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Der dunkle Fluss

Der dunkle Fluss

Titel: Der dunkle Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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was ich vorhatte.
    »Das ist der falsche Weg, Adam. Was immer er zu dir gesagt hat, weglaufen ist jetzt nicht die Antwort.«
    Doch er irrte sich: Nichts hatte sich geändert. Überall war Misstrauen, und die einzige Wahl, die ich hatte, war nach wie vor die zwischen Trauer und Wut. Im Vergleich zu all dem erschien mir dieses taube Gefühl immer noch ganz angenehm.
    »Es war schön, dich wiederzusehen, Dolf. Aber es klappt nicht. Sag Grace, dass ich sie liebe.« Ich fuhr ab und sah, wie er in der Zufahrt stand und mir nachschaute. Er hob die Hand und sagte etwas, das ich nicht verstand. Es war auch nicht wichtig. Robin hatte sich gegen mich gewendet. Mein Vater war verloren.
    Es war vorbei.
    Aus.
    Ich fuhr auf schmalen Straßen zurück zum Fluss und zu der Brücke, die sich über die Grenze von Rowan County spannte. Ich parkte, wo ich bei meiner Ankunft geparkt hatte, und ging hinunter zum Rand des Wassers. Die Milchflaschen hingen noch da, und ich dachte an den verlorenen Jungen, um den mein Vater trauerte, an eine Zeit, in der es nichts Komplizierteres gab, als eine Messerscheide zu ölen oder einen Wels vom Haken zu nehmen. War noch etwas von diesem Jungen in mir, oder hatte der Krebs wirklich alles weggefressen? Ich konnte mich erinnern, was für ein Gefühl es gewesen war. An einen speziellen Tag. Ich war sieben, und noch mehr als ein Jahr sollte vergehen, bevor ein seltsamer, dunkler Winter alle Wärme aus meiner Mutter heraussog.
    Wir waren am Fluss.
    Wir waren schwimmen.
    Vertraust du mir ?, fragte sie.
    Ja.
    Komm, sagte sie. Wir hielten uns am Stegrand fest. Die Sonne stand hoch am Himmel, und sie lächelte verschmitzt. Sie hatte blaue Augen mit gelben Punkten, die aussahen wie Flammen. Los, sagte sie und glitt unter Wasser. Ich sah, wie sie zweimal mit den Beinen strampelte, dann war sie unter dem Steg verschwunden. Ich war verwirrt, aber dann tauchte ihre Hand auf. Ich packte sie, hielt den Atem an und ließ mich unter den Steg ziehen. Die Welt wurde dunkel, und dann stiegen wir in dem Hohlraum unter den Planken auf. Es war still dort und so grün, wie es im Wald sein kann. Lichtstrahlen fielen schräg zwischen den Planken hindurch. Ihre Augen tanzten, und als das Licht sie traf, loderten sie. Es war ein verborgener, stiller Ort dort unten. Ich war schon hundertmal auf dem Steg gewesen, aber noch nie darunter. Es war wie ein Geheimnis, Wie ein ... Sie bekam Fältchen an den Augenwinkeln und legte mir eine Hand auf das Gesicht. Es gibt so viel Zauber in der Welt, sagte sie. Und so war es auch. Es war ein Zauber. Ich dachte immer noch daran, als Dolf oben auf der Straße über mir anhielt. Er kam die Böschung heruntergeklettert wie ein alter Mann. »Woher wusstest du, dass ich hier bin?«, fragte ich. »Ich hab's drauf ankommen lassen.« Er hob ein paar Kiesel auf und ließ sie über das Wasser schnellen. »Wenn ich jetzt über diese Brücke fahre, kann ich nicht mehr zurück«, sagte ich.
    »Pep.«
    »Deshalb hab ich noch mal angehalten.«
    Er warf den nächsten Stein. Er versank nach dem zweiten Hüpfer. »Besonders gut kannst du das nicht«, stellte ich fest. »Arthritis. Ist beschissen.« Er warf wieder, und der Stein ging sofort unter. »Willst du mir erzählen, warum du wirklich gekommen bist?«, fragte er und warf noch ein Loch ins Wasser. »Ich tue alles, was ich kann um dir zu helfen, Adam.«
    Ich hob vier Kieselsteine auf. Der erste hüpfte sechsmal. »Du hast genug am Hals, Dolf.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ist eigentlich nicht so wichtig. Mein Angebot steht.« Ich betrachtete sein asymmetrisches Gesicht. »Danny hat mich angerufen«, sagte ich. »Vor drei Wochen.«
    »Ach ja ?«
    »Er sagte, er brauchte meine Hilfe bei irgendwas. Er bat mich, nach Hause zu kommen.« Dolf bückte sich, um neue Steine aufzusammeln. »Was hast du geantwortet?«
    »Ich habe ihn gefragt, um was es ging, aber wollte nicht weiter darauf eingehen. Er hätte rausgefunden, wie er sein Leben in Ordnung bringen könne, sagte er, doch dazu bräuchte er meine Hilfe. Ich solle nach Hause kommen, damit wir von Angesicht zu Angesicht darüber sprechen könnten.« Dolf wartete. »Ich sagte, das könnte ich nicht.«
    »Und was hat er da gesagt?«
    »Er bestand darauf und wurde sauer. Er sagte, er bräuchte mich, und er würde das Gleiche auch für mich tun, wenn die Situation umgekehrt wäre.«
    »Aber er wollte nicht sagen, worum es ginge?«
    »Nein.«
    »Und du glaubst, er wollte, dass du mit deinem Vater über den

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