Der dunkle Ritter (German Edition)
Sicherlich könnt Ihr mir darin zustimmen.«
Cabal stöhnte. Er spürte, dass er so nicht weiterkommen würde. »Ich nehme nicht an, dass Ihr hierbleiben wollt, auch nicht aufgrund dessen, was ich von dieser Angelegenheit halte, nicht wahr?« Eine schmale Augenbraue hob sich, ein Anerkennen der drohenden Sackgasse. Nachgebend warf Cabal ihr einen müden Blick zu. »Ihr werdet die ganze Zeit an meiner Seite reiten und niemals vom Weg abweichen. Sollten wir den Jungen finden, will ich Euer Wort haben, dass Ihr Euch ihm nicht nähern werdet – ganz egal, wie seine derzeitige Verfassung ist – , bis ich entscheide, dass es sicher für Euch ist.«
»Einverstanden.« Ihr Lächeln wirkte gequält, aber leicht triumphierend. »Wenn es sonst nichts weiter gibt, Mylord … «
Da war noch mehr, genau genommen, obwohl er sich nicht erlauben würde, es ihr zu sagen. Er wollte ihr befehlen, eine Haube aufzusetzen, damit er nicht in Versuchung geriet, ihr goldfarbenes Haar zu entflechten und mit den Händen hindurchzufahren. Er wollte ihr sagen, sie solle aufhören, ihn anzulächeln oder ihm auf andere Weise Anlass zu denken geben, dass sie ihn nicht, wie sie es eigentlich tun sollte, von sich stoßen würde, wenn er sie küsste. Er wollte ihr sagen, wie unklug sie handelte, sich wieder in seine Gesellschaft zu begeben, da er sie so sehr begehrte, dass er fast die ganze Nacht wach gelegen und nach ihr gebrannt hatte, nachdem er erfolglos versucht hatte sich einzureden, dass er ihr widerstehen könnte.
Er wollte ihr all diese Dinge und noch mehr sagen, stattdessen jedoch schob er seinen Kiefer vor und packte die Zügel seines Pferdes fester, als er Emmalyn hinaus in den dämmernden Morgen folgte, neben ihr vom Burghof ritt und durch das Dämmerlicht von Fallonmours massivem Festungstor hindurch.
Zwei Stunden Suche nach dem Jungen hatten nicht mehr gebracht als einen Haufen von verfaulenden Apfelgehäusen und einigen kindlichen Schnitzereien im Stamm einer alten Esche. Nach diesem Fund hatten sich die beiden Ritter von Fallonmours Garnison von ihnen getrennt, um der südlichen Begrenzung des Obstgartens zu folgen, während Cabal und Emmalyn an seiner Nordseite entlangritten. Trotz des kläglichen Ergebnisses schien Emmalyn nicht geneigt, die Suche abzubrechen, wie lange sie auch immer dauern würde. Sie nahm jeden mageren Fund als Bestätigung dafür, dass der Junge nicht weit weg sein konnte. Cabal blieb nichts anderes übrig, als voller Zweifel neben ihr herzureiten, seine Augen auf jede Bewegung, sein Ohr auf jeden Laut gerichtet.
Obwohl die Sorge um Emmalyns Sicherheit sein vorrangigster Grund für seine Ablehnung, sie mit auf die Suche zu nehmen, gewesen war – um nicht von der Versuchung zu sprechen, die sie darstellte – , hatte aber auch der Wunsch nach ein wenig Zeit für sich allein eine Rolle gespielt. Der Wunsch nach Raum und Einsamkeit, um nachzudenken. Doch jetzt, viele Yards entfernt von der Burg und mit Emmalyn an seiner Seite, erkannte Cabal ein weiteres Mal, wie angenehm ihre Gesellschaft war.
Obwohl er gegen das Gefühl kämpfte, erfreute es sein Herz, sie anzusehen und ihr Gesicht zu betrachten. Er war zufrieden, ihre Stimme zu hören, die ihm vom Zustand der verschieden en Äcker berichtet e, an denen sie vorbeikamen, und die ihm ihre Hoffnungen verriet, einen guten Gewinn mit der Wolle zu erzielen, die sie nächste Woche auf dem Markt verkaufen wollte.
Ihre Suche führte sie tiefer in den Obstgarten hinein, bis dorthin, wo ein Bach sich seinen Weg durch das Herz des Wäldchens bahnte. Da Cabal wusste, dass die Lady ihre Müdigkeit erst zugeben würde, wenn sie vor Erschöpfung von ihrem Pferd fiel, schlug Cabal vor, eine kurze Rast einzulegen und die Tiere zu tränken. Er glitt aus dem Sattel, trat zu Emmalyn und half ihr vom Pferd.
»All dieses Gerede über Getreide und den Handel muss Euch doch langweilen«, sagte sie, während sie sich die Röcke glattstrich. »Vergebt mir, wenn ich Eure Geduld mit solchen Dingen strapaziere.«
Er lächelte sie an. »Ihr scheint zu denken, dass meine Interessen sich nicht weiter ausdehnen können als auf den Burghof und das Schlachtfeld, Mylady.«
Sie wirkte überrascht. »Tun sie das denn?«
Ohne zu antworten, nahm er eine zusammengerollte Decke hinten von seinem Sattel und reichte sie ihr, ehe er beide Pferde zum Ufer führte. Emmalyn hatte das große Rechteck aus Wolle am grasbewachsenen Ufer ausgebreitet und sich darauf niedergelassen, als er vom Bach
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