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Der Dunkle Code

Der Dunkle Code

Titel: Der Dunkle Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Weg zurück zu ihren ursprünglichen Besitzern gefunden hatten. Der Vatikan hatte bislang keinerlei Anstalten gemacht, seine Rolle in dieser peinlichen Angelegenheit zu hinterfragen. Er antwortete nicht einmal auf Anfragen, bei denen versucht wurde, Kunstwerken, die in jüdischem Besitz gewesen waren, auf die Spur zu kommen.
    Konnte es Zufall sein, dass der grauhaarige Mann, der die Villa Mariluce gemietet hatte, Deutscher war? Aaros Herz schlug schneller. Für einen Nazi aus dem Zweiten Weltkrieg war der Mann zu jung, aber seine Haltung und seine Art, sich zu bewegen, hatten zweifellos etwas Militärisches an sich gehabt.
    Die Familie Rubinstein hatte mehrmals die Rückgabe des Caravaggio verlangt, aber der Heilige Stuhl nahm keinerlei Stellung zu den Forderungen. Der letzte legale Besitzer des Bildes war der Lederfabrikant Shmuel Rubinstein aus Bratislava gewesen, dessen Spur sich 1942 im Getto von Theresienstadt verlor. Wahrscheinlich hatte sein Leben im Vernichtungslager Auschwitz geendet.
    Aaro rieb sich die Augen. Er blätterte in seinem Notizbuch, bis er das Nummernschild des Wagens fand, der dem grauhaarige Mann gehörte: M-YE 3923.
    Er ging an den Computer zurück, loggte sich im Internetservice des ADAC ein und suchte dort nach der Nummer. Als Antwort kam ein nüchternes NICHT IM GEBRAUCH. Das Nummernschild war also offenbar gefälscht, aber das war für Aaro nun keine Überraschung mehr.
    Er griff zum Telefonhörer und wählte Essi Mannerlas Nummer. Sie meldete sich fast sofort und klang erfreut. Seit ihrer Rückkehr aus Italien waren mittlerweile drei Tage vergangen und Aaro war Essi nur einmal kurz auf dem Flur der Europaschule begegnet. Aber auf dem Rückflug von Rom hatten sie sich intensiv unterhalten, unter anderem über Internetspiele. Wie sich herausgestellt hatte, kannte Essi die Welt der Online-Games gut. Sofort war ihr Ansehen in Aaros Augen explosionsartig gewachsen. Essi war für ihr Alter ziemlich cool.
    »Du, Essi, ich müsste da was wissen, was mit der Villa in Faleria zu tun hat«, sagte Aaro.
    Essi klang ein bisschen amüsiert, anscheinend hatte sie Aaros Ermittlungen bislang überhaupt nicht ernst genommen. Das machte Aaro nichts aus, im Gegenteil, es würde die Sache vereinfachen.
    »Ach, mit dem tollen Haus? Hast du übrigens was von der italienischen Polizei gehört? Keine Vorladung?«
    »Nichts. Vielleicht haben sie das Ganze vergessen. Aber hör mal, könntest du vielleicht kurz bei Paolo anklingeln und ihn fragen, ob er etwas über die Mieter der Villa herausfinden könnte, den Namen und so. Es gibt da einen Makler namens Moretti, der weiß Bescheid. Villa Mariluce. Es ist wichtig.«
    »Ach ja?«, lachte Essi fast schon ein bisschen gelangweilt auf.
    »Glaub mir! Paolo wird uns bestimmt gern helfen. Übrigens ein sympathischer Kerl.«
    Essi lachte wieder, diesmal wärmer. Aaro hatte den richtigen Ton getroffen.
    »Du bist leicht zu durchschauen, Aaro, aber okay«, meinte sie. »Ich kann Paolo fragen, ob er dir den Gefallen tut. Ich wollte ihn sowieso gerade anrufen.«
    »Super. Danke. Ruf mich an, wenn du was weißt, ja?« Aaro legte auf und streckte sich. Solange man nur unklare Informationen hatte, musste man sich auf seine Ahnungen verlassen. Und seine Intuition sagte ihm klipp und klar, dass der Deutsche in der heruntergekommenen Villa in Faleria tatsächlich etwas mit dem Kunstraub zu tun hatte.
     
    Der grauhaarige Mann saß im Arbeitszimmer seines Alpenhauses im bayerischen Bergstein, unweit der österreichischen Grenze. Dietrich Gruber war ungeduldig und schlecht gelaunt.
    Er nahm den Stofflappen, den er auf der Rückseite des Caravaggio gefunden hatte, in die Hand und las erneut die Aufschrift: 16186C152 423DHEG. Die Erleichterung und die Freude, die die Entdeckung ausgelöst hatte, war mittlerweile in bittere Enttäuschung umgeschlagen. Der Code ließ sich einfach nicht knacken.
    Dietrich Gruber seufzte gequält. Aus dem Erdgeschoss hörte man die aufgeregte Stimme eines Reporters, weil Achim sich im Fernsehen ein Fußballspiel ansah.
    Auf Grubers Schreibtisch aus Nussbaumholz standen zwei Fotografien in silbernen Rahmen. Die eine zeigte einen jungen, breitschultrigen Mann, der im dunklen Anzug vorm Brandenburger Tor in Berlin stand und lächelnd Zigarre rauchte. Auf dem anderen Foto saß derselbe Mann mit grimmigem Gesichtsausdruck hinter einem Schreibtisch. Er trug Uniform und an den Kragenspiegeln die gezackten SS-Symbole. Auf dem Tisch stapelten sich die Unterlagen in

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