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Der dunkle Punkt

Der dunkle Punkt

Titel: Der dunkle Punkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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raffiniert. Natürlich ist es kalter Tee. Was haben Sie denn erwartet?«
    »Kalten Tee.«
    »Na, dann brauchen Sie sich doch nicht aufzuregen.«
    »Ich rege mich ja gar nicht auf.«
    »Die meisten tun’s.«
    Aus meiner Rocktasche zog ich unauffällig einen Fünfdollarschein, zeigte ihn ihr, faltete ihn ganz klein zusammen und schob meine Hand langsam über den Tisch. »Ist Marilyn heute abend da?«
    »Ja. Das Mädel da drüben am Klavier, das ist Marilyn. Sie beaufsichtigt uns und dirigiert uns an die verschiedenen Tische.«
    »Hat Marilyn Sie hergeschickt?«
    »Ja.«
    »Was würde passieren, wenn wir Streit miteinander bekämen?«
    »Das kommt nie vor. Zum Streiten gehören zwei, und solange Sie mich zum Trinken einladen, ist alles okay. Bestellen Sie keine Drinks mehr für mich und werden Sie ungemütlich, dann geh’ ich einfach weg.«
    »Angenommen, wir zwei vertragen uns nicht.«
    »Dann würden Sie mich auch nicht einladen, stimmt’s?«
    »Vermutlich nicht.«
    Sie grinste. »Eben. Wenn ein Mädel merkt, daß es überflüssig ist, verschwindet es unauffällig. Auf diese Art gibt’s keinen Krach.«
    »Würde Marilyn Sie zurückschicken?«
    »Nein. Zuerst würde sie’s mit einem anderen Mädel probieren, und falls das auch nicht zieht, würde sie Sie in Frieden lassen. Wenn das Lokal allerdings überfüllt ist und Ihr Tisch für andere Gäste gebraucht wird, wird man Sie auf die ruhige Tour ‘rausekeln. Ist es das, was Sie wissen wollten?« Ihre Hand glitt langsam auf die meine zu.
    »In etwa. Wie heißen Sie?«
    »Rosalind. Was wollen Sie sonst noch?«
    »Könnten Sie Marilyn dazu veranlassen, hierherzukommen und sich an meinen Tisch zu setzen?«
    Sie kniff nachdenklich die Augen zusammen und sah sich um. »Ich glaube, das ließe sich machen.«
    »Wie?«
    »Ich würde ihr sagen, daß Sie sich in sie verschossen haben und andauernd zu ihr ‘rüberstarren und daß es bei Ihnen was zu verdienen gibt. Wir bekommen nämlich Prozente, und wenn das Geschäft flau ist, reißen wir uns um die guten Kunden.«
    »Sie meinen also, Marilyn würde darauf anbeißen?«
    »Ich könnte es jedenfalls versuchen.«
    Ihre Finger berührten meine Hand, und der Fünfdollarschein wechselte seinen Besitzer.
    »Sonst noch was?« fragte sie.
    »Ist Marilyn eine gute Kraft?«
    »Oh, sie ist soweit in Ordnung, aber in den letzten vier, fünf Wochen hat sie ziemlich nachgelassen. Sie vergaffte sich in einen Gast, und der wollte nichts von ihr wissen. Ein Mädel in unserem Beruf darf sich nicht verlieben.«
    »Wie wird man am besten mit ihr fertig? Was muß man tun, um bei ihr Eindruck zu erzielen?«
    »Bei Marilyn?«
    »Ja.«
    Sie grinste. »Das ist doch kinderleicht. Spendieren Sie ihr möglichst viele Drinks und stecken Sie ihr heimlich ein paar Dollar zu. Bargeld lacht, und Marilyn ist auf Geld versessen.«
    »Aber in den Burschen, den Sie gerade erwähnten, dürfte sie sich wohl kaum verliebt haben, weil er sie zum Trinken einlud, oder?«
    »O nein. Ein Gast, der die Spendierhosen anhat, ist für sie nur ein Trottel, den man ausnehmen kann. Hören Sie mal, Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich Ihnen einen Wink gebe?«
    »Natürlich nicht. Im Gegenteil.«
    »Sie sind ein netter Kerl, sonst würde ich’s Ihnen nicht sagen. Nehmen Sie sich vor Marilyn in acht.«
    »Ich möchte etwas von ihr.«
    »Um so schlimmer. Lassen Sie sich nicht mit ihr ein.«
    »Es handelt sich nur um ein paar Informationen.«
    »Ach so.«
    Wir schwiegen. Ich winkte den Kellner heran, gab ihm noch einmal einen Dollar und einen Vierteldollar Trinkgeld und sagte: »Bringen Sie der Dame noch einen Whisky.«
    »Das hätten Sie nicht tun sollen«, belehrte sie mich, als der Kellner sich entfernt hatte.
    »Warum denn nicht?«
    »Weil Marilyn nicht auf den Schwindel ‘reinfällt, wenn Sie mir zu viele
    Drinks spendieren. Sie weiß verdammt genau, daß es mir schnuppe ist, wen Sie anstarren, solange Sie mich zum Trinken einladen.«
    »Die Prozente sind die Hauptsache, wie?« fragte ich lächelnd.
    »Sicher. Ich bin nett, solange was dabei herausspringt. Oder bilden Sie sich etwa ein, es wäre Liebe auf den ersten Blick?«
    Ich lachte.
    »So komisch ist das eigentlich gar nicht«, fügte sie etwas wehmütig hinzu. »Sie sind ein feiner Kerl, das hab’ ich gleich gemerkt. Männer, die uns wie Damen behandeln, erkennt man immer sofort... Jetzt passen Sie auf, Marilyn dreht sich um. Los, starren Sie sie an. Ich tue so, als wäre ich böse.«
    Mit betontem Interesse

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