Der dunkle Highlander
schwerwiegend die Verletzungen waren. Jetzt saß sie neben ihm auf dem Sofa und hatte ihm ihre winzigen Füße auf den Schoß gelegt, damit er die Wunden versorgen konnte.
»Hier, mein Mädchen.« Er nahm eine Kaschmirdecke von der Sofalehne, drapierte sie um ihre Schultern und zog sie vorn fest zu, so dass sie vom Hals bis zu den Knöcheln verhüllt war. Sie zwinkerte benommen, als würde ihr erst jetzt bewusst, dass sie fast nackt war. Dageus wusste, dass sie nach den über- standenen Aufregungen noch nicht klar denken konnte.
Er konzentrierte sich wieder auf ihre Füße. Der Heilzauber drängte ihn an die Grenzen seiner Selbstbeherrschung. In den letzten Tagen hatte er zu viel Magie eingesetzt. Er brauchte entweder eine lange Zeitspanne ohne Zauber, um sich zu erholen und neue Kräfte zu sammeln, oder sie.
Seit die dunklen Mächte von ihm Besitz ergriffen hatten, war er nur einmal eine ganze Woche ohne Frau gewesen. Und am Ende dieser Woche war er auf die Brüstung der Terrasse geklettert. Mit einer Flasche Whisky in der Hand hatte er bei einem heftigen Schneesturm einen schottischen Reel auf der Balustrade getanzt und das Schicksal entscheiden lassen, auf welche Seite er fallen sollte.
»Er hat mich angelogen!« Chloe strich sich mit einer bandagierten Hand durchs Haar, das noch immer feucht von der Dusche war. »Er hat sich als ein Freund von dir ausgegeben, und ich habe ihm erzählt, dass du in etwa einer Stunde zurückkommst.« Sie riss die Augen auf. »Warum bist du so früh zurückgekommen?«
»Ich habe den Schlüssel vergessen.«
»O Gott!«, flüsterte sie und geriet erneut in Panik. »Und was wäre geschehen, wenn du ihn gleich mitgenommen hättest?«
»Ich habe ihn vergessen. Und jetzt bist du in Sicherheit.« Ich lasse nie wieder zu, dass du mit der Gefahr in Berührung kommst.
»Du kanntest ihn nicht, oder? Ich meine, er hat das nur gesagt um herauszufinden, wie lange du wegbleibst, stimmt's?«
»Ich habe ihn noch nie gesehen.« Das entsprach der Wahrheit. »Du vermutest ganz richtig - er hat gelogen, um zu erfahren, wann ich zurückkomme und wie lange du allein bist. Er kann meinen Namen irgendwo aufgeschnappt haben. Von der Auskunft oder aus dem Telefonbuch.« Er war nirgendwo registriert, aber das brauchte sie nicht zu wissen.
»Warum haben ihn die Sicherheitsleute heraufgelassen?«
Dageus zuckte die Achseln. »Ich glaube kaum, dass sie das getan haben. Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Security zu umgehen«, antwortete er ausweichend und betrachtete das Chaos in seiner Wohnung. Er musste aufräumen, bevor die Polizei erschien und den Bewohnern dieser Seite des Gebäudes die unvermeidlichen Fragen stellte. Glücklicherweise befanden sich noch achtundzwanzig andere Terrassen unter der seinen, und die Polizei würde einen weiten Bogen um die Reichen machen und sich die Bewohner des Penthouse bis zuletzt aufheben. So hatte sie in allen Jahrhunderten gehandelt.
Seine Gedanken rasten: Er musste sämtliche Spuren des Handgemenges beseitigen, die letzten alten Schriften zusammenpacken, Chloes Reisepass holen, die Wertsachen auf die Bank bringen und zum Flughafen fahren. Er war froh, dass sie schon heute abreisten. Er hatte Chloe da in etwas hineingezogen, das er selbst nicht verstand, und nur er allein konnte sie beschützen.
Und er würde sie beschützen. Sie war die Bewahrerin seines Selvar. Und sein Leben war jetzt ihr Schild.
Möge mein Tod den Draghar dienen ..., hatte der Mann gesagt.
Das ergab keinen Sinn. Dageus war so erstaunt gewesen, das aus dem Munde dieses Mannes zu hören, dass er ihn fassungslos angestarrt hatte. Das war ärgerlich, denn er hätte aus dem Halunken womöglich ein paar Antworten pressen können, wenn er nur schneller gehandelt hätte. Augenscheinlich gab es jemanden, der über sein Problem mehr wusste als er selbst. Aber woher? Wer konnte wissen, in welche Schwierigkeiten er sich gebracht hatte? Nicht einmal Drustan war in vollem Umfang informiert. Und wer, verfluchte Hölle, waren diese Draghar? Auf welche Weise hatte der Mann ihnen gedient?
Wenn die Draghar tatsächlich eine Splittergruppe der Tuatha De Danaan waren und wenn sie sich entschlossen hatten, ihn zu jagen, warum griffen sie dann eine unschuldige Frau an? Und wenn sie, wie beschrieben, unsterblich waren, wieso schickten sie dann einen Sterblichen zu ihm? Denn daran, dass der Mann ein Sterblicher war, konnte kein Zweifel bestehen. Er war auf einem Autodach gelandet.
Während Dageus Chloes Wunden
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