Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Grenzbezirk

Der dunkle Grenzbezirk

Titel: Der dunkle Grenzbezirk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
Vom Netzwerk:
nagte an seiner Unterlippe und dachte nach. »Vielleicht ist die Kopie dort. Ich glaube nicht, daß sie sie sonst jemand anvertraut. Sie paßt schon lieber selber drauf auf. Haben Sie eine Ahnung, ob das Haus bewacht ist?«
    »Ich habe keine Wachen gesehen.«
    »Das heißt wohl, daß es sehr gut bewacht ist.«
    »Ja, aber in diesem Fall sehe ich nicht, was Sie …«
    »Sie haben recht. Es ist Zeitverlust, sich da etwas einfallen zu lassen. Wir müssen also herausfinden, wie Groom zu der Formel zu kommen gedenkt, und ihn daran hindern.«
    »Gut. Aber wie?«
    »Er hat für heute nachmittag eine Konferenz mit seinen Agenten einberufen. Auf vier Uhr.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe gehört, wie er dem Kellner aufgetragen hat, um vier Uhr Getränke und Zigarren auf sein Zimmer zu bringen. Es ist nicht das erste Mal, daß solche Zusammenkünfte stattfinden. Ich kenne die Symptome.«
    »Sie sprechen von seinen Rowdies, nicht wahr?«
    »Sie sagen es. Seine Rowdies, ja.«
    »Nun, Mr. Carruthers«, bemerkte ich, »wenn Sie sich nicht im Wandschrank verstecken wollen, werden Sie von dieser Konferenz nicht viel mitkriegen.«
    Sein Lachen war von teuflischer Schlauheit.
    »Es sei denn, Sie helfen mir, Mr. Casey. Würden Sie die Freundlichkeit haben, pünktlich um drei Uhr zu mir ins Hotel Europa zu kommen und den Empfangschef darum zu bitten, in mein Zimmer geführt zu werden?«
    »Aber gern. Doch sagen Sie mir bitte …«
    »Würden Sie ferner die Freundlichkeit haben, unterwegs eine Kleinigkeit für mich zu erledigen. Ich täte es lieber selber, aber dafür müßte ich zuerst viele Umwege machen, um meinen Leibwächter loszuwerden.«
    Ich nickte resigniert.
    »Ich möchte Sie bitten, in zwei Telefonzellen zu gehen und dort die Hörer mitzunehmen. Schneiden Sie die Schnur bitte beim Apparat durch, so daß beide Hörer ein schönes Stück davon haben.«
    »Und wenn ich erwischt werde?«
    Er schien diese Möglichkeit zu erwägen.
    »Sie dürfen sich halt nicht erwischen lassen. Ich kann Ihnen nicht helfen, ich brauche die Telefonhörer.«
    »Ich nehme an, Sie wollen ein Abhörgerät basteln.«
    »Ja.«
    »Wie wollen Sie denn das mit zwei Telefonhörern bewerkstelligen? Sie brauchen doch ein Mikrofon.«
    Er lächelte geheimnisvoll.
    »Ich zeige es Ihnen, wenn Sie mit den Hörern kommen«, sagte er. »Bis dahin habe ich noch einiges zu erledigen. Bis drei also, Mr. Casey.«
    Er ging zur Tür. Plötzlich blieb er stehen und lauschte angespannt. Dann riß er die Tür mit einem Schwung auf. Der Kellner, der vornübergebeugt durchs Schlüsselloch geguckt hatte, fuhr erschreckt hoch.
    »Ihr Frühstück, Monsieur«, sagte er auf französisch.
    »Was haben Sie da draußen vor der Tür gemacht?« fragte ich ihn.
    »Ich bringe Ihnen Ihr Frühstück, Monsieur«, sagte er mit ausdruckslosem Gesicht.
    »Ich habe nicht geklingelt«, sagte ich.
    »Pardon, Monsieur, man hat mir gesagt, Sie hätten nach dem Frühstück geläutet.« Er wandte sich zum Gehen. Carruthers hielt ihn an und berührte mit der Hand die Kaffeekanne.
    »Lauwarm«, kommentierte er auf englisch. »Der gute Mann ist mindestens zehn Minuten vor der Tür gestanden. Spricht er englisch?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Ich glaube schon. Unsere liebe Gräfin würde für diesen Zweck sicher niemanden benützen, der nicht Englisch kann. Zudem verstehen die meisten Kellner etwas Englisch. Wir müssen ihn mundtot machen. Lenken Sie ihn ab.«
    Ich fing an mich lautstark darüber zu beschweren, daß der Kaffee kalt sei. Der Kellner entschuldigte sich und wollte das Tablett wieder mitnehmen. Carruthers glitt hinter ihn. Der nichtsahnende Kellner machte keine Bewegung, um sich zu verteidigen. Ich wartete auf den Schlag. Carruthers rührte sich nicht. Er nickte befriedigt, als der Mann hinausging.
    »Der ist in Ordnung«, bemerkte er, »er hat nicht viel verstanden. Ich nehme an, er hat einfach behauptet, er verstehe Englisch. Sein Hotelenglisch hat ihm bei unserer Konversation nichts geholfen. Übrigens steckt der Schlüssel im Schlüsselloch. Er kann nicht viel gehört haben.«
    »Wer weiß, vielleicht hat er auch gar nicht gehorcht«, bemerkte ich boshaft.
    Carruthers lächelte. »Immer noch skeptisch, Mr. Casey? Wie kann man bloß so mißtrauisch sein!«
    Bevor er ging, streckte er den Kopf nochmals durch die Tür. »Übrigens, ich würde gern Ihren Freund Andrassin kennenlernen, Mr. Casey. Hätten Sie wohl die Freundlichkeit, ein Treffen zu arrangieren?«
    Ich nickte mit vollem

Weitere Kostenlose Bücher