Der Dunkelheit versprochen: Guardians of Eternity 8 - Roman (German Edition)
nach dem anderen ausstieß. »Wir wollen doch nicht zu spät kommen.«
Jaelyn hatte schon immer vermutet, dass Männern jene DNS -Sequenz fehlte, die für das rationale Denken erforderlich war. Warum sonst sollten sie so danach lechzen, sich auf die Brust zu trommeln und die Fangzähne zu fletschen, anstatt ein Problem in Ruhe zu besprechen?
Jetzt hatte sie keinen Zweifel mehr an dieser Theorie.
Was das andere Geschlecht brauchte, war ordentliches Brustgetrommel, dachte sie und beobachtete die Strategie der sechs Vampire, Ariyal systematisch einzukreisen, wobei ihre Mimik zwischen Hohn und offenem Hass spielte.
Sie hatte nicht erwartet, dass das Treffen angenehm sein würde. Oder auch nach den Regeln der Höflichkeit ablaufen würde.
Aber mussten sie unbedingt damit anfangen, sich so unausstehlich zu benehmen wie möglich?
Gerade war ihr diese Überlegung durch den Kopf geschossen, als Styx vortrat. In seiner schwarzen Lederhose und dem schwarzen T-Shirt, das sich über seinem gewaltigen Rumpf spannte, wirkte er wie ein wandelnder Albtraum.
»Ein hübsches Hemd«, sagte er gedehnt zu Ariyal, indem er das Heft seines riesigen Schwertes liebkoste.
Tatsächlich. So unausstehlich wie nur irgend möglich.
»Styx«, fauchte sie und trat neben ihren Gefährten, der bereits seinen Bogen und die Holzpfeile schussbereit in der Hand hielt. »Alles, worum wir bitten, ist eine Möglichkeit, Ariyals Stammesangehörige zu überzeugen, die Höhlen zu verlassen, bevor Ihr sie betretet.«
Die Macht des Anasso lag in der Luft wie ein schweres Hämmern. »Weshalb sollte ich ihm trauen?«
»Weil ich Euch sage, dass Ihr ihm trauen könnt.« Sie wich nicht von der Stelle und war sich Ariyals glühender Wut sehr bewusst. Götter, bitte lasst ihn nichts Dummes tun! »Traut Ihr mir?«
Styx hob eine breite Schulter. »Er ist Euer Gefährte.«
Sie verzog die Lippen. Die Vampire hatten ihre Verbindung zu Ariyal wahrgenommen, sobald sie sich den Höhlen genähert hatten.
Das verstärkte die Anspannung noch.
»Ja, ich weiß.«
Der große Vampir wandte seine Aufmerksamkeit nun wieder dem schweigend dastehenden Ariyal zu.
»Eure Loyalität gehört nun dem dunklen Feenvolk.«
»Hurensohn!«
Jaelyn blieb kaum Zeit, sich zwischen ihren Gefährten und den sicheren Tod zu stellen. Sie stemmte die Hände gegen seinen Brustkorb, um ihn zurückzuhalten.
»Ariyal, bitte!«
»Er kann alles über mich sagen, was er will.«
»Herzlichen Dank«, erwiderte Styx gedehnt.
Dieser nervtötende Hurensohn.
»Mund halten, Blutsauger«, knurrte Ariyal, wobei er den Blick fest auf Jaelyns flehende Miene gerichtet hielt. »Aber er darf deine Ehre nicht beleidigen.«
Jaelyns Herz schmolz dahin, obwohl sie sich gleichzeitig wünschte, ihm für seine Sturheit einen harten Schlag verpassen zu können.
Niemand zuvor hatte ihre Ehre verteidigt.
Niemand.
»Es ist keine Beleidigung, wenn ich wissen will, ob ich in eine Falle gelockt werden soll«, erklärte Styx, ohne sich zu rechtfertigen.
Ariyal legte Jaelyn einen Arm um die Schultern und zog sie eng an sich.
»Wenn Ihr glaubt, dass es sich um eine Falle handelt, warum zum Teufel seid Ihr dann hergekommen?«
»Als die Jägerin an mich herantrat, hatte sie sich noch nicht an unseren Feind gebunden.«
»Oh, um Gottes willen!«, schnauzte Jaelyn. »Er ist nicht unser Feind. Wir wollen alle das Gleiche.«
»Tatsächlich?«, fragte Styx und streifte sie mit seiner Macht, als suche er nach der Wahrheit in ihrem Herzen.
»Ja.«
Es folgte eine kurze, angespannte Pause, in der der Anasso weiterhin in Jaelyn forschte. Dann hob er ruhig die Hand und bedeutete seinen Vampiren mit dieser Geste, einen Schritt zurückzutreten.
»Ihr habt eine Viertelstunde Zeit.«
Die Erleichterung, die Jaelyn durchströmte, fand durch Ariyals typisch männliche Reaktion ein jähes Ende.
»Ihr mögt der König der Vampire sein, aber Ihr seid …«
»Ariyal!« Sie stellte sich direkt vor ihren Gefährten und nahm sein Gesicht in beide Hände. »Wenn wir sie in einer Viertelstunde nicht dafür gewonnen haben, sich uns anzuschließen, werden wir bereits gefangen genommen oder tot sein.«
Damit hatte sie es einfach und direkt auf den Punkt gebracht.
Und ausnahmsweise wirkte es.
Halleluja.
Ariyal spannte die Kiefermuskeln an und zwang sich, tief Luft zu holen, um sich zu beruhigen und mit dem Anasso in einem Tonfall zu sprechen, der nicht so klang, als wolle er den Vampir vorsätzlich provozieren.
»Wie sieht Euer Plan
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