Der dunkle Ritter (German Edition)
Aber seltsamerweise stellte er fest, dass er ihren Zorn respektierte. Ihre Ergebenheit für Fallonmour und dessen Menschen gefiel ihm, vielleicht mehr, als er zugeben wollte.
Und das war ein weiterer Grund, warum er bestrebt sein sollte, sich außerhalb des Turmes zu betätigen, weit weg von ihr. Er musste in seinem Element sein, musste mit dem Schwert in der Hand kämpfen, selbst wenn es nur aus Übungszwecken geschah. Glücklicherweise schien es mit Fallonmours magerer Garnison für ihn in dieser Hinsicht keinen Mangel an Arbeit zu geben.
Die meisten Ritter waren mittleren Alters, und falls Cabals erster Eindruck richtig war, verfügte keiner von ihnen über eine ausreichende körperliche Tüchtigkeit, ganz zu schweigen davon, bereit zu sein, in eine Schlacht zu ziehen. »Sagt mir, dass das nicht die ganze Armee Fallonmours ist, Sir Miles«, sagte Cabal gedehnt, als er sich den Männern näherte.
Der Captain räusperte sich. »Doch, das ist sie, Sir. Zwei Dutzend Männer, so ungefähr, wenn Ihr die Squires mitzählt, die zur Ausbildung hier sind.«
Du lieber Himmel. Kaum dreißig Wachen, bestenfalls, und nach ihrem Aussehen zu urteilen, seit Langem ungeübt im Kampf. Dass die Burg es in den vergangenen drei Jahren geschafft hatte, einem ernsthaften Angriff zu entgehen, war an sich schon ein Wunder, aber zu hoffen, dass diese zusammengewürfelte Ritterschar, die sich vor ihm versammelte, eines Tages eine Armee sein sollte, war mehr als Wahnsinn. Oder absehbarer Selbstmord.
»Ihr habt gewiss gehört, dass dieses Lehen wieder dem König gehört«, wandte er sich an die Männer. »Bis er über einen passenden neuen Lehnsherrn entschieden hat, bin ich von ihm beauftragt, Fallonmour gegen alle Herausforderer zu schützen … den Prinzen und den Bruder Eures vorigen Herrn eingeschlossen. Sollte einer von Euch John oder Hugh de Wardeaux die Gefolgstreue geschworen haben, so sage er das jetzt, um aus dieser Garnison entlassen zu werden.«
Als niemand sich meldete, ergriff Sir Miles für sie alle das Wort. »Wir haben den Eid auf diese Burg geschworen, Sir Cabal. Jeder von uns würde sein Leben für Fallonmour lassen, und ebenso für Lady Emmalyn.«
»Man könnte von Euch verlangen, genau das zu tun«, entgegnete Cabal. »Ich erwarte, dass de Wardeaux, sobald er vom Ableben seines Bruders erfährt, keine Zeit verschwenden und seine Truppen nach Fallonmour führen wird, um den Besitz im Namen von Prinz John für sich zu fordern. Unser König will nicht, dass das geschieht. Und was das angeht, Lady Emmalyn auch nicht.«
»Lasst doch de Wardeaux kommen!«, rief einer der Männer enthusiastisch. »Wir werden bereit sein!«
Sir Miles’ Erwiderung ließ länger auf sich warten und klang entschieden nicht ganz so kühn. »Wie viele Männer wird er anführen, Sir Cabal, was schätzt Ihr?«
»Eure Schätzung ist so vage wie meine. Aber es werden mit Sicherheit mehr und besser ausgebildete Männer sein, als Hugh auf Fallonmour anzutreffen erwartet.«
Der alte Captain fluchte und senkte die Stimme, um sich ungestörter mit Cabal auszutauschen. »Wardeaux’ Burg ist nur drei Tagesritte von hier entfernt, und Neuigkeiten verbreiten sich rasch. Es wird nicht lange dauern, bis Hugh zu Ohren kommt, dass Fallonmour keinen Lord mehr hat. Genau genommen würde ich annehmen, dass Arlo ihm bereits eine Botschaft geschickt hat, möge seine Verräterseele verrotten.«
Cabal nickte bei den Worten des alten Mannes zustimmend. »Ich habe den Seneschall heute Morgen entlassen. Er hat Fallonmour vor einiger Zeit verlassen; ohne Zweifel reitet er jetzt zu Wardeaux, während wir miteinander reden.«
»Jesus!«, zischte Sir Miles. »Wenn Hugh sich sofort nach Arlos Eintreffen auf den Weg macht, bedeutet das, dass wir weniger als eine Woche Zeit haben, uns auf eine Begegnung mit ihm vorzubereiten, Mylord.«
»Wir müssen davon ausgehen, dass das der Fall sein wird.«
»Aber zweimal so viel Zeit würde nicht ausreichen, eine Armee von auch nur annähernd angemessener Größe auf die Beine zu stellen.« Der Ritter schüttelte verdrießlich den Kopf. »Und wenn wir diese Zeit nicht haben, dann werden wir mehr Männer brauchen.«
»Genau das denke ich auch«, entgegnete Cabal, der wusste, dass ihr größter Vorteil in der Zahl der Männer lag, wenn schon nicht in ihrem Können beim Kampf.
Sir Miles runzelte die Stirn. »Während wir einen Boten aussenden, der Söldner für uns werben soll, wird de Wardeaux vermutlich bereits vor unserer Tür
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