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Der Duft

Titel: Der Duft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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nicht. Ich vermute mal, der arbeitet hier an etwas Geheimem. Etwas, das er in Afrika macht, damit in Deutschland
     niemand etwas davon mitbekommt!«
    Nun war es an Marie, ihn ungläubig anzusehen. »Rafael, das meinst du doch nicht ernst! Wir haben nicht den geringsten Anhaltspunkt
     dafür, dass hier irgendetwas Derartiges vorgeht!«
    Doch er beharrte auf seiner Meinung. »Mein Gefühl sagt mir, mit diesem Labor stimmt etwas nicht. Etwas, dem wir auf den Grund
     gehen sollten!«
    Marie bemühte sich, Geduld zu wahren. »Mein Lieber, |143| du solltest dich mit solchen voreiligen Bauchgefühlen besser zurückhalten. Verschwörungstheorien bringen uns überhaupt nicht
     weiter. Wir arbeiten mit Fakten, nicht mit Gefühlen.«
    »Und das ist vielleicht genau das Problem«, sagte Rafael. »Manchmal helfen die Fakten eben nicht weiter. Manchmal weiß man
     einfach nicht genug. Aber das menschliche Gehirn ist in der Lage, Zusammenhänge zu erkennen, auch wenn die Fakten noch nicht
     klar sind. Das nennt man Mustererkennung. Bei der Entwicklung der künstlichen Intelligenz stellt genau diese Fähigkeit die
     Forscher vor große Herausforderungen. Über neunzig Prozent der menschlichen Entscheidungen werden aufgrund solcher ›Bauchgefühle‹,
     wie du es nennst, getroffen.«
    »Genau deshalb braucht man Unternehmensberater«, konterte Marie. »Damit dieser Unsinn aufhört!«
    »Das ist kein Unsinn! Ich habe ein paar Semester Psychologie studiert, bevor ich auf BWL umgeschwenkt bin. Glaub mir, den
     menschlichen Geist auf abstraktes, logisches Denken reduzieren zu wollen, wird der Komplexität der Materie bei Weitem nicht
     gerecht!«
    »Kann sein. Aber das Problem ist doch, dass man mit seinen Bauchgefühlen oft genug kilometerweit daneben liegt. Nimm zum Beispiel
     die Sterne.«
    »Sterne? Was haben die damit zu tun?«
    »Die Menschen haben schon immer in den Himmel geguckt und dort Muster erkannt, wo gar keine sind. Sie haben alle möglichen
     hanebüchenen Schlussfolgerungen daraus gezogen und tun es noch heute. Das ist es, wohin uns deine Mustererkennung bringt:
     Aberglaube und Paranoia.«
    »Woher willst du wissen, dass nicht doch was dran ist an den Mustern in den Sternen? Klar, die heutigen Astrologen übertreiben
     da ziemlich. Aber die Sterne hatten für die Menschen früher sehr wohl eine konkrete, praktische Bedeutung. |144| Sie wurden zur Orientierung benutzt und zur Vorausberechnung der idealen Erntezeit. Denk nur an Stonehenge.«
    »Stonehenge ist eine astronomisch ausgerichtete Kultstätte. Sie wurde nach exakten mathematischen Prinzipien konstruiert.
     Mit Bauchgefühlen hat das nicht das Geringste zu tun. Meiner Meinung nach unterscheidet uns erst unsere Fähigkeit, logisch
     zu denken und unsere Instinkte und Gefühle zu beherrschen, von den Tieren. Mathematik und Logik sind die ureigensten menschlichen
     Fähigkeiten.«
    Rafael redete sich in Rage. »Und wohin haben sie uns gebracht, diese menschlichen Fähigkeiten? Jeden Tag verschwinden Dutzende
     Tierarten für immer von der Erde, und wir tun alles, um diesen Planeten in eine Wüste zu verwandeln. Ist es das, was du mit
     Mathematik und Logik meinst?«
    »So ein Schwachsinn! Gier, Misstrauen und Egoismus haben uns an den Rand der Selbstzerstörung gebracht, nicht Mathematik und
     Logik. Unser Problem ist, dass wir nicht genug darauf achten, was uns Mathematik und Logik klar und deutlich sagen. Im Übrigen
     werden wir nicht dafür bezahlt, erkenntnistheoretische Grundsatzdiskussionen zu führen. Wir sollen das ökonomische Potenzial
     von Olfana berechnen. Und ich habe bisher noch keinen Anhaltspunkt dafür gefunden, dass dieses Labor am Ende der Welt irgendetwas
     Positives zu diesem ökonomischen Potenzial beisteuert.«
    »Wir sind hier nicht am Ende der Welt, wir sind hier am Anfang«, sagte Rafael. »Die Wiege der Menschheit steht gar nicht weit
     von hier. Wahrscheinlich sind unsere Vorfahren im Rift Valley zum ersten Mal von den Bäumen geklettert, und die Virunga-Vulkane
     bilden den südlichen Ausgangspunkt dieser geologischen Verwerfung. Im Übrigen bleibe ich dabei: Wir haben immer noch keine
     Ahnung, |145| was hier wirklich vorgeht. Solange wir das nicht wissen, können wir auch keine Aussage darüber treffen, welchen Beitrag das
     Feldlabor zur Zukunft von Olfana leisten kann. Du kannst ja wieder zurückfliegen und dich in Dreieich mit Zahlen aus der Buchhaltung
     amüsieren. Ich bleibe lieber noch hier und gehe der Sache auf den

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