Der Dunkelheit versprochen: Guardians of Eternity 8 - Roman (German Edition)
worden war, besaß ich die gesteigerten Sinne, die für eine Jägerin erforderlich sind«, erklärte sie, wobei sie sorgfältig darauf achtete, dass in ihrer Stimme keine Emotionen zu erkennen waren. Sie hatte ihr Bestes getan, um die betreffende Nacht zu vergessen. »Der Addonexus kam zu meinem Versteck und teilte mir mit, dass ich die neueste Rekrutin werden würde.«
Sie spürte, wie Levet sie forschend ansah.
»Gleichgültig, ob du rekrutiert werden wolltest oder nicht?«, fragte er sanft.
»Vampire waren noch nie begeisterte Anhänger der Demokratie. Nicht einmal mit Styx als Anasso.«
»Gewalt geht vor Recht, wie?«
Sie zuckte mit der Schulter. »Etwas in der Art.«
»Das ist so typisch für diesen übergroßen Azteken«, murmelte der Gargyle. Er bog abrupt in eine dunkle Straße ab und führte Jaelyn an den kleinen historischen Kirchen vorbei, die zwischen den Gaststätten eingebettet lagen. »Wurdest du gefangen gehalten?«
Sie zog die Brauen in die Höhe. Was zum Teufel wusste der Gargyle über die mächtigsten Vampire der Welt?
Doch diese Geschichte konnte er ihr ein anderes Mal erzählen.
»Ich war keine Gefangene«, antwortete sie, »aber ich wurde – ermutigt, meine Ausbildung abzuschließen.«
»Ich kann mir vorstellen, wie diese Ermutigung ausgesehen hat«, erwiderte er leise.
»Nein, das kannst du wirklich nicht.«
Stille senkte sich herab, als ihre bitteren Worte schwer in der Luft hingen. Dann fühlte Jaelyn, wie der Gargyle langsamer wurde. Sie drehte sich um und sah seinen verständnisvollen Blick.
»Aber nun ist deine Ausbildung abgeschlossen?«, erkundigte er sich.
»Ja.« Sie verzog die Lippen. »Ich bin eine ausgebildete Jägerin, mit Brief und Siegel.«
»Es gibt einen Brief und ein Siegel?«
Sie konnte das Lachen, das unvermittelt aus ihr hervorbrach, nicht unterdrücken. »Wenn ich dir das erzählen würde, müsste ich dich töten.«
Ihr Begleiter kräuselte seine Lippen ebenfalls zu einem Lächeln. »Ich hätte nie gedacht, jemals auf eine dermaßen charmante Vampirin zu treffen«, meinte er. »Du bist wahrhaftig einzigartig.«
»Dem ›einzigartig‹ könnte ich vielleicht noch zustimmen«, entgegnete sie trocken, »aber ich wurde bisher selten als ›charmant‹ bezeichnet.«
»Ich bezweifle, dass du in deinem aktuellen Beruf viele Gelegenheiten erhältst, deine sanftere Seite zu zeigen.«
Sanfter?
Hatte sie je eine sanftere Seite gehabt?
»Nein.«
»Kannst du kündigen?«
Sie sah ihn verblüfft an, überrascht von der unerwarteten Frage. »Meinen Beruf als Jägerin kündigen?«
» Oui .«
»Das ist bei Vampiren eine äußerst ehrenvolle Position«, sprach sie die gut einstudierten Worte. Es war nur zu wahr, dass die meisten Vampire diejenigen beneideten, die vom Addonexus auserwählt wurden. Sie sahen nur die Macht, die damit verbunden war, und den ängstlichen Respekt, der den Mitgliedern entgegengebracht wurde, ohne je zu verstehen, welchen Preis das Ganze hatte. »Warum sollte irgendjemand dies aufgeben wollen?«
Levets Augen verengten sich. »Ich könnte mir hundert Gründe vorstellen.«
Sie blieb stehen, und ihre Nackenhaare stellten sich auf, als sie den unverkennbaren Gestank wahrnahm, der die Luft verpestete.
»Ich rieche Trolle.«
Der Gargyle erschauderte leicht. »Ich habe dich darauf hingewiesen, dass es sich um ein drittklassiges Etablissement handelt.«
»Das ist wahr.« Mit einer ruhigen Bewegung beugte sich Jaelyn vor, um Ariyal auf den harten Asphaltboden zu legen. Suchend strich sie mit der Hand über seinen harten Körper, bis sie einen der zahlreichen Dolche fand, die er dort versteckt hielt. Sie umfasste den Elfenbeingriff, stand auf und richtete den Finger auf den Gargylen. »Bleib hier bei dem Sylvermyst. Ich komme zurück, sobald ich kann.«
»Wohin gehst du?«
»Um ein Zimmer verhandeln.«
Sie hatte sich bereits umgedreht, um die Stufen hinunterzugehen, die zu dem Keller unter der stillen Wirtschaft führten, als Levet nach ihrer freien Hand griff.
»Sei vorsichtig, mon enfant «, bat er sie leise.
Sie blickte überrascht zurück. Zuerst hatte Ariyal versucht, sie zu beschützen, und nun sah dieses Wesen sie an, als sei es ehrlich besorgt.
Das war … irgendwie beunruhigend.
»Mach dir keine Sorgen um mich«, sagte sie unbeholfen.
Ein leichtes Lächeln kräuselte Levets Lippen, und er hob die Hände in einer hilflosen Geste.
»Ich kann es nicht ändern.«
Sie runzelte die Stirn und ignorierte das kleine Wärmegefühl, das
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