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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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seinem Wagen rumgebastelt hatte, und zwar so, dass er dadurch beinahe draufgegangen wäre –, verhält er sich wie ein Irrer. Bis zu einem gewissen Grad natürlich auch schon früher. Aber permanent seit dem Hundescheiße-Tag, wie Arctor diesen Tag seines Wissens nach nannte.
    Eigentlich konnte man ihm deswegen nicht einmal Vorwürfe machen. Etwas Derartiges, überlegte Fred, während er beobachtete, wie sich Arctor müde aus seinem Mantel schälte, würde jeden um den Verstand bringen. Doch die meisten Leute würden nach einiger Zeit wieder einklinken. Nicht so Arctor. Bei ihm wird’s immer schlimmer! Jetzt liest er schon laut Botschaften vor, die gar nicht existieren, und niemand war da, der sie hören könnte. Und noch dazu in einer fremden Sprache.
    Oder will er mich vielleicht nur bluffen? Hat er irgendwie herausgefunden, dass er unter ständiger Überwachung steht, und tut er nur so, als sei er verrückt, um von seinen wirklichen Aktivitäten abzulenken? Oder spielt er einfach nur irgendwelche ausgeflippten Spielchen mit uns?
    Also wenn man mich fragt, dachte Fred, spielt er uns etwas vor. Manche Leute spüren, wenn sie beobachtet werden. Ein sechster Sinn. Nicht Paranoia, sondern ein primitiver Instinkt – was eine Maus hat, jedes gejagte Geschöpf. Es weiß, dass sich jemand anschleicht. Es spürt das. Arctor zieht für uns eine Nummer ab, foppt uns. Aber andererseits – man kann sich da nie ganz sicher sein. Es gibt Bluffs, unter denen sich andere Bluffs verbergen. Und so geht es Schicht für Schicht hinab.
    Der Klang von Arctors Stimme hatte Luckman geweckt. Die Kamera in seinem Schlafzimmer zeigte, wie er sich benommen aufsetzte und lauschte. Dann vernahm er den Lärm, der entstand, als Arctor beim Aufhängen seines Mantels einen Kleiderbügel fallen ließ. Blitzschnell griff Luckman nach der Handaxt, die er immer auf dem Tisch neben seinem Bett liegen hatte, stand auf und bewegte sich mit der Geschmeidigkeit eines Tieres auf die Tür seines Schlafzimmers zu.
    Im Wohnzimmer nahm Arctor gerade die Post vom Kaffeetisch und ging sie durch. Er warf irgendeine Reklamesendung in Richtung Papierkorb, verfehlte ihn aber.
    In seinem Schlafzimmer hörte Luckman das. Er versteifte sich und hob den Kopf, als nähme er eine Witterung auf.
    Arctor, der die Post las, machte plötzlich ein finsteres Gesicht und sagte: »Meine Fresse!«
    Worauf sich Luckman im Schlafzimmer entspannte, die Axt mit einem lauten Klirren beiseite legte, sein Haar glättete, die Tür öffnete und hinaustrat. »Hi. Was gibt’s Neues, Bob?«, fragte er.
    »Ich bin heute am Gebäude der Maylar Microchip Corporation vorbeigekommen«, erwiderte Arctor.
    »Red keinen Scheiß.«
    »Sie machten gerade Inventur. Aber offenbar hatte einer der Angestellten die Inventurlisten am Absatz seines Schuhs nach draußen mitgenommen. Darum hechelte die ganze Belegschaft auf dem Parkplatz herum, mit Pinzetten und einer Unmenge von Lupen. Und einer kleinen Papiertüte.«
    »Gab’s 'ne Prämie für den ehrlichen Finder?« Luckman gähnte und schlug sich mit den Handflächen auf seinen flachen, harten Bauch.
    »Klar hatten die 'ne Belohnung ausgesetzt. Nur hatten sie die auch verloren. Es war nämlich ’n winzig kleiner Penny.«
    »Du siehst ja 'ne ganze Menge merkwürdiger Sachen, wenn du so durch die Gegend fährst.«
    »Nur in Orange County.«
    »Wie groß ist eigentlich das Gebäude dieser Maylar Microchip Corporation?«
    »Knapp drei Zentimeter.«
    »Und was schätzt du, dass es wiegt?«
    »Mit oder ohne Belegschaft?«
    Fred spulte das Band vorwärts. Als ungefähr eine Stunde verstrichen war, hielt er es für einen Augenblick an.
    »… etwa zehn Pfund«, sagte Arctor gerade.
    »Sag mal, wenn das Gebäude nur drei Zentimeter groß ist und nur zehn Pfund wiegt, wie hast du es dann überhaupt bemerkt?«, fragte Luckman.
    Arctor, der jetzt auf der Couch saß und die Füße hochgelegt hatte, erwiderte: »Sie haben ein großes Firmenschild.«
    Jesus, dachte Fred und spulte das Band erneut vorwärts. Nach etwa zehn Minuten stoppte er es wieder.
    »… wie sieht dieses Firmenschild aus?«, fragte Luckman. Er saß auf dem Fußboden und reinigte eine Gras-Box. »Neon oder so? Farben? Ich überleg die ganze Zeit, ob ich’s vielleicht schon mal gesehen hab. Fällt es einem sofort ins Auge?«
    »Hier, ich werd’s dir zeigen.« Arctor langte in die Brusttasche seines Hemds. »Ich hab’s mitgebracht.«
    Wieder schaltete Fred auf Schnellvorlauf.
    »… weißt du

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