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Der dunkle Herzog

Der dunkle Herzog

Titel: Der dunkle Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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bezauberte. Sie war der einzige Mensch auf der weiten Welt, der die Wahrheit über Hart MacKenzie kannte.
    Eleanor sah, dass Mac Hart stehenließ, und Harts Bewunderer sofort wieder zu ihm drängten, um den freigewordenen Platz zu füllen.
    Dieser Ball war dazu gedacht, Harts getreue Unterstützer zu belohnen und neue für die Koalition dazuzugewinnen, die er gebildet hatte, indem er einerseits Anhänger Gladstones abgeworben und andererseits auch Tories von seiner Sache überzeugt hatte.
    Die beiden Ladys, die sich zu Hart begeben hatten und ihn jetzt flankierten, waren keinesfalls an Politik interessiert, dessen war Eleanor sich sicher. Die Dame zu seiner Linken war Lady Murchison, die Frau eines Viscounts, jene zu seiner Rechten die Gattin eines Commanders der Navy. Die Frau des Commanders hatte ihre Finger fest in Harts Armbeuge gekrallt, und Lady Murchison ließ ihre behandschuhte Hand verstohlen über Harts Nacken gleiten.
    Sie will ihn in ihrem Bett haben.
    Natürlich will sie das. Wer konnte Hart schon widerstehen in seinem schwarzen Jackett und dem Kilt der MacKenzies und Wollstrümpfen an den wohlgeformten Waden? Hart fuhr fort, sich mit der kleinen Schar zu unterhalten, die sich um ihn gesammelt hatte, und tat, als würde er nicht bemerken, dass die beiden Ladys ihm näher und näher auf den Leib rückten.
    Eleanor zwang sich, sich abzuwenden und die anderen Gäste strahlend anzulächeln. Sie verstand gut dafür zu sorgen, dass die Leute sich wohlfühlten, dafür zu sorgen, dass jeder, der tanzen wollte, den richtigen Partner fand, dass die älteren Gäste nicht am Rand platziert und vergessen wurden. Es herrschte ein reges Gedränge, obwohl die Gästeliste, wie Eleanor wusste, ursprünglich nur kurz gewesen war. Doch viele von denen, die nicht eingeladen worden waren, hatten alle Hebel in Bewegung gesetzt, um doch noch auf die Liste gesetzt zu werden. All das war Teil des Spiels, Harts Licht am hellsten scheinen zu lassen.
    Ian war heute Abend nicht anwesend, was aber nicht verwunderlich war. Er hasste Menschenansammlungen. Isabella hatte gesagt, dass Ian, wenn Beth bei ihm war, auch durchs Feuer gehen würde – oder sogar durch eine Menschenmenge –, aber eben nur, wenn seine Frau an seiner Seite war.
    Ich kann es ihm nicht verdenken
, dachte Eleanor, während sie umherging und mit jedem plauderte. Die Leute neigten dazu, Ian anzustarren und auf ihn zu zeigen. Der verrückte MacKenzie, nannten sie ihn ein wenig unfair.
Er hat diese kleine unbedeutende Französin geheiratet,
flüsterten sie.
Die arme Frau muss verzweifelt auf der Suche nach einem Ehemann gewesen sein.
    Gar nicht so arm und ganz und gar nicht verzweifelt. Beth hatte ein großes Vermögen geerbt, bevor sie Ian geheiratet hatte. Aber Eleanor wusste, wie es auf der Welt zuging – einige dieser Leute kolportierten derartige Gerüchte nur deshalb, weil sie sich ärgerten, dass Beth nicht in
ihre
Familie eingeheiratet und ihnen all das schöne Geld eingebracht hatte.
    Eleanor genoss heute Abend die Chance, einige ihrer alten Freundinnen aus Mädchentagen wiederzutreffen. Diese Damen waren inzwischen verheiratet und ihre Sorgen drehten sich darum, ein gutes Kindermädchen zu finden, oder um die ersten Schritte ihrer Söhne in einer Privatschule. Und natürlich wollten sie, weil Eleanor noch unverheiratet war, den passenden Mann für sie finden.
    »Du musst zu unserem Bootsausflug mitkommen, liebe El«, sagte eine der Ladys mit unverhüllter Beflissenheit. »Mein Bruder und sein bester Freund sind gerade aus Ägypten zurückgekehrt. Braungebrannt – man erkennt sie kaum wieder. Was für Geschichten sie zu erzählen haben! Wirklich faszinierend. Ich bin sicher, sie werden erfreut sein, dich kennenzulernen.«
    »Meinem Vater würde es gefallen, ihre Berichte zu hören«, entgegnete Eleanor. »Er liebt das Reisen – solange es nicht erforderlich ist, sich weit weg von seinem Lehnstuhl zu begeben.«
    Die Lady lachte, aber ihre Augen funkelten vor Entschlossenheit. »Nun, dann musst du deinen lieben Vater mitbringen. Wir haben ihn so vermisst.«
    Weitere solcher Angebote wurden gemacht, und bei allen hieß es, die jeweilige Unternehmung wäre ohne Eleanor einfach nicht so interessant. Und natürlich würde auch ein Bruder, der noch Junggeselle war, ein Cousin oder sogar ein verwitweter Onkel mit von der Partie sein. Eleanors ehemaligen Freundinnen, so schien es, hatten sich zum Ziel gesetzt, die arme Eleanor noch vor Ende der Saison unter die

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