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Der dunkle Punkt

Der dunkle Punkt

Titel: Der dunkle Punkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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noch nicht fünf Minuten später hat man einen netten Mann kennengelernt. Niemand findet was dabei. In jeder anderen Stadt würde man sich den Mund darüber zerreißen, und der Mann würde das Mädchen für ein Flittchen halten und auch so behandeln. In New Orleans will sich jeder nur amüsieren, mehr nicht.«
    Der Kellner brachte die Cocktails. Wir stießen miteinander an und nahmen einen Probeschluck. Der Kellner wartete stumm auf weitere Bestellungen.
    »Bringen Sie mir ein paar Austern mit reichlich Cocktailsauce, etwas Meerrettich und Zitrone«, sagte ich, »danach einige Garnelen, Zwiebelsuppe, ein sechs Zentimeter dickes Steak, das nur leicht gegrillt ist, Pommes frites, gebratene Zwiebeln, ein paar Scheiben Toast mit viel Butter und einer Spur Knoblauch, eine Flasche Chablis auf Eis, eine Portion Eiscreme, eine Tasse schwarzen Kaffee und zuletzt die Rechnung.«
    Der Kellner zuckte nicht mit der Wimper. »Sehr wohl, Sir. Sie werden bestimmt zufrieden sein.«
    »Was möchten Sie?« fragte ich Roberta.
    »Bitte dasselbe.«
    Ich nickte dem Kellner zu, wartete, bis die grünen Vorhänge hinter ihm zugefallen waren, und schoß plötzlich die Frage ab: »Wo waren Sie Donnerstag nacht um halb drei?«
    »Wenn ich Ihnen erzähle, was in dieser Nacht passiert ist, werden Sie mir’s nicht glauben.«
    »So schlimm?«
    »Ja.«
    »Na, wir werden ja sehen.«
    »Also, es war mir gelungen, Nostrander fast zwei Jahre lang aus dem Wege zu gehen. Vielleicht glaubte er sogar, ich wäre gar nicht mehr in New Orleans. Dann kam er mir eines Tages doch auf die Spur und stand plötzlich vor meiner Tür. Sie haben diesen denkwürdigen Moment ja miterlebt. Ich war gar nicht begeistert, das können Sie mir glauben, und Ihre Anwesenheit machte alles noch schlimmer. Nostrander war nämlich krankhaft eifersüchtig, und die ewigen Szenen hatten ihn mir auch so widerwärtig gemacht. Wenn ich mit jemand anders ausging oder nur mit einem anderen tanzte, dann führte er sich auf wie ein Verrückter. Er war sicher ein sehr kluger Mensch, aber für meinen Begriff hatte er manchmal nicht alle Sinne beieinander. Die Frau, die ihn jemals geheiratet hätte, konnte einem wahrhaftig leid tun. Er hätte vermutlich auch den Milchmann und den Briefträger verdächtigt.«
    »Haben Sie ihn deshalb nicht in die Wohnung gelassen?«
    »Natürlich. Als er Sie erblickte, quollen ihm ja förmlich die Augen aus dem Kopf. Ich dachte schon, er würde auf der Stelle überschnappen und irgendwas ganz Verzweifeltes anstellen. Deshalb bugsierte ich ihn auf den Korridor hinaus und sagte ihm, ich hätte Sie noch nie zuvor gesehen, es handelte sich nur um etwas Geschäftliches. Natürlich glaubte er mir kein Wort. Er fuchtelte mit seinem Revolver herum, erklärte, er würde zuerst mich und dann sich selbst töten, ich hätte kein Herz, kurz, wir waren genau wieder da angelangt, wo wir vor zwei Jahren aufgehört hatten. Weil ich der Sache ein Ende machen und ihn schnell loswerden wollte, versprach ich ihm, am Abend mit ihm auszugehen.«
    »Wahrscheinlich quetschte er Sie über mich aus?«
    »Sicher.«
    »Was erzählten Sie ihm?«
    »Na, die Wahrheit natürlich: daß Sie Privatdetektiv wären und Erkundigungen über einen Mann namens Smith einzögen.«
    »Daraufhin wollte er alles über Smith wissen, wie?«
    »Ja. Man brauchte nur den Namen eines Mannes vor ihm zu erwähnen, schon wurde er ungemütlich. Es war zum Auswachsen. Ich sagte ihm, Smith wäre ein Bekannter von Edna.«
    »Das spielte sich also alles in den drei oder vier Minuten draußen auf dem Korridor ab?«
    »Nein, später. Als wir vor der Tür standen, sagte ich ihm lediglich, ich hätte keine Zeit, mich länger mit ihm herumzuzanken. Ich müßte Sie zunächst mal loswerden, wenn ich mit ihm ausgehen wolle. Er erklärte sich daraufhin bereit, zu warten.«
    »Moment mal. Dieser Punkt interessiert mich. Wo hat er eigentlich gewartet?«
    »Keine Ahnung. Er sagte nur, er würde draußen warten und wiederkommen, sobald Sie weg wären.«
    »Kam er dann zurück?«
    »Selbstverständlich. Höchstens eine Minute, nachdem Sie gegangen waren.« Sie bemerkte meine verblüffte Miene. »Was ist los? Warum machen Sie denn ein so erstauntes Gesicht?«
    »Lassen Sie mich mal nachdenken. Soviel ich mich erinnere, gibt es in dem Haus nur eine Etage mit Wohnungen. Sie liegen zu beiden Seiten des Korridors, und der Korridor erstreckt sich völlig gradlinig über die gesamte Länge des Gebäudes. Im Erdgeschoß befindet sich nur ein

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