Der dunkle Ritter (German Edition)
Zeit über seinen Plan, am kommenden Tag eine Messe abzuhalten, um Garrett zu ehren und für sein Seelenheil zu beten. Trotz ihrer eigenen Bedenken wollte Emmalyn Garrett diesen letzten Dienst nicht verweigern, aber sie konnte sich kaum mit den verschiedenen Details der Gedenkfeier befassen, wenn Fallonmours Zukunft so gefährlich bedroht wurde.
Als der Geistliche vorschlug, dass die Burgkapelle den ganzen Tag geöffnet bleiben solle, damit die Dörfler und Burgbewohner dem Toten ihren Respekt erweisen könnten, nickte Emmalyn zustimmend, obwohl ihre Aufmerksamkeit eigentlich nur der Ritterschar galt, die jetzt zum Essen in die Große Halle strömte. Unter ihnen befand sich auch Sir Cabal.
Er folgte den Männern in den Saal, sein Gesicht war von der Sonne und der Anstrengung gerötet, und sein dunkles Haar hing ihm zerzaust über den Schultern. Mit einem Blick in Emmalyns Richtung verließ er seine Begleiter und ging auf die Estrade zu. Seine hohe Gestalt überragte die der anderen Männer, die ihr bisher so stark und tüchtig vorgekommen waren. Mit selbstsicheren großen Schritten näherte er sich dem Hohen Tisch. »Guten Abend, Mylady.«
Emmalyn nickte kühl und hoffte, ihr frostiger Gruß würde ihn davon abbringen, auf der Estrade zu verweilen. Diese Absicht wurde im nächsten Augenblick völlig zunichtegemacht, als Father Bryce sich von seinem Sitz erhob und in einer herzlichen Geste in die Hände klatschte.
»Sir Cabal!«, rief er, als begrüße er einen heimkehrenden Helden.
Als der Priester an den Tisch getreten war, hatte er Lobpreisungen zu Ehren des Kreuzritters ausgesprochen und – freilich erfolglos – versucht, Emmalyn zu überzeugen, dass Gott, während Er ihr den Ehemann genommen, ihr an seiner statt einen kühnen Beschützer geschickt habe. Emmalyn war eher der Meinung, dass ein Teufel gegen den anderen ausgetauscht worden war, besonders jetzt, da sie sich wieder einmal der faszinierenden Wirkung des finsteren Kriegers bewusst wurde.
»Ich bin sehr gespannt, von Euren Erfahrungen im Heiligen Land zu hören«, sagte Father Bryce. Und fügte dann zu Emmalyns Entsetzen hinzu: »Kommt, mein Sohn, setzt Euch zum Essen zu uns. Ihr könnt auf meinem Stuhl Platz nehmen.«
Ehe sie eine Entschuldigung vorbringen oder Protest erheben konnte, nahm Sir Cabal das Angebot des Kaplans an. Er stieg die Stufen der Estrade hinauf und setzte sich neben Emmalyn. Seine breite Statur engte sie am Tisch ein, sein Arm drückte fast gegen ihre Schulter. Sie rutschte näher zu ihrer Amme zu ihrer Rechten, aber zu ihrer Bestürzung gab es für sie kein Entrinnen. Sie konnte noch immer die Hitze spüren, die von seinem Körper ausstrahlte, konnte den Moschusgeruch von sauberem männlichem Schweiß, Pferden und Leder riechen. Obwohl sie dagegen ankämpfte, schien jede Faser in ihr auf seine Nähe zu reagieren, schien absolut unfähig zu sein, ihn zu ignorieren.
Ebenso wenig konnte Emmalyn verkennen, wie leicht der gut aussehende Kreuzfahrer das Interesse jeder jungen Frau in der Hal le gewonnen hatte. Nachdem die Pagen die Schalen und Tücher zum Waschen der Hände fortgebracht hatten, begannen die Küchenmädchen, das Essen und die Getränke aufzutragen, wobei die hübschesten von ihnen keine Zeit verschwendeten und zu dem Gast auf der Estrade eilten, um ihn zu bedienen.
»Bier, Mylord?«
»Forelle in Sahne, Mylord?«
In ihrer Eile, den arroganten Ritter zu bedienen, der selbstgefällig auf seinem Stuhl saß, stolperten die beiden Mädchen fast übereinander, während sie ihm seinen Becher und seinen Teller füllten. Die anderen am Hohen Tisch Sitzenden waren bereits von anderen Dienern bedient worden, und nur Sir Cabals Bewunderinnen waren noch geblieben. Emmalyn sah das kichernde flirtende Duo verachtungsvoll an.
»Jane, Nell, kümmert euch jetzt um eure anderen Pflichten. Es gibt noch mehr Leute in der Halle, die darauf warten, bedient zu werden.«
Nell verbeugte sich rasch und ging, aber Jane blieb noch einen Augenblick. Sie warf ihre rote Haarmähne zurück und verabschiedete sich von Sir Cabal mit einem aufreizenden Blick über ihre Schulter, ehe sie von der Estrade hinunterstieg. Emmalyn spürte das Gewicht des immerwährenden Blickes des Ritters neben sich, auch wenn sie sich weigerte, ihn anzusehen. Sie befürchtete, er würde sehen, dass ihre Ungeduld mit den Mädchen genau genommen wenig mit irgendwelchen vernachlässigten Küchenpflichten zu tun hatte.
Father Bryce ersparte ihr weiteres Grübeln über
Weitere Kostenlose Bücher