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Der dunkle Kreuzzug

Der dunkle Kreuzzug

Titel: Der dunkle Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Hunt
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etwas Wichtigem gestört.«
    »Nichts, was nicht hätte gestört werden dürfen«, antwortete Simon. »Stimmt etwas nicht?«
    Mya’ar hatte seine Flügel zum Mantel der Wachsamkeit geformt. »Ich habe einen esGa’uYe wahrgenommen.«
    »Hier? Auf der Party?«
    »Das glaube ich nicht. Auf der Insel ganz sicher, aber nicht hier. Es ist ein Mächtiger.«
    »Jemand, den Sie kennen?«
    »Ich glaube, ja. Ich vermute, es ist Der-der-Webt, aber ich benötige Ruhe, um meditieren zu können. Wenn Sie mich bei den anderen entschuldigen könnten, dann werde ich mich nach draußen begeben. Nehmen Sie auch bitte Kontakt mit unseren Büros auf und informieren Sie sie über die Situation.«

    »Wir werden Hilfe benötigen«, sagte Stone, öffnete die Hand und ließ einen weiteren farbigen Ball erscheinen. Er warf ihn gegen die Wand, woraufhin das Bild eines dritten Mannes Gestalt annahm.
    Der Neuankömmling trug einen konservativen Anzug, der seit einem Jahrhundert aus der Mode war, und schien verärgert, als hätte man ihn mitten in einer wichtigen Arbeit gestört.
    »Nic, ich möchte Ihnen gern Ichiro Kanev vorstellen. Professor Kanev, diese KI basiert auf …«
    »Ich weiß, worauf sie basiert«, unterbrach Kanev ihn. Er begab sich zu Nic und ging einmal um ihn herum, als würde er Erscheinungsbild, Haltung, Einstellung inspizieren – die gesamte Präsentation der KI, die vor ihm stand. »Das ist also mein Nachfolger.«
    »Nicht nach Ihrem Geschmack, Professor?«, fragte Nic.
    »Meine Programmierung sagt, dass man sich hier gewisse Freiheiten erlaubt hat. Hmm, tja, viel kann man da nicht machen: nur ein paar Gemälde, natürlich keine Stimmaufzeichnung … Aber ich nehme an, dass ein florentinischer Dialekt aus dem sechzehnten Jahrhundert sich nicht für den Imperialen Hof eignet.«
    »Ganz genau.« Nic wandte sich Stone zu. »Ich nehme an, es gibt einen bestimmten Grund für das hier.«
    »Ich habe Professor Kanev hergeholt, damit er Ihnen hilft«, erklärte Stone. »Sie werden einen Bibliothekar benötigen.«
    »Meine Software ist dieser Aufgabe mehr als gewachsen«, gab Nic zurück. »Sie umfasst alles, was Commander St. Giles in das Kanev-Programm aufgenommen hatte. Ihn brauche ich nicht.«
    »Es ist alles eine Frage der Perspektive«, antwortete Stone. »Sie benötigen nicht seine Rechenkapazitäten, aber Sie benötigen seine Persönlichkeit, um außerhalb Ihres eigenen Selbst arbeiten zu können.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Das ist ganz einfach«, meinte Stone und lächelte so, dass man seine Zähne sehen konnte. »Es gibt hunderte, vielleicht sogar tausende Kopien Ihrer KI, die überall im Sol-Imperium und auch außerhalb eingesetzt werden. Es ist Ihnen nicht möglich, mit allen
von ihnen direkt zu kommunizieren. Kopien werden in regelmäßigen Abständen per Kom-Strahl übermittelt, Sie sammeln die Daten, die von diesen KIs eintreffen. Mehrere Vergleichsroutinen erledigen dies. Manche Leute sind aber der Ansicht, dass ein empfindungsfähiges Bewusstsein das Ergebnis einer Zusammenfassung von Erfahrungen ist – die Vorstellung, Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Anstatt zwei Versionen Ihrer Hauptidentität zu nehmen und sie zu verschmelzen, werde ich Ihnen eine ungewöhnliche Gelegenheit bieten: eine Verschmelzung aller Versionen Ihrer Identität auf einmal. Professor Kanev« – Stone deutete auf die andere KI, die sich abgewandt hatte, um ein Porträt an der Wand zu betrachten – »wird Ihnen dabei wie ein Bibliothekar helfen, das Material zu sichten und zu organisieren, während Sie beschäftigt sind.«
    »Beschäftigt?«
    »Sie erwarten doch nicht, dass diese Verschmelzung schmerzlos verlaufen wird, oder?«
     
    Von Turtle Bay aus waren die Koolau-Gipfel – die hier auf Hawaii als »das Pali« bekannt waren – in weiter Ferne zu sehen, dort wo sie sich in südöstlicher Richtung erstreckten; sie trennten die dem Wind zugewandte Seite von Oahu von der nach Honolulu gewandetn. Das Pali war für die Geografie der Insel so wichtig, dass der lokale Dialekt die üblichen Himmelsrichtungen durch mauka (also »zu den Bergen hin«) und makai (»zum Ozean hin«) ersetzte. Die Begriffe gehörten zur Standardsprache am Hof, wo Höflinge – auch die eben erst eingetroffenen – solche heimischen Begriffe in ihre Unterhaltungen einfließen ließen, um ihren Status zu unterstreichen.
    Mya’ar fühlte, wie sein gyu’u ihn in die mauka -Richtung zog. Irgendwo im Landesinneren nahm er einen Diener von

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