Der Dunkelheit versprochen: Guardians of Eternity 8 - Roman (German Edition)
gnadenlos tötete.
Das war möglicherweise die Erklärung dafür, dass der Hexenzirkel, der die letzten beiden Nächte geschäftig um das Versteck der Wolfstöle herumgewuselt war, zwischen sexueller Faszination und furchtbarer Angst hin und her gerissen war, wann immer er vorbeiging.
Das und das riesige Schwert, das er sich auf den Rücken geschnallt hatte.
Santiago nahm die Frauen kaum wahr, die sangen, Zaubertränke brauten und ihre Kerzen anzündeten.
Wie alle Vampire verabscheute er Magie.
Unglücklicherweise hatte Styx Santiago befohlen, die verschollene Schwester seiner Gefährtin zu finden.
Und wenn der Anasso etwas befahl, gehorchte ein kluger Vampir.
Selbst wenn das bedeutete, den örtlichen Hexenzirkel zu bitten, die diversen Schichten aus Zaubersprüchen, Flüchen und anderen abscheulichen magischen Fallen zu überwinden, mit denen das Farmhaus belegt worden war.
Allerdings hatte er nicht erwartet, dass die Hexen so lange brauchen würden, um die Schutzschichten um das Haus zu brechen. Ungeduld flackerte in ihm auf.
Man hatte ihm erzählt, dass die Wolfstöle paranoid sei. Das war nicht weiter überraschend, wenn man bedachte, dass dieser Kerl einen Handel mit einem Zombiewerwolf abgeschlossen hatte, der in Verbindung mit einem Dämonenlord stand. Und nun musste er Kassandra beschützen.
Eine wahre Prophetin.
Das seltenste Wesen, das auf Erden wandelte.
Diese Aufgabe wünschte er nicht einmal seinem ärgsten Feind.
Dennoch ermüdete es Santiago ungemein, darauf zu warten, dass die Hexen ihren Hokuspokus erledigten, sodass er endlich das Haus betreten konnte.
Wie aufs Stichwort näherte sich ihm vorsichtig eine große, silberhaarige Frau, die mit einem braven schwarzen Rock und einem weißen Hemd bekleidet war. Sie wirkte, als müsse sie eigentlich Kredite in einer Bank vergeben und nicht Zaubertränke brauen. Mit ihrer schmuckbeladenen Hand deutete sie auf das Haus.
»Wir haben Euch einen Durchgang zur Tür gebahnt.«
Santiago studierte die Kerzen, die in zwei Reihen von den Hecken zur Vordertür führten. Trotz der Spätsommerbrise, die die Nachtluft bewegte, blieben die Flammen vollkommen unbewegt, sie flackerten nicht einmal.
Er verzog das Gesicht.
Madre de Dios. Er hasste Magie.
»Seid Ihr sicher, dass es ungefährlich ist?«
»Es sollte ungefährlich sein, solange Ihr zwischen den Kerzen bleibt.«
»Und was ist mit dem Haus?«
Sie glättete ihr ordentlich frisiertes Haar. »Wir können im Inneren nichts entdecken, aber ich kann für nichts garantieren.«
Santiago zog das Schwert aus der Lederscheide. »Einfach fantastisch.«
Die Frau erbleichte und wich hastig einen Schritt zurück. Als sei das glänzende Schwert gefährlicher als Santiagos riesige Fangzähne oder seine Klauen, die Stahl durchdringen konnten.
»Ihr solltet auch wissen, dass die Barriere, die wir errichtet haben, nur so lange hält, bis die Kerzen heruntergebrannt sind«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Ihr werdet nicht mehr als eine Stunde Zeit haben.«
»Magie«, murmelte er.
Santiago ignorierte die Frauen, die eilig vor ihm zurückwichen, und zwang seine widerwilligen Füße, ihn an der Hecke vorbei auf den schmalen Pfad zu tragen. Er weigerte sich zu zögern, als er auf das Haus zuging, die Stufen zu der umlaufenden Veranda erklomm und die schwere Eichentür öffnete.
Wenn er von irgendeinem abscheulichen Zauber aufgespießt werden sollte, half es auch nicht, auf Zehenspitzen zu laufen.
Allerdings vermochte er erst, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte und in dem großen Wohnzimmer mit den weiß getünchten Wänden und der offenen Balkendecke stand, seinen eisernen Griff um das Schwert zu lockern.
Den Tod im Kampf fürchtete er nicht. Doch der Gedanke, von irgendeiner unnatürlichen Macht dahingerafft zu werden, reichte aus, um jedem Vampir Albträume zu bescheren.
Mit einem angewiderten Kopfschütteln wandte Santiago die Aufmerksamkeit seiner Umgebung zu.
Er hatte kein Interesse an den Bauernmöbeln mit ihrem blau-weiß karierten Leinenbezug oder dem handgeschnitzten Geländer der Treppe, die in den ersten Stock hinaufführte. Stattdessen begab er sich sofort zu dem schweren Sekretär, um die diversen Schubladen zu durchsuchen.
Die meisten Schriftstücke bestanden aus unverständlichem Gekritzel, was Santiago daran erinnerte, dass Caine vor seiner Verwandlung ein bedeutender Chemiker gewesen war. Diese Tatsache wurde von den in Leder gebundenen Büchern untermauert, die die hoch
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