marie verblüfft.
    »Ich viel gewesen in Deutschland«, erklärte er, während er ihnen die Türen zum Fond öffnete. »Gelernt Taxifahren, in Hamburg.
     Schöne Stadt, Hamburg. Viele, viele Straßen! Ich kenne alle: Jungfernstieg, Ballindamm, Mönckebergstraße, Steindamm, Wandsbeker
     Chaussee …«
    Bevor der Mann das gesamte Hamburger Straßenverzeichnis aufsagte, nannte Marie ihm die Adresse des Feldlabors.
    »Oh«, sagte er.
    Marie sah ihn fragend an. »Oh? Warum oh?«
    »Nicht einfach, Weg dahin. Viel Kurven, viel Hügel. Viel Schlamm.«
    »Dann rufen Sie doch am besten einen Kollegen mit einem Land Rover«, schlug Rafael vor.
    Der Taxifahrer ließ seine strahlend weißen Zähne aufblitzen. »Nein, nein! Ich guter Fahrer! Komme überall hin! Muss nur richtige
     Fahrtechnik machen!«
    Wie diese Fahrtechnik aussah, erfuhren sie kurz darauf. Ihr Chauffeur versicherte in fröhlichem Plauderton, es sei alles nur
     eine Frage der Geschwindigkeit. Wenn man |136| schnell genug sei, könne man Schlammpfützen und Schlaglöcher viel besser überwinden.
    Tatsächlich schien er sein Fahrzeug sehr gut zu beherrschen, denn die Geschwindigkeit, mit der er durch die engen schlammigen
     Kurven jagte, hätte nach Maries Eindruck manch professionellem Ralleyfahrer den Schweiß auf die Stirn getrieben. Mehr als
     einmal brach das Heck aus, und sie glitten seitwärts, statt geradeaus zu fahren, doch der Fahrer schaffte es immer wieder,
     den Wagen zurück in die Spur zu lenken. Sie fuhren über einen engen Lehmweg, der sich steile Hügel hinaufwand. Links von ihnen
     fiel das Gelände jäh ab. Marie beschloss, einfach nicht mehr aus dem Seitenfenster zu sehen.
    Ihr Fahrer schien nicht im Mindesten beunruhigt und schwatzte fröhlich vor sich hin. Sie erfuhren, dass er Nathan Gombali
     hieß und in Hamburg auf der Reeperbahn die Liebe seines Lebens kennengelernt hatte, dass sein Asylantrag abgelehnt worden
     war und das Mädchen aus Deutschland sich geweigert hatte, ihm in seine Heimat zu folgen. In einer besonders engen Kurve nahm
     er eine Hand vom Lenkrad, drehte sich zu ihnen um und zeigte ihnen ein Herz, das er sich auf den rechten Unterarm hatte tätowieren
     lassen, zur Erinnerung an sie. Nach kurzer Zeit sehnte sich Marie in die einmotorige Propellermaschine zurück, die sie nach
     Kisoro gebracht hatte.
    Vor besonders unübersichtlichen Kurven hupte Nathan mehrfach. Marie vermutete, dass er damit eventuell entgegenkommende Fahrzeuge
     warnen wollte, doch Gombali erklärte ihnen, es sei wegen der Büffel.
    »Büffel sehr dumm, wenn Auto kommt, gehen nicht aus Weg. Und Büffel sehr böse. Wenn wütend, machen Auto kaputt. Besser, hupen!«
    Glücklicherweise begegneten sie keinem.

[ Menü ]
    |137| 15.
    Nach einer Zeit, die Marie wie ein Jahr ihres Lebens vorkam, erreichten sie die Station. Sie lag am Hang eines kleineren Berges,
     der von den gewaltigen Kegeln der Virunga-Vulkane überragt wurde. Ein schmuckloser flacher Holzbau mit einem Wellblechdach,
     auf dem eine Satellitenschüssel thronte, und einem separaten Schuppen wurde von der üppigen Vegetation fast verschlungen.
     Ein geparkter Range Rover war das einzige Zeichen dafür, dass jemand hier war.
    Marie bezahlte den Taxifahrer, der ihr eine Visitenkarte in die Hand drückte. »Wenn Taxi brauchen, nur müssen anrufen, ich
     komme schnell!«, sagte er und ließ seine weißen Zähne aufblitzen. Dann stieg er wieder in

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