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Der dunkle Geist des Palio (German Edition)

Der dunkle Geist des Palio (German Edition)

Titel: Der dunkle Geist des Palio (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Frank
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mich von hinten angerempelt.«
    »Glaubst du, er hat unser Gespräch belauscht?«
    Marcello zuckte mit den Schultern. »Und wenn schon«, knurrte er. »Wenn der meint, er könnte mich ins Bockshorn jagen, dann hat er sich gewaltig geirrt.«
    Signore Morelli grinste. Vermutlich war es besser, den Geldschein zu lassen, wo er war. Marcello hatte soeben ein viel überzeugenderes Argument erhalten, Danilo während des Rennens im Auge zu behalten.
     
    Marias Absätze klapperten weiterhin auf dem Kopfsteinpflaster. Sie hatte Alessandro im Café zurückgelassen, dachte aber immer noch über ihr Gespräch nach. Gegen ihren Willen hatte er ihr eine Facette von Antonia gezeigt, die sie gar nicht sehen wollte. Es war so viel einfacher, nichts über das Dienstmädchen zu wissen. Vor allem nichts, was aus ihr einen netten Menschen machte.
    Sie blieb an einem Schaufenster stehen und betrachtete eine Weile ein paar hübsche braune Sandalen mit Absatz, bis sie sich eingestand, dass sie bereits ein ähnliches Paar besaß. Entschlossen ging Maria weiter, doch schon nach wenigen Minuten beschlich sie ein seltsames Gefühl. Sie drehte sich um und musterte aufmerksam die Gesichter der anderen Passanten. Irgendwie fühlte sie sich unwohl. Als würde sie verfolgt. Da war dieses merkwürdige Gefühl im Rücken, als ob jemand sie beobachtete. Aber da war nichts, weshalb sie nervös werden sollte. Doch sosehr sie sich selbst schalt – das Gefühl, dass jemand hinter ihr herschlich, wurde sie einfach nicht los. Wer sollte mich schon verfolgen?, überlegte sie. Und warum?
    Der Einzige, der ihr einfiel, war Gianluca. Hatte er sie hier, mitten in der Stadt, entdeckt und war dreist genug, ihr hinterherzuspionieren?
    Maria seufzte. Wie oft hatte sie sich schon für ihren Fehler verteufelt. Sie hätte es wissen müssen. Niemals hätte sie ihn küssen dürfen. Und es war zu einfach, dem Alkohol allein dafür die Schuld zu geben. Sie hatte auf dem Schulball definitiv zu viel getrunken und Gianluca war den ganzen Abend, wie die Jahre zuvor, nicht von ihrer Seite gewichen, hatte sie mit Komplimenten überschüttet und sie mit seinen tiefschwarzen Augen angehimmelt. Und er sah ja auch nicht gerade schlecht aus. Trotzdem. Sie hatte gewusst, dass sie sich niemals in ihn verlieben würde. Die Chemie stimmte einfach nicht zwischen ihnen. Dennoch war sie am Ende des Ballabends schwach geworden und hatte seine Annäherungsversuche nicht länger abgeblockt. Mehr als ein einziger Kuss in einer der dunklen Ecke der Tanzfläche war es nicht gewesen. Und dieser eine Kuss hatte sie schlagartig nüchtern werden lassen. Doch bei Gianluca hatte er das genaue Gegenteil bewirkt, denn seit diesem Augenblick vor mehr als anderthalb Jahren klebte er wie ein Schatten an ihr. Bereits am nächsten Tag hatte er angerufen, liebestrunken, als wäre der eine verirrte Kuss das Versprechen auf ein gemeinsames Leben gewesen.
    Maria hatte ihm geradeheraus gesagt, dass es ein Fehler gewesen sei und er sich keine Hoffnungen machen sollte. Doch er hatte sie gar nicht erst ausreden lassen.
    Zuerst waren es nur Blumen gewesen, die er ihr jeden Tag schickte. Rote Rosen. Dann kamen Liebesbriefe, die sie ebenfalls ignoriert hatte. Als immer mehr Blumen kamen, ging sie dazu über, die Rosen zurückzuschicken. Aber auch das nutzte nichts. Morgens, mittags und abends stand der Blumenkurier vor dem Haus mit Sträußen, die so groß waren, dass sie kaum durch die Tür passten.
    Da hatte Maria Gianluca angerufen und ihn höflich, aber bestimmt gebeten, sie endlich in Ruhe zu lassen.
    Doch er hörte nicht auf sie. Und als sie sich keinen Rat mehr wusste, bat sie ihren Vater um Hilfe.
    Signore Morelli sprach ein ernstes Wort mit Gianluca und danach herrschte eine Zeit lang Ruhe.
    Maria glaubte schon, ihr Verehrer hätte endlich begriffen, bis er eines Abends, als sie nach Hause kam, vor ihrer Tür stand. Sie schickte ihn weg, aber am nächsten Abend war er wieder da. Und am übernächsten auch. Schließlich drohte ihm Signore Morelli mit der Polizei, wenn er nicht aufhörte, seine Tochter zu belästigen.
    Aber selbst diese Drohung prallte an Gianluca ab, der anfing, ihr mitten in der Stadt aufzulauern, wenn sie nachts, nach einem Treffen mit ihren Freundinnen, nach Hause ging. Schließlich verlor sie die Nerven und schrie ihn bei einer dieser unfreiwilligen Begegnungen an und beschimpfte ihn wüst. Doch statt endlich aufzugeben, packte er sie hart am Arm und schüttelte sie. Er hörte nicht auf ihre

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