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Der dunkle Kreuzzug

Der dunkle Kreuzzug

Titel: Der dunkle Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Hunt
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kann.«
    » esLis Wege sind unergründlich«, antwortete Mya’ar und hob seine Flügel in die Pose der Huldigung gegenüber esLi .
    »Und Owen ist …« Tonio ließ seine Frage bewusst unvollendet, stand auf und trat ans Geländer, um von dort einen Blick auf das Meer zu werfen. Die Wellen schlugen nur wenige Meter unterhalb der Terrasse an den Strand von Oahu.
    »Er ist nicht in der Welt-die-Ist, se Commander. Sie werden ihn weder auf dem Meer noch am Himmel finden. Er befindet sich auf der Ebene des Schlafs.«
    »Ist er tot? Das muss er doch sein, oder?«
    »Ist das wichtig? Das sind menschliche Definitionen.« Mya’ar trat neben ihn und legte die Hände auf das Geländer. »Es genügt zu
sagen, dass sein hsi nicht an seine Quelle zurückgekehrt ist. esLi – oder welche Gottheit si Owen auch verehren mag – sieht offenbar einen Grund, ihn noch verbleiben zu lassen.«
    »Ihrem Hohen Lord hat er offenbar erzählt, dass der Prophet ihn mithilfe der Farbenbrücke verraten hat – die gleiche Brücke, auf der Ihr Gyaryu’har mit dem Schwert zurückkehrte und Owen selbst von dem Vuhl-Schiff entkommen konnte, auf dem man ihn gefangen gehalten hatte.«
    Mya’ar drehte sich so, dass er Tonio ansehen konnte. »Akzeptieren Sie das?«
    »Welche andere Wahl habe ich denn? Versuchen Sie, mir ein sSurch’a zu präsentieren, se Mya’ar? Falls ja, habe ich keine Ahnung, welchen Schluss ich ziehen soll.«
    » Glauben Sie diese Schilderung, se Antonio?«
    Es war das erste Mal, dass Mya’ar in diesem Gespräch den anderen mit dem Vornamen anredete. Tonio kannte den esGyu’u seit vielen Jahren, und auch wenn er von dem Zor nur selten besucht worden war, hatten sie sich doch einige Male gesehen und ein paar Worte gewechselt. Dass er so förmlich empfangen worden war, hatte ihn nicht überrascht, doch dass Mya’ar jetzt auf einmal zu einer vertrauteren Anrede wechselte, musste etwas zu bedeuten haben.
    Tonio vermochte nur nicht zu sagen, was es war.
    »Ja«, antwortete er schließlich. »Ja, ich glaube sie.«
    »Dann gibt es da noch eine andere Sache, die Sie wissen sollten, falls sie Ihnen nicht bereits bekannt ist. Die Ereignisse, die dazu geführt hatten, und natürlich die Tat selbst ließen den Hohen Lord zu dem Entschluss kommen, sich aus dem Feldzug Ihres Propheten zurückzuziehen. Wir werden ihm nicht weiter nach Ur’ta leHssa folgen, und wir dürfen es auch nicht. Seine Absichten gegenüber dem Hohen Nest sind nicht zu übersehen: Er will den Flug des Volks ändern. Es ist aber nicht seine Bestimmung, ihn zu ändern, und wir werden ihm bei seinen Bestrebungen nicht helfen. Wir werden uns nicht dem Dunklen Kreuzzug anschließen, se Antonio.«

    Tonio wartete einige Augenblicke lang, ehe er erwiderte: »Der Imperator hat Sie aufgefordert, Ihre Pflichten zu erfüllen.«
    Mya’ar fuhr seine Krallen ein kleines Stück aus, als er das Geländer vor sich fester umschloss. Er wandte den Blick wieder ab. »Ich ehre die Tradition«, sagte er schließlich. »Ich habe Poi auf meinem Tisch serviert. Ich werde nicht wütend werden. Der Feldzug des Propheten ist ein Dunkler Kreuzzug, se Antonio. Es ist nicht mehr der Krieg, der es war, bevor der Prophet sich einmischte. Wir haben entschieden, daran nicht teilzunehmen. Weder der Vertrag von E’rene’e noch das Normalisierungsgesetz verlangen von uns, dass wir uns dem Wahnsinn des Tageslichts anschließen. Wenn damit die Beziehungen zwischen den Menschen und dem Volk beendet werden, dann ist es esLis Wille.«
    »Gibt es nur diese Alternative? Gibt es nicht irgendeinen Mittelweg?«
    »Natürlich nicht«, sagte eine Stimme hinter ihnen.
    Der Commander der Hüter und der Zor-Diplomat wandten sich zu der Tür um, die in das Apartment führte.
    »Nic …«, begann Tonio und wunderte sich noch, warum die KI beschlossen hatte, ausgerechnet jetzt und hier zu erscheinen, da hatte Mya’ar in einer blitzschnellen Bewegung bereits sein chya gezogen.
    »Sagen Sie es ihm, Maestro«, sagte Nic. »Sagen Sie ihm ruhig, dass der Krieg nur einen Ausgang nehmen kann – und dass das Volk entscheiden muss, ob es Verbündeter oder Opfer sein will.«
    »Hinfort, Diener der Schmach«, sagte Mya’ar und ordnete seine Flügel zum Mantel der Wachsamkeit. »Für Sie gibt es keinen Platz im Hohen Nest.«
    »Ich weiß nicht, was Sie da reden«, gab Nic zurück und kam nach draußen auf den Lanai, bis er in Reichweite von Mya’ars chya gelangt war. Im grellen Sonnenschein benötigte er eine Sekunde, bis sich

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