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Der Duke, der mich verführte

Der Duke, der mich verführte

Titel: Der Duke, der mich verführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah Marvelle
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Feder in die ungefähre Richtung des Tintenfasses und der Kerze, deren Wachs in dicken Trauben den Silberleuchter hinabrann. Die Zigarre zwischen den Zähnen, knüllte er das Blatt zusammen und schnippte es vom Schreibtisch auf den Boden, wo sich bereits ein gutes Dutzend derart verworfener Listen angesammelt hatte.
    Vielleicht sollte er ihr einfach den ganzen Haufen geben. Stand auf jeden Fall genügend drin, auf das sie sich einen Reim machen könnte.
    Aus den Tiefen des Hauses erklang die Türglocke.
    Radcliff überhörte es und stärkte sich noch einmal an seiner Zigarre, ehe er sich wieder an die Arbeit machte. Zehn Punkte, das konnte so schwer ja nicht sein. Die qualmende Zigarre in der linken Hand, nahm er mit der rechten abermals die Feder auf, die ärgerliche kleine Tintenkleckse auf der blank polierten Schreibtischplatte verspritzt hatte.
    Zehn Punkte. Teufel aber auch. Das war wirklich zu viel verlangt. Es wollte ihm einfach nicht gelingen, sich zehn Wünsche zu erdenken. Es sei denn, er schloss auch Dienstboten, Kutschen und das Haus mit ein. Aber dann wären es ja elf.
    Die Türen des Arbeitszimmers wurden aufgestoßen, und Jefferson räusperte sich. „Sind Euer Gnaden zugegen?“
    Wieder zielte Radcliff mit der Feder aufs Tintenfass und spritzte noch mehr Kleckse auf den Tisch. Er klopfte die Asche seiner Zigarre in das kleine Schälchen, das neben der ungeschriebenen Liste stand, lehnte sich in seinen Stuhl zurück und musterte den Butler. „Wer ist es?“
    „Eine Miss Matilda Thurlow.“
    Vor Schreck war Radcliff für einen Moment sprachlos. Die Zigarre glitt ihm aus den Fingern und fiel ihm in den Schoß. Hektisch sprang er auf, fing die Zigarre auf und versuchte den dunklen Fleck wegzureiben, der nun seine graue Hose verunzierte.
    Verdammter Mist! Wenigstens hatte er sich nicht in Brand gesteckt und seinen Schwanz abgeflämmt. Wenngleich das all seine Probleme mit einem Streich gelöst hätte.
    Fluchend warf Radcliff die Zigarre in den Ascher. Ihm fiel eigentlich nur ein Grund dafür ein, weshalb Matilda Thurlow ihn hier, in seinem Haus – und noch dazu am helllichten Tag – aufsuchen würde: Sie hatte sich dazu genötigt gesehen.
    „Euer Gnaden“, insistierte Jefferson. „Die Dame scheint in Bedrängnis zu sein.“
    Radcliff richtete sich auf, straffte die Schultern und atmete tief durch, was ihn leider Gottes nicht die Spur beruhigte. Was zum Teufel sollte er jetzt tun? Sie wegschicken? Zum Henker mit ihr. Warum nur musste sie ihn in eine solche Lage bringen? „Ich werde sie hier, in meinem Arbeitszimmer, empfangen. Und holen Sie bitte meine Frau, ja? Sofort. Ich will nicht mit Miss Thurlow allein sein.“ Fahrig angelte Radcliff die Zigarre wieder aus der Schale.
    Jefferson verbeugte und entfernte sich.
    Da er wusste, dass es sich für einen Gentleman nicht schickte, in der Gegenwart einer Dame zu rauchen, nahm Radcliff noch einen letzten, tiefen Zug seiner Zigarre und blies den Rauch genüsslich durch die Nase aus.
    Er schloss die Augen, schmeckte dem warmen, tröstlichen Aroma nach und überlegte verzweifelt, wie er das Kommende kühlen Kopfes durchstehen sollte, wenn er sich nicht mal an etwas so Verlässliches und Beruhigendes wie seine Zigarre halten konnte.
    Seufzend schlug er die Augen wieder auf, drückte die Glut der Zigarre aus und öffnete die oberste Schreibtischschublade, um Ascher und angerauchte Zigarre darin verschwinden zu lassen. Dann rückte er seinen Stuhl so zurecht, dass er die Tür genau im Blick hatte.
    Kurz darauf erklang von draußen das Geklapper von Absätzen, und dann erschien auch schon Matilda – in einem geblümten Kutschenkleid, Kaschmirschal und passendem Hut. Schwerfällig und leicht unsicheren Schrittes trat sie ins Zimmer, als könnte sie mit ihrem riesigen Bauch kaum noch laufen. Den Blick gesenkt, kam sie auf ihn zu. Ihr Gesicht war blass und zeigte keinerlei Regung, auf ihrer Wange blühten neue Wundmale, ihre Lippe war geschwollen und mit Blut verkrustet.
    Nichtsdestotrotz war ihr blondes Haar sorgsam unter dem Hut aufgesteckt, und ihr Kleid sah untadelig sauber und adrett aus.
    Radcliff erhob sich, wie es sich gehörte, vermied es jedoch, sie länger als irgend nötig anzusehen. Mitleid konnte sich nur leisten, wer auch in der Lage war zu helfen. Er hielt den Blick fest auf die Tür gerichtet, wartete und hoffte, dass Justine bald käme, damit er durch sie Unterstützung erfuhr.
    „Ich danke Ihnen zutiefst, dass Sie mich empfangen haben, Euer

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