Der dunkle Highlander
Vertrauen darauf einzuimpfen, dass er alles regeln würde. Damit sie sich später nicht wunderte, weil sie nicht vernommen worden war. Die Polizei würde er in dem Glauben lassen, dass der Mann nicht von Dageus MacKeltars Terrasse gestürzt war; aber davon brauchte sie nichts zu erfahren.
Er war in der Küche, als sie hinter ihm auftauchte und ihm eine Hand auf die Schulter legte. »Dageus?«
Er erstarrte, schloss die Augen, drehte sich nicht um. Lieber Himmel, Mädchen - bitte. Ich will dich nicht vergewaltigen.
»Hey, dreh dich um!«, sagte sie leicht gereizt.
Zähneknirschend kam er ihrer Bitte nach.
»Auch wenn du es nicht absichtlich getan hast, möchte ich dir dafür danken, dass du die Schlüssel vergessen hast.« Sie nahm sein Gesicht zwischen ihre kleinen Hände, stellte sich auf die Zehenspitzen und pflanzte einen sanften Kuss auf seinen Mund. »Du hast mir wahrscheinlich das Leben gerettet.«
Er spürte, wie ein Muskel in seiner Wange zuckte. Sein ganzer Körper war angespannt, und er musste die Kiefer regelrecht auseinander zwingen, um ein »Wahrscheinlich?« hervorzubringen.
»Ich habe mich tatsächlich sehr gut geschlagen«, erwiderte sie. »Und ich hatte das Schwert in den Händen.«
Ein mattes, aber leicht verschmitztes Lächeln huschte über ihr Gesicht, dann ging sie auf die Treppe zu. Zum Glück.
Aber sie schaute noch einmal zurück. »Vermutlich ist dir das nicht mehr so wichtig, weil wir abreisen. Aber du solltest dem Hausverwalter sagen, dass die Heizung in diesem Penthouse nicht richtig funktioniert. Würde es dir etwas ausmachen, sie ein wenig höher zu drehen?« Sie rieb sich durch die Decke hindurch die Arme und lief, ohne eine Antwort abzuwarten, die Treppe hinauf.
Fünf Minuten später lehnte Dageus noch immer zitternd an der Wand. Um ein Haar hätte er, als sie in aller Unschuld mit ihren Lippen die seinen berührt hatte, die Schlacht gegen sich selbst verloren. Sie hatte ihn geküsst, als wäre er ein ehrenhafter Mann, der sich unter Kontrolle hatte.
Als stünde er nicht kurz davor, ihr mit Gewalt ihre Jungfräulichkeit zu rauben. Als wäre er nicht finster und gefährlich. Einmal, als er in ähnlicher Verfassung gewesen war, hatte er Katherine einen Besuch abgestattet. Angst vermischt mit Erregung hatte in ihren Augen aufgeblitzt, als er sie ohne ein Wort nahm - gleich dort in der Küche, wo er sie angetroffen hatte. Er wusste, dass sie die Finsternis in ihm erahnte und dass sie das wild machte.
Aber Chloe war anders. Sie hatte ihn sanft geküsst. Die Schöne und das Biest.
Trevor beobachtete Dageus MacKeltar und seine Begleiterin aus sicherer Entfernung. Sie verließen das Gebäude durch den Ausgang an der Fifth Avenue. Stundenlang waren überall Polizisten herumgerannt. Sie hatten Giles' Leichnam abtransportiert und Zeugen befragt, aber jetzt, am Nachmittag, waren nur noch zwei grauhaarige, missmutige Detektives vor Ort.
Trevor trauerte nicht um Giles; er war schnell und schmerzlos gestorben, und sie fürchteten den Tod nicht; denn die Druiden der Draghar-Sekte glaubten an die Seelenwanderung. Giles würde irgendwann in einem anderen Körper wiedergeboren.
Genau wie die Draghar, die im Körper dieses MacKeltar weiterleben würden, sobald sie vollständig von ihm Besitz ergriffen hatten.
Trevor bewunderte den Mann, weil es ihm bisher gelungen war, die Verwandlung abzuwehren. Dabei waren die Draghar so mächtig. Dageus MacKeltar musste ebenfalls enorme Macht besitzen.
Aber Trevor zweifelte keinen Augenblick, dass die Prophezeiung sich so erfüllen würde, wie man es ihnen verheißen hatte. Jeder, der so enorme Kräfte besaß, würde sie einsetzen. Tag für Tag würde mehr Dunkelheit in ihn eindringen, bis ihm gar nicht mehr bewusst war, dass er sich nach und nach veränderte. Sie muss- ten ihn lediglich herausfordern, ihn hetzen und in die Enge treiben. Der Gebrauch von schwarzer Magie zu unheilvollen Zwecken würde ihn in einen Abgrund stürzen, aus dem es kein Entrinnen mehr gab.
Dann würden die Draghar wieder auf dieser Erde wandeln. All die Macht und das Wissen, das ihnen die Tuatha De Danaan vor Jahrtausenden gestohlen hatten, läge wieder in ihren Händen. Die Draghar würden ihren Getreuen die Stimme der Macht bringen, so dass sie mit nur einem einzigen Wort töten konnten, und ihnen das Geheimnis verraten, wie man durch die Zeiten reiste. Wenn sie ihre Männer um sich geschart und Kräfte gesammelt hatten, würden sie die Tuatha De Danaan jagen und sich
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