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Der dunkle Geist des Palio (German Edition)

Der dunkle Geist des Palio (German Edition)

Titel: Der dunkle Geist des Palio (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Frank
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wieder glitt ihr Blick zu ihrem Verlobten Lorenzo hinüber, der schwungvoll eine Schaufel voll Sand nach der anderen vom Pferdefuhrwerk hob. Doch Lorenzo erwiderte ihren Blick nicht. Er war zu sehr in seine Arbeit vertieft, hob nur hin und wieder den Kopf und sah zu einer Gruppe junger Frauen hinüber, die ein Stück von Eva Maria entfernt ihrer Arbeit nachgingen.
    Empört stellte Eva Maria fest, dass eine der Frauen Lorenzo schamlos schöne Augen machte. Und dass Lorenzo nicht einmal den Anstand besaß, wegzuschauen, als die dralle junge Frau mit den kupferroten Haaren ihn verheißungsvoll anlächelte.
    Entschlossen stolzierte Eva Maria zu Lorenzo hinüber, stellte sich dicht neben ihn und legte vertraulich ihre rechte Hand, an der ihr neuer Verlobungsring glitzerte, auf seinen Unterarm. Dabei warf sie der Konkurrentin einen warnenden Blick zu. Eilig wandte die Fremde sich ab.
    Missmutig runzelte Lorenzo die Stirn. »Du siehst blass aus«, stellte er dann jedoch anteilnehmend fest. »Geht es dir nicht gut?«
    »Es geht schon«, antwortete Eva Maria und lächelte. »Es ist nur ein bisschen anstrengend für mich.«
    Lorenzos Blick wanderte nach unten auf Eva Marias Bauch. »Gib auf dich acht«, sagte er, hob dabei aber bereits wieder die Schaufel, um die nächste Ladung Sand von der Kutsche herunterzuheben.
    Eva Maria sah ihm noch eine Weile zu, doch als sie merkte, dass ihr Verlobter sie nicht länger beachtete, kehrte sie an ihre alte Position zurück. Kaum hatte sie Lorenzo den Rücken zugekehrt, schnalzte der junge Mann mit der Zunge, ließ das Kutschpferd seine schwere Last ein Stück weiterziehen, näher an die rothaarige Frau heran, und fuhr dort mit seiner Arbeit fort.
    Aus der Ferne beobachtete Eva Maria, wie die junge Frau kurz darauf erneut begann, Lorenzo zuzulächeln. Ob ihr Verlobter das Lächeln erwiderte, konnte sie jedoch nicht sehen, denn er arbeitete mit dem Rücken zu ihr. Allerdings merkte sie durchaus, dass er auffallend häufig in seiner Bewegung verharrte.
    Sie versuchte sich einzureden, dass ihr das nichts ausmachte, aber ganz gelang ihr das nicht. Stechende Eifersucht nagte an ihr. Schließlich erspähte sie ein gutes Stück von ihr entfernt ihren Vater, Signore Morelli, der augenscheinlich in ein sehr intensives Gespräch mit einem Mann verwickelt war, den Eva Maria nicht kannte. Sie sah ihren Vater wild gestikulieren und den Fremden zustimmend nicken.
    Während sie die beiden Männer beobachtete, überlegte sie, ob sie es Lorenzo nicht mit gleicher Münze heimzahlen konnte, indem sie ihn eifersüchtig machte. Der Fremde, mit dem ihr Vater sprach, war ein junger und durchaus attraktiver Mann. Vielleicht war es für Lorenzo ganz lehrreich, wenn er merkte, dass sich noch jemand anderes für seine Verlobte interessierte. Er schien sich seiner Sache viel zu sicher zu sein – und Eva Maria gestand sich nur ungern ein, dass er dazu auch allen Grund hatte. Sie war auf ihn angewiesen. Aber er nicht auf sie!
    Sie zupfte sich eine Haarsträhne, die sich bei der anstrengenden Arbeit aus ihrer Hochsteckfrisur gelockert hatte, aus dem Gesicht, strich ihr Kleid glatt und machte sich auf den Weg zu ihrem Vater und dem fremden Mann.
    Zwar konnte sie es nicht wagen, sich einfach ungebeten zu den beiden Männern zu stellen, sie hoffte aber, dass ihr Vater sie hinzubitten und vorstellen würde, wenn er sie sah.
    »… keine Missverständnisse … der fantino des Panthers …«
    Satzfetzen drangen an ihr Ohr und ließen sie ihre Schritte verlangsamen.
    »… verstanden, Signore Morelli … Lorenzo …«
    »… niemand etwas merken …«
    »… können sich auf mich verlassen …«
    »… Schaden nicht sein.«
    »Werden uns … einig.«
    »… spennachiera runterschlagen …«
    Der Fremde nickte.
    »… nicht vor … nerbo zurückschrecken …«
    »Dafür ist er ja da!« Der Fremde grinste gehässig und sah in diesem Augenblick gar nicht mehr so attraktiv aus.
    Eva Maria war mittlerweile so nah herangekommen, dass es peinlich zu werden drohte, wenn ihr Vater sie weiter ignorierte, und einen Augenblick lang sah es tatsächlich so aus, als habe er genau dies vor. Doch dann wandte sich der Fremde zu ihr um, und ihr Vater räusperte sich.
    »Ah, Eva, meine Liebe, darf ich dir Signore Bertolli vorstellen? Er wird den Palio für die contrada des Einhorns reiten. Signore Bertolli, das ist meine Tochter Eva Maria.«
    »Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte Eva Maria höflich und streckte dem fremden

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