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Der dunkle Herzog

Der dunkle Herzog

Titel: Der dunkle Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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sich zu Ian um und lächelte ihn freundlich an. »Da bist du ja, Ian. Wirst du Hart bitte nach unten begleiten? Ich werde sehr viel schneller fertig sein, wenn er nicht hier oben ist und mit Möbelstücken um sich wirft.«
    Hart wollte sich auf sie stürzen. Ian versuchte, ihn zurückzuhalten, aber Hart stieß seinen Bruder zur Seite und machte einen Satz auf Eleanor zu.
    Sie schrie auf. Hart ignorierte es. Er hob sie hoch und warf sie sich über die Schulter, dann drängte er sich an Ian vorbei – der beschlossen hatte, zurückzutreten und es zuzulassen – und trug Eleanor die Treppe hinunter.
    »Ian, bring bitte mein Paket mit!«, rief Eleanor über Harts Schulter. »Hart, lass mich runter. Das ist doch albern.«
    Harts Stadtkutsche hielt im Schein des Gaslichts, das die jetzt nebelgetränkte Luft in ein kränklich aussehendes Gelb tauchte. Hart stellte Eleanor endlich auf die Füße, ehe er sie die Stufen hinuntergeleitete, die zur Straße führten. Die Hand fest um ihren Ellbogen, schob er sie zur Kutsche.
    Statt gegen ihn aufzubegehren, fügte Eleanor sich nach einem »Also wirklich, Hart«. Er sah ihren Blick auf die Leute, die vorübergingen, und entschied sich, keine Szene zu machen.
    Hart drängte Eleanor in die Kutsche, deren Schlag sein Diener hastig aufgerissen hatte. Er stieg nach ihr ein und befahl seinem Kutscher, zum Grosvenor Square zu fahren. Er wusste genau, dass Eleanor niemals in der Kutsche bleiben würde, wenn er sie nicht den ganzen Weg bis nach Hause festhielt.
    Die Aufnahmen, die Eleanor in dem Geschäft gefunden hatte, waren atemberaubend. Sie zeigten Hart in seiner ganzen Pracht.
    Am Abend desselben Tages saß Eleanor allein am Tisch in ihrem Schlafzimmer, die Fotografien vor sich ausgebreitet. Sie war noch im Hauskleid, das neue Ballkleid, das sie am Abend tragen wollte, lag in smaragdgrünem Prunk ausgebreitet auf dem Bett.
    Ian, Gott segne ihn, hatte ihr das in braunes Papier eingeschlagene Paket mit den Fotografien gebracht, nachdem auch er in Harts Haus zurückgekehrt war. Er hatte keine Fragen zum Inhalt des Päckchens gestellt. Eleanor hatte abgewartet, bis Maigdlin zum Abendessen hinuntergegangen war, ehe sie die Schnur zerschnitten, die Schachtel ausgewickelt und die Aufnahmen eine neben der anderen vor sich ausgebreitet hatte.
    Es waren insgesamt zwölf Fotografien, sechs davon im selben Zimmer aufgenommen wie jene Aufnahme, auf der Hart aus dem Fenster sah. Die übrigen sechs waren in einem kleineren Zimmer gemacht worden, das Eleanor irgendwie an das Haus in High Holborn erinnerte.
    Sie legte den Finger auf eine der Fotografien und zog sie zu sich heran. Diese war anders als die anderen, weil Hart darauf nicht nackt war. Er schaute in die Kamera und trug nur einen Kilt im Karo der MacKenzies, der ihm tief auf den Hüften saß. Diese Aufnahme war auch deshalb anders, weil Hart darauf lachte.
    Sein Lächeln ließ seine Augen funkeln und machte seine Gesichtszüge weicher. Eine Hand lag am Taillenbund, die andere hatte er erhoben, die Handfläche dem Betrachter zugewandt, als bedeutete er dem Fotografen – oder in diesem Fall der Fotografin –, keine Aufnahme zu machen. Der Blendenverschluss war dennoch fortgenommen worden.
    Das Ergebnis zeigte Hart, wie er wirklich war. Korrektur – es zeigte Hart, wie er gewesen war, ein teuflischer Schuft mit einem charmanten Lächeln. Der Mann, der Eleanor geneckt und ihr zugezwinkert hatte, der sie verrucht genannt hatte, weil sie einem der berüchtigten Männer des MacKenzie-Clans hatte nah sein wollen.
    Hart hatte Eleanor angelacht und sie dazu gebracht, das Lachen zu erwidern. Er hatte keine Angst gehabt, über alles mit ihr zu reden – seine ehrgeizigen Pläne, seine Träume, seine Sorge um seine Brüder, seine Wut auf seinen Vater. Er war zu ihr nach Glenarden gekommen, um inmitten von Sommerrosen zu ruhen, den Kopf in ihren Schoß zu legen und ihr sein Herz auszuschütten. Dann hatte er sie geküsst, es waren die Küsse eines Liebhabers gewesen, keine scheuen Küsse des Umwerbens. Wenn Eleanor den Duft von Rosen roch, fühlte sie noch heute den Druck seiner Lippen auf ihren, erinnerte sie sich an den Geschmack seines Mundes.
    Erinnerungen stürmten auf sie ein, und ihre Augen wurden feucht. Hart war ein solcher Teufel gewesen, aber auch so voller Leben und Hoffung, Lachen und Energie. Und sie hatte ihn geliebt.
    Der Mann, zu dem Hart geworden war, hatte keine Hoffung und kein Lachen mehr, doch seine Besessenheit war geblieben.

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