Der Duft
Verbesserungen umsetzen
könnten.«
Rafael nickte. »Verstehe.«
»Wo sind denn die übrigen Mitarbeiter?«, fragte Marie. »Sie sprachen in Dreieich von mehreren Hilfskräften und Ihren beiden
deutschen Assistenten.«
»Dr. Krüger macht gerade Urlaub in Deutschland. Herr Willems ist in Kampala und erledigt Behördenkram. Und unsere Hilfskräfte
sind hier in der Nähe auf einer Plantage und …«
Er wurde von einem Afrikaner unterbrochen, der in diesem Moment durch die Eingangstür gestürzt kam. Er trug ein fleckiges
T-Shirt und kurze Hosen. Auf seiner Haut glänzte Schweiß. Er rief etwas in einer fremden Sprache, von der Marie vermutete,
dass es sich um Suaheli handelte. Er schien sehr aufgeregt.
Borg warf dem Mann einen missbilligenden Blick zu und erwiderte etwas in scharfem Tonfall in derselben Sprache.
Der Afrikaner schien zu erschrecken. Er sagte etwas, das wie eine Entschuldigung klang. Dann stieß er einen langen Schwall
fremder Worte aus und gestikulierte mit den Armen.
Borg sagte einige Sätze in einem herablassenden Befehlston, der Marie nicht gefiel. Der Mann nickte und rannte wieder hinaus.
»Was ist denn los?«, fragte Rafael.
»Büffel«, sagte Borg.
»Büffel?«
»Die gibt es hier überall. Sie leben in den Wäldern oben an den Vulkanhängen, aber sie kommen immer wieder herunter und trampeln
durch die Plantagen der Bauern.«
»War das eben ein Bauer?« Rafael war seine Skepsis deutlich anzuhören.
|141| »Natürlich nicht. Das war einer unserer Hilfsarbeiter. Wir machen gerade einen Feldversuch auf einer Tabakplantage in der
Nähe. Offenbar sind dort ein paar Büffel eingedrungen. Der Plantagenbesitzer hat sie vertrieben, aber dabei ist wohl so viel
durcheinandergeraten, dass wir die Testreihe noch mal von vorn beginnen müssen.« Er zuckte mit den Schultern. »So was erleben
wir hier dauernd. Wir sind eben in Afrika!«
»Können wir den Feldversuch mal sehen?«
»Ich weiß wirklich nicht, was Ihnen das bringen sollte. Da hängen ein paar gelbe Duftstoffstreifen in den Tabakpflanzen –
mehr gibt es nicht zu sehen. Aber ich will Sie nicht hindern. Die Plantage liegt etwa eine Dreiviertelstunde entfernt. Zu
Fuß. Mit dem Auto dauert es länger, weil es von hier keinen direkten Weg dorthin gibt.«
Marie wollte gerade einwerfen, dass eine Besichtigung nicht nötig sei, doch Rafael war schneller. »Wir würden die Plantage
gern sehen. Wie kommen wir dorthin?«
»Ohne Führer? Gar nicht. Sie würden sich nur im Wald verirren, und das ist nicht ungefährlich, hauptsächlich wegen der Büffel,
aber es gibt hier auch Leoparden und Giftschlangen. Sie müssen bis morgen warten. Dann können Sie mit einem der Feldarbeiter
gehen, wenn Sie unbedingt wollen.«
»Könnten Sie uns nicht vielleicht …«, begann Rafael, doch Marie unterbrach ihn.
»Das ist nicht nötig. Wir würden gern ein wenig arbeiten. Haben Sie vielleicht einen Schreibtisch für uns übrig?«
»Sie haben ja schon gesehen, wie wenig Platz wir hier haben. Sie können sich in den Aufenthaltsraum setzen. Mehr kann ich
Ihnen nicht bieten.«
»Das ist perfekt. Vielen Dank.«
»Gut. Ich muss jetzt weiterarbeiten. Wenn Sie noch Fragen haben, kommen Sie zu mir.« Er führte sie in den kleinen |142| Raum und ließ sie allein. Ein großes Fenster gab den Blick auf eine dichte Wand aus Pflanzen frei. Außer dem großen Tisch
gab es eine Küchenzeile mit Kaffeemaschine, Waschbecken und Kochplatte.
Sie setzten sich und klappten die Laptops auf.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Rafael.
»Ich denke, viel können wir hier nicht tun«, erwiderte Marie. Sie verkniff sich den Kommentar, dass sie es von Anfang an für
Zeitverschwendung gehalten hatte, hierher zu kommen. Es war offensichtlich: Ihr Besuch würde ihnen keine zusätzlichen Erkenntnisse
bringen. Als Nicht-Biologen war es ihnen kaum möglich, Sinn oder Unsinn des Feldlabors zu beurteilen. »Vielleicht können wir
einen früheren Rückflug bekommen.«
Rafael sah sie entgeistert an. »Du willst wieder zurück? Merkst du denn nicht, dass hier etwas oberfaul ist?«
»Was soll hier denn faul sein? Borg ist vielleicht ein bisschen unwirsch, aber so sind Wissenschaftler nun mal.«
Rafael schüttelte den Kopf. »Dieses Labor ist viel zu gut ausgestattet. Die Geräte, die hier rumstehen, kosten mindestens
zwei, drei Millionen!«
»Borg hat doch gesagt, sie würden hier die Formeln aus Dreieich weiter entwickeln.«
»Das glaube ich
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