Der dunkle Schirm
Seite des Tisches schrieb der vage Fleck immer weiter, übertrug Kennziffern aus einer Inventarliste in die dafür vorgesehenen Formblätter – die Kennziffern jener elektronischen Spielereien, über die Fred würde verfügen können, sobald Hanks Vorhaben von oben abgesegnet war, und mit denen sich ein lückenloses, auf dem modernsten Stand der Technik befindliches Überwachungssystem installieren ließ. Gerichtet auf sein eigenes Haus. Und auf ihn selbst.
Seit über einer Stunde arbeitete Jim Barris nun schon daran, einen Schalldämpfer zu fabrizieren, der nur aus Haushaltsmaterialien bestand, die nicht mehr als elf Cent kosteten. Und jetzt hatte er es fast geschafft – mit Alufolie und einem Stückchen Schaumgummi. In der nächtlichen Dunkelheit von Bob Arctors Hinterhof, zwischen all dem Unkraut und dem Abfall, machte er sich nun bereit, die Pistole mit dem Schalldämpfer Marke Eigenbau abzufeuern.
»Die Nachbarn werden’s hören«, sagte Charles Freck unbehaglich. Er sah überall erleuchtete Fenster, Fenster, hinter denen Leute in die Glotze starrten oder sich Joints drehten.
Luckman, der im Schatten herumlungerte und alles beobachtete, ohne selbst sichtbar zu sein, murmelte: »In diesem Viertel rufen die nur die Bullen, wenn ein Mord passiert.«
»Wozu brauchst du überhaupt einen Schalldämpfer?«, fragte Freck Barris. »Ich meine… äh… die sind doch illegal, oder?«
Barris sah ihn düster an: »In einer Zeit wie dieser, da die Gesellschaft degeneriert ist und die Gottlosigkeit unter den Menschen um sich greift, braucht jeder aufrechte Mann, der etwas auf sich hält, eine Pistole, um sich zu schützen. Und er sollte sie ständig bei sich tragen.« Er kniff die Augen zusammen und feuerte die Pistole ab. Ein gewaltiger Knall ertönte, der sie alle vorübergehend taub machte. In weit entfernten Vorgärten begannen Hunde zu bellen.
Lächelnd wickelte Barris die Alufolie von dem Schaumgummi ab; er schien amüsiert zu sein.
»Mann, das is ja ’n toller Schalldämpfer«, sagte Freck und fragte sich, wann wohl die Bullen kommen würden. Mit einer ganzen Armada von Wagen.
»Wirklich faszinierend«, erklärte Barris und zeigte Freck und Luckman die schwarz angesengten Stellen im Schaumgummi. »Er hat den Sound verstärkt, statt ihn zu dämpfen. Aber ich hab den Dreh jetzt raus. Im Prinzip jedenfalls.«
»Wie teuer ist so eine Pistole eigentlich?«, wollte Freck wissen. Er selbst hatte noch nie eine Pistole besessen. Hin und wieder hatte er ein Messer gehabt, aber irgendwer hatte es ihm immer gestohlen, einmal sogar eine Braut, während er gerade im Badezimmer war.
»Nicht besonders«, erwiderte Barris. »Gebraucht ungefähr dreißig Dollar. Die hier ist gebraucht.« Er hielt die Waffe Freck hin, der sofort nervös zurückwich. »Ich verkaufe sie dir. Du solltest wirklich eine Pistole haben, damit du dich gegen all die Typen schützen kannst, die dir was antun wollen.«
»Soll ja 'ne ganze Menge davon geben«, warf Luckman ein. »Ich hab kürzlich in der L.A. Times gelesen, dass jeder, der Freck erfolgreich eins verpasst, ’n Transistorradio kriegt.«
»Ich tausch’s dir gegen ein Borg-Warner-Tacho«, sagte Freck.
»Das du aus der Garage unten an der Straße gestohlen hast.«
»Na, und wenn schon. Vielleicht ist ja auch die Knarre gestohlen.« Praktisch alles, was irgendwie wertvoll war, war ursprünglich irgendwem geklaut worden – erst der Diebstahl bewies, dass etwas einen Wert hatte. »Und überhaupt hat der Typ unten an der Straße das Tacho zuerst geklaut. Es hat vielleicht fünfzehnmal oder so den Besitzer gewechselt. Ich meine, das ist ja auch wirklich ein supercooles Tacho.«
»Woher weißt du, dass er es geklaut hat?«, fragte Luckman.
»Zur Hölle, Mann, er hat acht Tachos da in seiner Garage, und an allen baumeln noch die abgeschnittenen Kabel rum. Was würde er sonst mit ihnen tun, mit so vielen, meine ich? Wer geht denn los und kauft sich acht Tachos?«
Luckman wandte sich Barris zu: »Ich dachte, du wärst mit dem Cephskop beschäftigt. Bist du schon fertig damit?«
»Ich kann nicht pausenlos Tag und Nacht daran arbeiten«, erwiderte Barris. »Ich muss da manchmal einfach 'ne Pause machen.« Er schnitt mit seinem Taschenmesser noch ein Stück Schaumgummi ab. »So – das nächste Modell wird völlig lautlos sein.«
»Bob denkt, du würdest sein Cephskop reparieren«, sagte Luckman. »Er liegt da in seinem Zimmer und stellt sich das vor, während du hier draußen rumstehst
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