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Der Duft

Titel: Der Duft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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den klapprigen Mercedes und brachte
     das Kunststück fertig, auf dem engen Platz vor der Station zu wenden, ohne den Range Rover zu rammen.
    Neben der Tür hing ein Metallschild mit dem Olfana-Logo und der Aufschrift »Gisozi Field Laboratory«. Einen Klingelknopf gab
     es nicht. Aus dem Hintergrund war das Brummen eines Dieselaggregats zu hören.
    Marie öffnete die Tür und betrat einen langen Gang, der zeigte, dass das Gebäude größer war, als es von außen wirkte.
    »Hallo?«, rief sie. »Dr. Borg?«
    Eine Tür öffnete sich, und eine gut aussehende junge Afrikanerin in einem engen blauen Kleid trat heraus.
    »Oh!«, sagte sie nur.
    »Guten Tag«, sprach Marie sie auf Englisch an. »Mein Name ist Marie Escher von der Copeland Unternehmensberatung. Wir möchten
     gern mit Dr. Borg sprechen.«
    |138| Die Frau nickte und verschwand in einem anderen Zimmer. Kurz darauf kam sie mit Dr. Borg zurück. Er trug einen weißen Kittel
     und hatte Schweißperlen auf der Stirn.
    »Guten Tag, Dr. Borg«, sagte Marie. »Das hier ist mein Kollege Rafael Grendel.«
    Borg warf ihr einen missmutigen Blick zu. Er reichte ihnen nicht die Hand. Es schien, als läge ihm ein abweisender Kommentar
     auf der Zunge, doch dann besann er sich eines Besseren und versuchte sich an einem dünnen Lächeln. »Nett, dass Sie sich auf
     den weiten Weg hierher gemacht haben. Nur weiß ich wirklich nicht, was Sie hier wollen. Es gibt wenig, das ich Ihnen zeigen
     kann. Außerdem habe ich zu tun.«
    »Wir sind hier, um zu verstehen, welchen Beitrag diese Station zum Unternehmenserfolg von Olfana liefert«, sagte Marie. »Ich
     denke, es ist auch in Ihrem Interesse, dass wir diese Frage beantworten können.«
    Borgs Gesicht verfinsterte sich. »Wie wollen Sie das denn beurteilen? Sie sind doch keine Biochemiker, oder?«
    Bevor Marie darauf etwas erwidern konnte, meldete sich Rafael zu Wort. »Vielleicht führen Sie uns erst einmal durch die Station,
     damit wir einen Eindruck bekommen.«
    Borg sah demonstrativ auf die Uhr. »Also schön. Kommen Sie!«
    Der Rundgang dauerte nicht länger als eine Viertelstunde. Das Feldlabor besaß nur sechs Räume. Zwei davon waren Labors, in
     denen eine Menge komplizierter Apparaturen aus Glas herumstanden, dazwischen Kühlschränke und elektrische Geräte, die mal
     wie Mikrowellenherde, mal wie komplizierte Kaffeemaschinen aussahen und deren Sinn Marie nicht ergründen konnte. Auf Rafaels
     entsprechende Fragen antwortete Borg einsilbig und benutzte Fachausdrücke und Abkürzungen, die ihr nichts sagten.
    Ein Raum war mit Käfigen vollgestellt, in denen sich |139| Insekten, Ratten und auch ein paar Vögel drängten. Insgesamt wirkten die drei Arbeitszimmer wie etwas primitivere und kleinere
     Kopien der Labors in Dreieich. Der vierte Raum beherbergte zwei Schreibtische mit PCs und einem Laserdrucker, die auf dem
     neusten technischen Stand zu sein schienen. An einem der Tische saß die junge Afrikanerin. Sie lächelte schüchtern. »Meine
     Assistentin, Frau Bemba«, stellte Borg sie vor.
    Der fünfte Raum schien eine Mischung aus Küche, Konferenz- und Aufenthaltszimmer zu sein. Um einen großen Tisch standen acht
     einfache Holzstühle. Der sechste Raum war mit Regalen gefüllt, in denen Kisten und Pappkartons standen. Viele trugen Adressaufkleber
     mit dem Olfana-Logo.
    »Tja, ich fürchte, das war schon alles«, sagte Dr. Borg. »Ich hoffe, Sie sind nicht enttäuscht.«
    Enttäuscht war nicht das richtige Wort für das, was Marie empfand. Eher verwirrt. Irgendwie passte das, was sie sah, nicht
     zu dem Bild, das sie erwartet hatte, ohne dass sie genau wusste, warum.
    »Was genau tun Sie hier eigentlich?«, fragte Rafael.
    »Feldtests«, sagte Dr. Borg. »Wir testen die Geruchsstoffe, die in Deutschland synthetisiert wurden. Dann werten wir die Ergebnisse
     aus und schicken sie zurück.«
    Rafael nickte. »Aber wozu dann die Labors? Wozu die Gensequenzer und Molekularsynthesizer? Sie sind hier viel zu gut ausgestattet,
     um das alles nur zu testen, was aus Deutschland kommt.«
    Das war es! Rafael hatte ausgesprochen, was Marie nicht hatte in Worte fassen können.
    Borg warf ihm einen Blick zu, in dem so etwas wie misstrauische Anerkennung lag. »Sie sind ein guter Beobachter. In der Tat
     testen wir nicht nur, was die Kollegen aus Dreieich uns schicken – wir entwickeln es auch weiter. Wir würden |140| zu viel Zeit verlieren, wenn wir die Erkenntnisse aus den Freilandtests nicht hier vor Ort direkt in

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