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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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direkt vor einen Lastwagen. Und ich behaupte einfach, dass er sich befreien wollte und zu springen versuchte. Passiert ja immer wieder.
    Denn wenn ich das nicht mache, dann kann ich nie wieder etwas essen oder trinken, was offen im Haus gestanden hat, und Luckman und Donna und Freck auch nicht. Oder wir krepieren alle an Pilzvergiftung und Barris sagt hinterher aus, dass wir draußen im Wald herumgekrochen seien und wahllos Pilze gepflückt und gegessen hätten, obwohl er, Barris, versucht hätte, uns davon abzuraten, aber wir hätten ja nicht auf ihn hören wollen, weil wir nie aufs College gegangen sind.
    Selbst wenn die Gerichtspsychiater feststellen, dass er vollkommen ausgebrannt und verrückt ist, und ihn für immer in die Klapsmühle stecken, wird schon jemand tot sein. Donna etwa. Vielleicht wird sie hereinspaziert kommen, voll auf einem Hasch-Trip, weil sie mich und die Frühlingsblumen sucht, die ich ihr versprochen habe, und Barris wird ihr ein Stück Kuchen anbieten, den er nach einem Spezialrezept selbst gebacken hat, und zehn Tage später wird sie sich mit Schaum vor dem Mund in Todesqualen winden, auf irgendeiner Intensivstation – doch auch die Ärzte dort werden ihr nicht mehr helfen können.
    Wenn das passiert, werde ich ihn in der Badewanne in Drano kochen, in heißem Drano, bis nur noch Knochen übrig bleiben, und dann die Knochen per Post verschicken, an seine Mutter oder seine Kinder oder was für Verwandte er auch immer haben mag, und wenn er keine hat, dann werde ich die Knochen eben herumstreunenden Hunden geben. Nur mein Mädchen wird trotzdem längst seinem heimtückischen Anschlag zum Opfer gefallen sein…
    Entschuldigt bitte, wandte er sich in einer Phantasie-Nummer, die er jetzt in seinem Kopf abspulte, an die beiden anderen Jedermann-Anzüge im Kontrollzentrum, wo bekomme ich um diese Uhrzeit noch eine Hundert-Pfund-Dose Drano?
    Was ist das alles nur für eine Scheiße, dachte er dann und schaltete die Holos ein, um bei den anderen Anzügen nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen.
    Barris sprach gerade mit Luckman, der zur Vordertür hereingetorkelt war, offensichtlich stockbesoffen. »In den Vereinigten Staaten«, sagte Barris, während Luckman versuchte, die Tür zu seinem Schlafzimmer zu finden, um sich dort hinzuhauen, »gibt es mehr Alkoholsüchtige als sonstige Drogensüchtige. Die Zahl der Hirn- und Leberschäden, die vom Alkohol und den darin enthaltenen Verunreinigungen verursacht…«
    Luckman verschwand, ohne überhaupt mitbekommen zu haben, dass Barris da war. Ich wünsche ihm alles Gute, dachte Fred. Aber gute Wünsche allein werden nicht reichen, jedenfalls nicht mehr lange. Wegen dieses Scheißkerls.
    Doch nun wusste Fred ja Bescheid. Nur: Fred hatte im wahrsten Sinne des Wortes das Nach-Sehen. Außer, dachte er, außer vielleicht, wenn ich die Holo-Bänder rückwärts laufen lasse. Dann werde ich eher da sein, vor Barris. Was ich tue, würde dem vorausgehen, was Barris tut – wenn er, da ich ja zuerst da bin, überhaupt noch dazu kommt, etwas zu tun.
    Und dann tat sich die andere Seite seines Kopfes auf und sprach zu ihm, ganz ruhig, wie ein zweites Ich, das ihm eine Botschaft übermittelte, wie man die ganze Sache viel einfacher handhaben konnte. »Der richtige Weg, um die Geschichte mit dem Schlosser ganz cool über die Bühne zu bringen«, sagte es ihm, »ist, morgen in aller Herrgottsfrühe nach Harbor rüberzufahren und die Rechnung zu begleichen. Tu das zuerst, bevor du irgendwas anderes tust. Erledige das auf der Stelle. Setz an diesem Ende an. Und danach, sobald das erledigt ist, nimm die anderen, ernsteren Probleme in Angriff. Okay?« Okay, dachte er. Auf diese Weise werde ich wieder Boden unter die Füße bekommen. Genau da muss ich ansetzen.
    Er schaltete auf Schnellvorlauf und spulte das Band so lange vorwärts, bis er anhand der Anzeigen vermuten konnte, dass es eine Szene in der Nacht zeigen würde. Alle würden schlafen. Ein guter Vorwand, um an dieser Stelle seinen Arbeitstag zu beenden.
    Alle Lichter im Haus waren gelöscht, die Kameras hatten auf Infrarot geschaltet. Luckman und Barris lagen in ihren Zimmern im Bett. In Arctors Raum war außer Arctor noch eine Braut – beide schliefen.
    Wollen wir doch mal nachsehen, dachte Fred. Connie Irgendwas. Im Computer gespeichert als abhängig von harten Drogen. Das Geld für ihren Stoff verdient sie sich durch Prostitution, außerdem dealt sie auch selbst. Ein geborener Verlierer.
    »Wenigstens musstest

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