Der dunkle Schirm
in Anspruch nehmen – und es sind auch keine physischen Unannehmlichkeiten damit verbunden.«
»Was die Rede angeht, die ich gehalten habe…«, sagte Fred.
»Wir führen diese Untersuchungen durch«, unterbrach ihn der medizinische Beamte, während er sich setzte und einen Stift und ein paar Formulare hervorkramte, »weil ein vor kurzem vorgelegter Regierungsbericht gezeigt hat, dass in unserem Zuständigkeitsbereich in den letzten Monaten mehrere Undercover-Rauschgiftermittler in Kliniken für neurale Aphasie eingewiesen wurden.«
»Sie sind sich der Tatsache bewusst, dass Substanz T in hohem Maße süchtig macht?«, fragte der andere dann.
»Sicher. Natürlich bin ich mir dessen bewusst.«
»Wir werden Ihnen jetzt diese Tests vorlegen«, sagte der medizinische Beamte auf dem Stuhl. »Und zwar beginnen wir mit einem Test, den wir den Objekt-Hintergrund-Test…«
»Sie glauben, dass ich süchtig bin?«, fiel ihm Fred ins Wort.
»Ob Sie süchtig sind oder nicht, ist eine zweitrangige Frage, da wir ohnehin damit rechnen, dass die bei der Army für chemische Kriegsführung zuständige Abteilung in den nächsten fünf Jahren ein Gegenmittel finden wird. Bei diesen Tests geht es nicht um die suchtbildenden Eigenschaften von Substanz T, sondern um – na, am besten lege ich Ihnen jetzt diesen Test vor, mit dessen Hilfe sich Ihre Fähigkeit messen lässt, ein Objekt von seinem Hintergrund zu unterscheiden. Sehen Sie dieses Diagramm?« Der medizinische Beamte legte eine voll gekritzelte Karte auf den Tisch. »Inmitten dieser scheinbar bedeutungslosen Linien verbirgt sich ein vertrautes Objekt, das jeder normale Mensch eigentlich erkennen müsste. Und Sie sollen mir nun sagen, worum es sich bei diesem…«
Item: Im Juli 1969 veröffentlichte Joseph E. Bogen seinen revolutionären Aufsatz ›Die andere Seite des Gehirns: Das appositionelle Denken‹. In diesem Aufsatz zitierte er einen in der Fachwelt völlig unbekannten Dr. A. L. Wigan, der bereits 1844 geschrieben hatte:
Der Geist ist seinem Wesen nach zweigeteilt, wie das Organ, dem er entspringt. Diese Idee hat sich mir aufgedrängt und ich habe mich mehr als ein Vierteljahrhundert eingehend damit beschäftigt, ohne dass es mir gelungen wäre, einen einzigen validen oder auch nur plausiblen Einwand zu finden. Daher glaube ich, beweisen zu können: (1) Dass jede Gehirnhemisphäre als Organ des Denkens ein eigenständiges, in sich vollendetes Ganzes ist. (2) Dass in jeder der beiden Hälften des Cerebrums simultan voneinander unabhängige Prozesse des Denkens oder Rationalisierens vonstatten gehen können.
In seinem Aufsatz folgerte Bogen daraus: »Ich bin (wie Wigan) der Ansicht, dass jeder von uns zwei Persönlichkeiten in einer Person vereinigt. Natürlich wirft diese Hypothese eine Unzahl von Einzelfragen auf, die noch beantwortet werden müssen. Aber in erster Linie gilt es, dem Haupteinwand gegen Wigans Theorie entgegenzutreten – nämlich dem uns allen eigenen subjektiven Empfinden, dass jeder Mensch in sich eine unauflösliche Einheit ist. Dieser Glaube an die menschliche Ganzheit wird in der westlichen Kultur nach wie vor hochgehalten…«
»… Objekt handelt. Und zeigen Sie uns bitte, wo genau es sich innerhalb des Feldes befindet.«
Ich werde hier für dumm verkauft, dachte Fred. »Was soll das alles eigentlich?«, sagte er laut, wobei er nicht das Diagramm, sondern den medizinischen Beamten ihm gegenüber anstarrte. »Ich wette, Sie machen das nur wegen der Rede vor dem Lions Club?« Er hatte daran keinen Zweifel.
Der medizinische Beamte erwiderte: »Bei vielen von denen, die Substanz T nehmen, tritt eine Spaltung zwischen der rechten und der linken Hemisphäre des Gehirns auf. Das führt zu einem Verlust der Fähigkeit zur angemessenen Gestalt-Wahrnehmung, ein Defekt innerhalb des perzeptiven wie auch des kognitiven Systems, obwohl das kognitive System scheinbar weiterhin normal funktioniert. Doch die Daten, die das kognitive System nun vom perzeptiven System empfängt, sind durch diese Spaltung deformiert, so dass auch das kognitive System nach und nach versagt, immer weiter verfällt. Haben Sie also das vertraute Objekt in diesem Diagramm ausfindig gemacht? Können Sie es mir zeigen?«
»Sie meinen damit aber nicht die Ablagerung von Schwermetallen in den Synapsen, dort, wo die Nervenimpulse weitergeleitet werden, nicht wahr? Irreversible…«
»Nein«, sagte der medizinische Beamte, der neben dem Tisch stand. »Es ist kein
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