Der dunkle Herzog
viel besser genutzt, wenn ich versuche herauszufinden, wer die Fotografien schickt und was er oder sie damit bezweckt. Und du könntest mir suchen helfen, anstatt in der Tür zu stehen und mich anzuschreien.«
Sie brachte sein Blut zum Kochen. »Eleanor, ich will, dass du dieses Haus verlässt.«
Eleanor ignorierte ihn unbekümmert und öffnete die nächste Schublade. »Nicht bevor ich mit Suchen fertig bin. In solchen Möbeln gibt es viele Ecken und Winkel.«
Hart ging um die Kommode herum, packte Eleanor an der Schulter und zog sie hoch. Sie erhob sich rasch, der Hutschleier rutschte herunter und legte sich über eines ihrer Augen.
Ehe Hart registrierte, was er tat, ließ er seine Hände an ihren Armen bis zu ihren Handgelenken hinuntergleiten und legte ihr die Arme auf den Rücken. Er wusste, wie man die Hände einer Frau bewegungsunfähig machte, er wusste, wie man sie hielt, damit sie sich nicht wehrte. Eleanor starrte zu ihm hoch, ihre roten Lippen waren leicht geöffnet.
Verlangen durchfuhr ihn, es war eine Sehnsucht, die ihn mit messerscharfen Klauen packte. Hart schaute auf die geöffneten Lippen, die ihn lockten, auf ihre Brüste, die sich unter dem hochgeknöpften Kleid abzeichneten, ihre Haarlocke, die sich goldrot über ihre Wange schlängelte.
Er beugte sich vor und nahm die Locke in den Mund. Eleanor holte hörbar Luft, und Hart wandte den Kopf und fing ihre Unterlippe zwischen seinen Zähnen.
Eleanors Augen waren riesig, so nah an seinen. Verschwunden waren ihr Trotz und ihre feste Entschlossenheit. Sie sah Hart und nur Hart allein an, als er auf ihre Lippe biss, nicht grausam fest, sondern gerade genug, sie gefangen zu halten. Eleanors Atem strich heiß über seine Wange, sie hielt ihre Hände in seinem Griff ganz still.
Gezähmt? Nein. Eleanor niemals. Wenn sie sich nicht gegen seinen erfahrenen Griff sträubte, dann nur, weil sie es so wollte.
Es wäre ein Leichtes, sie zu nehmen, jetzt gleich, vielleicht auf der Kommode, die hinter ihr stand. Es würde schnell und intensiv sein – nur wenige Stöße, und er würde kommen. Sie müssten sich nicht einmal ausziehen. Eleanor würde ihm gehören, wieder und unentrinnbar.
Hart küsste sie zart auf die Lippe, dorthin, wo er sie gebissen hatte. Ihre Lippen schmeckten leicht salzig vom Schweiß, sie waren seidenweich. Er nippte wieder an ihr, zog ihre Lippe zwischen seine Zähne, und wieder besänftigte er diesen Biss mit einem Kuss.
Eleanor bewegte die Lippen, um den Kuss zu erwidern. Ihre Augen schlossen sich, als ihr rosiger, weicher Mund seinen fand. Hart neigte sich über sie, bereit einzudringen, aber Eleanor zog sich zurück.
»Nicht.« Ihr Flüstern war sehr leise, und er hätte es nicht gehört, wären sie einander nicht so nah gewesen. In Eleanors Augen lag keine Angst. Stattdessen sah er Kummer und Herzschmerz darin. »Es ist nicht fair.«
»Nicht fair?«
»Mir gegenüber.« Ihre Wimpern glänzten feucht.
Dunkles Verlangen riss an ihm. Hart packte ihre Handgelenke fester, aber Eleanor zuckte nicht zusammen, bewegte sich nicht.
Er war Hart MacKenzie, der Duke of Kilmorgan, einer der mächtigsten Männer Englands, und Eleanor Ramsay hatte sich freiwillig in seine Macht begeben. Hart würde alles mit ihr tun können, was er wollte, hier oben, allein in diesem Zimmer.
Er würde es nicht tun.
Eleanor starrte ihn an, das eine Auge hinter dem Schleier mit den stecknadelkopfgroßen Tupfen fast ganz verborgen. Hart machte einen Atemzug, der wie Feuer brannte, und zwang sich, sie loszulassen.
Sein Körper wehrte sich dagegen, dass er sie freigegeben hatte, und er wich einen Schritt zurück, ehe er sich abwandte und an die Kommode lehnte. Er stemmte die Fäuste auf das Holz, seine Lungen schmerzten, das Blut rauschte durch seine Adern.
»Hart, geht es dir gut?«
Eleanor sah ihn besorgt an. Sie hatte noch immer keine Angst. Nur Sorge – um ihn.
»Ja, es geht mir gut. Warum zur Hölle sollte es das nicht?«
»Weil du ganz rot im Gesicht bist und das Holz zerbrechen wirst, wenn du nicht aufpasst.«
»Mir wird es in der Minute besser gehen, in der du aus diesem Haus verschwunden bist.«
Eleanor spreizte die Hände in den taubengrauen Handschuhen. »Wenn ich mit Suchen fertig bin.«
Hart brüllte los. Er packte die Kommode und warf sie um, laut polternd schlug sie auf dem Boden auf. Fast gleichzeitig tauchte ein dunkler Schatten an der Tür auf. Ian kam ins Zimmer, sein MacKenziehaftes Stirnrunzeln galt allein Hart.
Eleanor wandte
Weitere Kostenlose Bücher