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Der dunkle Ritter (German Edition)

Der dunkle Ritter (German Edition)

Titel: Der dunkle Ritter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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diese ärgerliche Tatsache. Der Priester segnete das Essen und verwickelte Sir Cabal dann sofort in ein Gespräch über seine Zeit auf dem Kreuzzug, bedrängte ihn nach Einzelheiten über die herbe Schönheit des Heiligen Landes. Der Ritter beantworte te seine viele n Fragen über religiöse Orte und berühmte Reliquien, schien dabei aber an seiner Mahlzeit interessierter zu sein als an einer Unterhaltung über seine Erfahrungen in der Fremde.
    »Mir wurde berichtet, dass die Schätze der vielen Tempel von Akkon den Geist erschrecken«, sagte Father Bryce enthusiastisch. »Stimmt es, dass die Wände der Moscheen der Sarazenen mit purem Gold bedeckt sind?«
    Sir Cabal trank von seinem Ale und zuckte unverbindlich die Achseln. »Das weiß ich nicht, Father. Als die englischen Schiffe Palästina erreichten, hatte die Stadt fast zwei Jahre lang im Mittelpunkt der Schlacht zwischen den Sarazenen und den christlichen Armeen gestanden. Die meisten Gebäude waren von den Deutschen und den Franzosen geplündert worden. Es war nicht mehr viel von Akkon übrig, als wir dort eintrafen, und noch weniger, als wir wieder gingen.«
    Der Priester seufzte. »Eine Schande, sicherlich. Aber zieht Trost aus der Gewissheit, dass Ihr für das gekämpft habt, was richtig und gerecht war, mein Sohn. Wenn die Stadt in dem Bemühen zerstört wurde, das Heilige Grab für die Christenheit zu befreien, dann kommt das, so meine ich, der Zerstörung durch den Willen Gottes gleich.«
    »Wie könnt Ihr da so sicher sein, Father?«
    Alle Gespräche verstummten abrupt bei Emmalyns ruhig gestellter Frage. Sie fühlte, wie Bertie ihr die Hand auf den Arm legte, eine sanfte Warnung, ihre Zunge zu hüten, aber Emmalyn missachtete sie. »Wie können wir wissen, was Gott will?«, fuhr sie fort. »Wie kann die Kirche entscheiden, was in Gottes Augen gerecht ist? Sind die Sarazenen und ihr Glaube weniger ehrenhaft als die Christen?«
    Father Bryce blinzelte sie an, wobei er sich vorbeugte, um an Sir Cabal vorbeisehen zu können. Er war verdutzt, und offensichtlich fehlten ihm die Worte.
    »Ihr befürwortet den Kreuzzug nicht, Mylady?«, fragte Sir Cabal.
    »Ich befürworte den Krieg nicht, Mylord, heilig oder nicht heilig. Ich denke, es gibt in jedem Fall wenig zu bewundern, wenn die Zerstörung ganzer Städte gelobt oder das brutale Hinmetzeln unschuldiger Menschen geheiligt wird.«
    »Um Himmels willen, Mylady! Seid vorsichtig mit Euren Bemerkungen«, keuchte der Kaplan und lachte nervös. »Sir Cabal, ich bitte Euch, versucht, Lady Emmalyns derzeitige Verfassung zu verstehen. Der Krieg hat das Leben ihres Gemahls gefordert, und ich fürchte, sie spricht mit zu viel Gefühl über dieses Thema. Ich bin überzeugt, sie will niemanden beleidigen. Bitte, fühlt Euch nicht angegriffen.«
    Der große Ritter zuckte die Schultern. »Schon gut«, bemerkte er und hielt den Blick noch immer auf Emmalyn gerichtet, als wolle er sich überzeugen, dass sie ihm keine Entschuldigung anbot. »Aber mich interessiert, mehr über die Meinungen der Lady zu diesem Thema zu erfahren.« Er beugte sich vor und engte Emmalyn auf ihrem Platz so sehr ein, als wollte er die Unterhaltung zwischen ihnen beiden allein fortsetzen. »Ihr haltet es nicht für ehrenvoll, die Rechte der Christen zu verteidigen, die auf Pilgerreise nach Palästina gehen, Mylady?«
    »Ihre Rechte verteidigen?«, wiederholte Emmalyn atemlos und außerstande, ihren Groll zurückzuhalten, obwohl sie wusste, dass sie mit ihrer Antwort ein Streitgespräch vom Zaun brach. »Ist das die Rechtfertigung der Kreuzritter für ihr Tun?«
    Er schwieg einen Moment und dachte darüber nach. »Da gibt es nichts zu rechtfertigen, Mylady. Wir hatten eine Mission; wir befolgten Befehle.«
    »Das klingt, als hieltet Ihr das Töten für eine ganz einfache Sache, Mylord.«
    »Vielleicht nicht für einfach, aber für unabdingbar.«
    Emmalyn ignorierte das warnende Prickeln, das sie bei seinen leicht dahingesagten Worten empfand. Die tödliche Ruhe in seinem Blick verriet eine Tüchtigkeit und Selbstsicherheit, die sie verstörten. Im Gegensatz dazu hatte ihr Ehemann immer auf Abenteuer und Kampf gebrannt. Garretts grausame Prahlereien und seine herrische Art hatten Emmalyn stets fürchterlich erschreckt, aber irgendwie war Sir Cabals fortgesetzte Gleichgültigkeit zum Thema seines Broterwerbs für Emmalyn sogar noch entsetzlicher. Irgendetwas an seiner unbeschwerten Haltung und seinem gleichmütigen Tonfall ließ sie vermuten, dass er

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