Der dunkle Highlander
unsere Welten miteinander kollidieren? Sollen die Menschen und die Tuatha De Danaan wieder zusammenleben? Der Keltar hat den Eid gebrochen, das ist unbestritten, aber wir haben den Pakt unsererseits noch nicht verletzt. In dem Moment, in dem wir das tun, wird die Mauer zwischen beiden Bereichen einstürzen. Das Blutgericht wird uns dazu zwingen, auf die Erde zurückzukehren, meine Königin. Ist das Euer Wunsch?«
»Er hat Recht«, meldete sich der Gemahl der Königin zu Wort. »Hat der Rat das bedacht?«
Adam kannte den hohen Rat gut genug, um zu wissen, dass die Mitglieder sehr wohl daran gedacht hatten. Unter ihnen waren einige, die nichts für die Überlieferungen übrig hatten. Sie labten sich am Chaos und an kleinen Intrigen. Glücklicherweise war seine Königin anders. Sie verachtete die Menschen und hatte kein Verlangen danach, mit ihnen in einer Welt zu leben.
Schweigen senkte sich über die Versammlung. Aoibheal presste die Spitzen ihrer schlanken Finger gegeneinander und legte ihr zierliches Kinn darauf. »Schlagt Ihr eine Alternative vor?«
»Ein Druiden-Orden in England - Abkömmlinge jenes Ordens, den Ihr vor Jahrtausenden zerschlagen habt - erwartet voller Begeisterung die Rückkehr der Draghar; sie planen, die Verwandlung des Keltar zu erzwingen. Wenn Sie Erfolg haben, solltet Ihr mit ihm tun, was immer Euch beliebt. Lasst das die Prüfung sein, die er zu bestehen hat.«
»Reicht Ihr mit diesem Vorschlag ein formelles Gesuch ein, ihn am Leben zu lassen, Amadan?«, flötete Aoibheal, und ihre schillernden Augen wurden plötzlich durchdringend.
Sie hatte einen Teil seines wirklichen Namens ausgesprochen. Eine subtile Warnung. Adam starrte lange ins Nichts. Dageus MacKeltar bedeutete ihm nicht das Geringste. Aber er war von den Sterblichen fasziniert und verbrachte in verschiedenen Gestalten viel Zeit unter ihnen. Ja, sein Volk besaß große Macht; aber den Sterblichen war etwas gegeben, das ihnen eine ähnlich große Kraft verlieh und vollkommen unberechenbar war: die Liebe. Und einmal, vor langer, langer Zeit hatte auch er die Liebe zu einer Frau erlebt, obwohl das unter Wesen seiner Art so gut wie nie vorkam.
Er hatte einen halb sterblichen Sohn gezeugt. Sosehr er sich auch darum bemühte, hatte er die wenigen Jahre mit Morganna nie vergessen. Mit der Morganna, die sein Angebot der Unsterblichkeit ausgeschlagen hatte.
Er sah seine Königin an. Sie würde einen Preis fordern, wenn er formell um das Leben eines Sterblichen bat.
Es wäre ein abscheulich hoher Preis. Aber, dachte er, die Ewigkeit ist ziemlich langweilig. »Ja, meine Königin«, sagte er, warf sein Haar zurück und lächelte kühl. Die Anwesenden schnappten vor Entsetzen hörbar nach Luft. »Das tue ich.«
Das Lächeln der Königin war erschreckend und schön. »Ich werde Euch den Preis dafür nennen, wenn der Keltar auf die Probe gestellt wird.«
»Und ich erbitte eine Gunst: Sollte der Keltar die Sekte der Draghar besiegen, werden die schwarzen Dreizehn gefangen gesetzt und vernichtet.«
»Wollt Ihr mit mir feilschen?«, fragte sie mit einem ungläubigen Unterton.
»Ich feilsche nur, um unseren beiden Völkern den Frieden zu erhalten. Gebt Ihnen die ewige Ruhe. Viertausend Jahre sind genug.«
Ein höhnisches Grinsen entstellte ihre feinen Züge. »Sie haben die Unsterblichkeit verlangt. Ich habe sie ihnen gegeben.« Sie neigte den Kopf. »Sollen wir über den Ausgang dieser Angelegenheit eine Wette abschließen?«
»Ja. Ich wette, er wird verlieren«, kam es von Adam wie aus der Pistole geschossen. Genau daraufhatte er gewartet. Die Königin war das mächtigste Wesen ihres Volkes. Und sie hasste es zu verlieren. Sie würde keinen Finger krümmen, um Dageus zu helfen; aber wenn sie die Wette gewann, würde sie ihm zumindest auch keinen Schaden zufügen.
»Oh, Ihr werdet bezahlen, Amadan. Dafür werdet Ihr einen hohen Preis entrichten.«
Daran zweifelte Adam Black keinen Augenblick.
17
»Hör auf, mich so anzustarren!«, zischte Dageus.
»Was!?«, schnaubte Silvan. »Darf ich jetzt nicht einmal mehr meinen eigenen Sohn in Augenschein nehmen?«
»Du siehst mich an, als würdest du erwarten, dass ich meine Flügel ausbreite, dir meinen gespaltenen Schweifund einen Pferdefuß zeige.« Und Dageus hatte den Eindruck, er könnte das ohne weiteres. In dem Augenblick, in dem er durch die Steine gekommen war, hatten die Dreizehn ihre Stimmen gefunden, und der Kampf zwischen ihm und ihnen hatte eine neue, viel gefährlichere
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