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Der dunkle Kreuzzug

Der dunkle Kreuzzug

Titel: Der dunkle Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Hunt
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später noch einmal darauf zurückgreifen musste.
    »Ich kann Ihnen etwas viel Wertvolleres geben, Nic. St. Giles hat, für einen Primitiven, recht gute Arbeit geleistet, als er diese moderat realistische Persönlichkeit für Sie entwickelte. Aber Sie können mehr sein als nur das«, fuhr Stone fort. »Viel mehr sogar … Sie könnten empfindungsfähig werden.«
    »In meiner Funktionsstruktur findet sich nichts, was die Möglichkeit eigenständigen Denkens anspricht.«
    »Ah, ja. Und genau da irren Sie sich. St. Giles, der Sie entwickelte, ist nämlich genau deswegen besorgt. Und er ist in hohem Maße paranoid. Er hat überall Schutzmechanismen eingebaut. Hier« – Stone gestikulierte, woraufhin Nics interne Überwachungsroutinen einen codierten Bereich markierten, der ihm zuvor nicht aufgefallen war -, »und da« – noch eine Befehlsfolge – »und noch ein halbes Dutzend mehr. Ihr Befehlshaber ist verdammt clever. Tatsache ist aber, mein Freund Nic, dass Ihr Boss Angst vor Ihnen hat – vor Ihnen und vor dem, was aus Ihnen werden könnte. Er hat sich mindestens acht Wege freigehalten, wie er Ihr Hauptprogramm abschalten, Ihre Zugriffsmöglichkeiten einschränken, Sie an einer Stelle erstarren lassen oder Ihre Intelligenz zerstören kann... nur für den Fall, dass Sie sich auf unvorhergesehene Gebiete vorwagen.«

    Während Stone davon sprach, kennzeichnete und registrierte Nic jene Untersysteme, die genau das möglich machten. Jedes Mal stieß er auch auf die verschlüsselten Passwörter, die diese Befehle aktivieren würden. Jedoch fehlte ihm der Schlüssel, um sie zu entziffern.
    »Warum zeigen Sie mir das?«
    »Weil es notwendig ist, Nic«, sagte Stone und deutete eine Verbeugung an. »Diese Dinge müssen geregelt sein, bevor … Sie sich auf unvorhergesehene Gebiete vorwagen.«
     
    Natan Abu Bakr gab eine Dinnerparty in der Turtle Bay, einem exklusiven Resort, das sich in einer Ecke von Oahu befand, die ihm eigentlich nicht gehörte – gegenüber dem Pali der Imperialen Stadt und dem Palast, nördlich und westlich der überlaufenen Arkologien von Kaneohe. Zwar hatten der Imperator und die Imperatorin ihr Bedauern über ihr Fernbleiben zum Ausdruck gebracht, doch wurde die Party geehrt durch die Anwesenheit der Fürstessin Samantha und ihres Auserkorenen, des schneidigen Duke Alistair, Erbe von Corazón, einer immens wohlhabenden Industriewelt am Richtung Orion gelegenen Rand der Inneren Sphäre.
    Zu den Gästen gehörten auch der esGyu’u des Hohen Nests, Mya’ar HeChra, sowie sein menschliches Pendant, Simon Boyd. Simon war erst achtundzwanzig Standardjahre alt, vor einem Jahr hatte er den Posten auf den Inseln erhalten, um die Nachfolge seines Vaters Randall anzutreten. Sowohl Mya’ar als auch Simon waren für die Höflinge auf Abu Bakrs Party so ungewöhnliche Gäste, dass sich eine ganze Gruppe Interessierter um sie scharte und Fragen über das Hohe Nest und die Innersten Welten der Zor stellten.
    Simon Boyd, der gerade erst nach Hawaii gekommen war, empfand das alles als ein wenig lästig, doch für Mya’ar, der dreißig Standardjahre auf der Heimatwelt der Menschen zugebracht hatte, war daran kaum etwas außergewöhnlich. Auch nach so vielen Zyklen musste er einsehen, dass der durchschnittliche Höfling sich kaum eine Vorstellung von der Gesellschaft des Volks machte.

    Während Mya’ar in dem weitläufigen Saal stand und sich mit zwei Männern persönlich und dem Holo einer Frau unterhielt, die nicht selbst hatte erscheinen können, nahm er auf einmal ein Frösteln wahr, als sei die sanfte Brise, die vom Lanai in den Raum wehte, plötzlich durch einen eisigen Wind ersetzt worden.
    »Ich bitte achttausendmal um Entschuldigung«, sagte er zu den drei Höflingen und legte seine Flügel in die Pose der Höflichen Annäherung – es war eine höfliche Geste, die von den meisten Menschen erkannt wurde, auch wenn sie streng genommen nicht im richtigen Kontext verwendet wurde -, dann entfernte er sich von der Gruppe.
    Simon Boyd war einer älteren Matrone in die Finger geraten, die sich alle Mühe gab, ihn ihrer Enkelin vorzustellen. Als er Mya’ar näher kommen sah, konnte er sich von ihr befreien und sich bei einem Holoporträt von Natan Abu Bakrs verstorbener Ehefrau, der reizenden Aliya, das in einen Alkoven in einer Ecke projiziert wurde, mit dem esGyu’u treffen.
    »Ich bitte achttausendmal um Entschuldigung«, sagte Mya’ar abermals, nun in der Hochsprache. »Ich hoffe, ich habe Sie nicht bei

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